Kompensation nötig

Verkaufsargument weg! Weniger Saison-Abos bei den SCL Tigers?

Immer und immer wieder dementierten Peter Jakob und Wolfgang Schickli die Existenz einer Kriegskasse. Dabei war diese im Sommer 2013 das beste Argument beim Verkauf der Saisonabonnemente.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Kriegskasse

War gemäss Tigers-Präsident Peter Jakob immer eine Fata morgana: Die gut gefüllte Kriegskasse

 

Sie tauchte bereits vor dem Abstieg der SCL Tigers in die NLB auf: Die Kriegskasse. Sie sollte bei einem allfälligen Abstieg der SCL Tigers für den möglichst raschen Wiederaufstieg sorgen. Der Abstieg wurde Tatsache. Die halbe Mannschaft verliess das Emmental in Richtung Lausanne, Rapperswil, Zug und Ausland. Doch die Hoffnung, dass mit der Kriegskasse im Verlauf der Saison alles rasch wieder ins Lot, will heissen, die Langnauer Eishockeyaner wieder in die NLA kommen, liess die Fans zuversichtlich werden und Saisonabonnemente en masse kaufen. Träume und Zuversicht sind halt immer noch die besten Verkaufsargumente.

 

Nun ist es aber vorbei mit diesem Verkaufsargument. Die SCL Tigers sind in diesem Frühjahr im Bestreben um den Wiederaufstieg gescheitert, und niemanden scheint dies gross zu kümmern. Den Einen gefällt es in der NLB, die Andern realisieren nicht, wie gross die Chance in der gerade abgelaufenen Saison gewesen wäre, und vor allem – um wie viel schwieriger der Aufstieg in den kommenden Jahren werden könnte. Denn die NLA-tauglichen Spieler werden Langnau zum Ende jeder Saison wieder verlassen. Aktuell sind dies mit Philipp Rytz der produktivste Verteidiger der NLB, mit Raphael Kuonen ein Stürmer, der in der nächsten Saison viel hätte helfen können, und mit Nicholas Steiner ein ebenfalls zuverlässiger Verteidiger. Ein aufstiegfähiges Team aufzubauen, ist so von Saison zu Saison immer wieder eine neue Herausforderung. Da an den Worten von Präsident Peter Jakob nicht gezweifelt werden darf, ist klar, dass auch in der kommenden Saison keine Kriegskasse vorhanden sein wird. Denn wie sollte denn plötzlich eine vorhanden sein, wenn eine Saison zuvor trotz gut 1'000 Zuschauern pro Spiel mehr als budgetiert dafür nicht reichten.

 

Wer die Mär mit der Kriegskasse in die Welt setzte, können wir nicht mehr mit letzter Sicherheit feststellen. Sie wurde erzählt in einem Artikel im Internetportal von 20 Minuten online. Ob der Autor sie erfunden hat, oder ob ihm die Geschichte untergejubelt wurde (und wenn letzteres, von wem), ist jedoch unerheblich. Denn wie üblich sind bei solchen Geschichten immer die Medien schuld. Viel wichtiger ist, dass mit dieser Kriegskässeli-Lüge zweifellos jede Menge Saisonabonnemente verkauft wurden. Und das ist es, was unter dem Stich zählt. So gesehen erweist sich das dauernde in Abrede stellen dieses Kässelis zumindest verkaufstechnisch als nicht gerade clever.

 

Da die Kriegskasse nicht mehr beigezogen werden kann und darf, müssen Peter Jakob und Wolfgang Schickli andere Verkaufsargumente finden, um wiederum ähnliche Zuschauermassen in die Ilfishalle zu locken. Mit Damiano Ciaccio (vom HCC), einem für NLB-Verhältnisse erstklassigen Torhüter und Thomas Nüssli (Thurgau), einem Skorer mit Wasserverdrängung, haben die SCL Tigers bereits zwei namhafte Transfers getätigt. Zudem wird auch Yves Müller vom SC Langenthal ein Tiger. Mit etwas gutem Willen gehen wir davon aus, damit seien die gewichtigen Abgänge kompensiert. Und gemäss der Berner Zeitung sollen noch weitere Transfers getätigt werden. Gelingt es der Führungetage trotz fehlender Kriegskasse, die Hoffnung der Fans aufrecht zu erhalten, damit auch in der Spielzeit 2014/15 durchschnittlich 5'200 Zuschauer die Heimspiele der Langnauer besuchen?