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Trainerwechsel in Langnau: Gustafsson für Tamfal

Es ist in dieser Saison die erste Trainerentlassung im bezahlten Schweizer Eishockey. Der Tscheche Tamfal wird als Coach der SCL Tigers durch den Schweden Gustafsson abgelöst.

Presse •

Im bezahlten Schweizer Eishockey ist in dieser Saison die erste Trainerentlassung Tatsache. Wegen «unterschiedlicher Erwartungshaltung» trennt sich der SC Langnau vom Tschechen Tomas Tamfal. Der besass beim NLA-Absteiger einen Vertrag bis Frühjahr 2014 und hatte im Mai von Kloten ins Emmental gewechselt. Tamfal wird ersetzt durch Bengt-Åke Gustafsson. Der 55-jährige Schwede hat die Tigers bereits von 1999 bis 2001 als Cheftrainer in der Nationalliga A betreut.

 

Die Mutation im Emmental kommt nicht aus heiterem Himmel, nachdem es im Verkehr zwischen Coach und Fanionteam zu Friktionen gekommen ist. Vor drei Wochen war ein einheimischer Assistent Tamfals verärgert in die Ferien abgereist, ehe Langnau den früheren Kloten-Internationalen Urs Bärtschi als Assistenten engagierte. Auch er verliert nun seine Aufgabe. Ihn ersetzt ebenfalls ein Schwede, der 51-jährige Peter Andersson, der früher im EV Zug und in Kloten gespielt hat.

 

Das neue Duo bringt den Vorteil von Detailkenntnissen der Nationalliga mit. Gustafsson bekleidete ja schon ein Traineramt in der Liga beim ZSC 2010/11, er scheiterte mit den Zürchern im Play-off-Viertelfinal. Zuletzt arbeitete Gustafsson mit relativ wenig Erfolg in der KHL bei Atlant Mytischtschi und in der DEL in Nürnberg.

 

Der Schwede, der mehr als Taktiker denn als Ausbildner gilt, feierte seine grössten Erfolge als Top-Center unter anderem mit den Washington Capitals in der NHL. Als Trainer assistierte er von 1997 bis 2002 dem Schweizer Nationalcoach Ralph Krueger. Ins Pantheon stieg Gustafsson als Coach des schwedischen Nationalteams auf, mit dem er 2006 den WM-Titel und Olympiagold eroberte. Gustafsson ist es gewohnt, mit gut ausgebildetem Personal zu arbeiten, was in Langnau nur bedingt der Fall ist.

 

Im kritischen Fokus bleibt der Geschäftsführer Wolfgang Schickli, der Tamfal an die Ilfis brachte. In dieser Saison hat der SCL bereits ein Try-out und eine Vertragsauflösung mit zwei Tschechen hinter sich. Schickli steht im Ruf, sich mit nur begrenzter Erfahrung im Eishockey gerne in technische Belange einzumischen. Aus dem Fanionteam ist er heuer verbal schon bedroht worden.