Spätes Erwachen aus dem Sommerschlaf

Letzter Rang zum Jahresende und nach 31 Spielen. 9 Punkte Rückstand auf den Vorletzten. Und doch sind die Perspektiven und das Feeling ganz anders als noch vor 10 Tagen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Drei Siege in Serie, die Vertragsverlängerungen von Thomas Bäumle und Simon Lüthi, dazu der Zuzug von Thomas Nüssli – der Pessimismus ist in Langnau einem verhaltenen Optimismus gewichen. Die Massnahmen von Köbi Kölliker, dem neuen Sportchef der SCL Tigers, greifen ebenso wie die Korrekturen an der Mentalität und am Spielsystem, welche das neue Coaching-Duo Alex Reinhard und Konstantin Kurashev vorgenommen haben. Jeder weiss, dass die Playoffs weg sind. Aber die Fans dürfen uns auf tolle Spiele, eine Aufholjagd und auf spannende Playouts freuen, in welche die SCL Tigers als mindestens gleichwertige Teilnehmer steigen werden. Und wer weiss, vielleicht kommt ja in den letzten Runden der Qualifikation doch noch mal so etwas wie Spannung auf, weil bis dahin der Rückstand auf den begehrten 8.Rang etwas kleiner geworden ist. Derzeit sendet Hockey-Country Signale an die Aussenwelt, welche unmissverständlich darauf hin weisen, dass die SCL Tigers auch in der kommenden Saison eine Adresse sein werden, auf die Sponsoren, Spieler und Fans setzen können. Die Ilfishalle wird im kommenden Sommer fertig saniert, so dass ab der Saison 2013/14 im Catering sämtliche Möglichkeiten vorhanden sein werden, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Und Hand aufs Herz: Mit einem solchen Heimstadion muss es auch gelingen, zusätzliche Sponsoren an Land zu ziehen. Das Cattering kann und darf nicht der einzige Bereich sein, in welchem Zusatzeinnahmen generiert werden. Die Tiger haben allein schon wegen ihrer tollen, neuen (bzw. sanierten) Heimstätte viel an nationaler Ausstrahlung gewonnen. Wenn auch die 1. Mannschaft berechtigte Ambitionen auf einen Mittelfeldplatz anmelden kann, so gibt es keinen Grund mehr, welhalb ein Sponsoring der SCL Tigers weniger wert oder weniger effektiv sein sollte, als eines bei der Konkurrenz. Also sollten nationale Sponsoren aufmerksam werden, und bereit sein, in das Eishockey-Unternehmen aus Langnau zu investieren. Die Wege ins Emmental mögen zwar weit sein, und Bescheidenheit mag in unserer Gegend ein geflügeltes Wort sein, was zwar einigen, aber bestimmt nicht allen möglichen Sponsoren gefallen dürfte. Doch wenn es gelingt, den Werbern klar zu machen, dass sich die «Bescheidenheit» nicht im Konsumverhalten der Emmentaler nieder schlägt, sondern lediglich im sympathischen Auftreten neben dem Eis, sollte sich Werbung auch im Grossraum Langnau als sinnvoll erweisen. Hinzu kommt, dass es im Zeitalter von Internet, Fernsehen und Smartphones möglich ist, von jedem beliebigen Ort der Welt in jeden beliebigen andern Ort der Welt auszustrahlen. Damit kann auch ein nationales oder internationales Unternehmen mit Sitz in Irgendwo erfolgreich mit den SCL Tigers Image-Werbung betreiben. Klar ist: Der Verkauf von Sponsoring und Werbung ist etwas schwieriger, wenn man dies aus einer Randregion heraus machen muss. Trotzdem sind den Möglichkeiten im Emmental ebenso wenig Grenzen gesetzt, wie in Zürich, Basel oder Bern.

 

Für die Playouts gesetzt

Es waren zu viele Niederlagen. Sie kosteten nicht nur die Playoffs, sondern auch den Kopf des Langnauer Playoffhelden John Fust. Es sind indes nicht nur die zuletzt drei Siege in Serie, mit Erfolgen gegen gleich beide Playoff-Finalisten der letzten Saison, welche uns im Hinblick auf die wichtigste Phase der aktuellen Spielzeit zuversichtlich stimmen lassen. Nebst den SCL Tigers werden wohl Ambri, die Lakers aus Rapperswil und eine Mannschaft aus dem Trio EHC Biel, HC Lugano und HC Davos die Playouts bestreiten. Trotz neun Punkten Rückstand: Wenn es Alex Reinhard gelingt, die momentane Performance seines Teams aufrecht zu halten, so sind Rang-Gewinne keineswegs ausgeschlossen. In den verbleibenden 19 Spielen sind 9 Punkte Pückstand ein Klacks, und selbst die 14 Punkte auf die Lakers scheinen nicht mehr unüberwindbar. Immerhin haben die Langnauer zwei Spiele weniger als Ambri, und sogar deren drei weniger als die Lakers bestritten. Einzig der Rückstand auf den letzten Playoff-Rang (= 23 Punkte Differenz) ist wohl unüberbrückbar gross.

 

Bereits jetzt lässt sich sagen, dass die Aussichten, auch diesmal den Abstieg in die NLB zu vermeiden, recht günstig erscheinen. Den HC Ambri-Piotta (2 x), Rapperswil und den EHC Biel (je 1 x) haben die SCL Tigers in dieser Saison bereits einmal bezwungen. Das gleiche gilt auch für den HC Lugano, allerdings setzte es gegen die Tessiner auch zwei deftigen Niederlagen ab. Dies war allerdings noch unter der Regentschaft von John Fust, genau gleich wie die beiden Niederlagen gegen den HC Davos, wobei das Spiel vom 25. September (2:3 n.P.) in Davos immerhin einen Punktgewinn einbrachte. Machen die Tiger gegenüber der Konkurrenz in den restlichen Partien der Qualifikation noch Plätze gut, so können sie in den Playout-Halbfinals der Ausmarchung gegen den 9. der Tabelle entgehen, und bereits gegen Ambri oder die Lakers alles klar machen. Gelingt es Alex Reinhard und Konstantin Kurashev, die Form des Teams zu halten, müssen sich die Fans sowieso keine Sorgen machen. Egal gegen wen es geht in den Playouts.

 

Die Tiger sind aus dem Sommerschlaf erwacht. Vor allem im sportlichen, und hoffentlich auch im wirtschaftlichen Bereich.