Berner Zeitung, Philipp Rindlisbache

Verlieren verboten!

«Es gibt nichts Schöneres, als die vielen Fans in Lausanne mit einem Sieg zum Schweigen zu bringen», sagt Tigers-Stürmer Etienne Froidevaux vor dem heutigen sechsten Spiel im Waadtland.

Presse •

Wenige Tage ist es her, als Wolfgang Schickli in der Garderobe zu den Langnauer Profis sprach. Der Stärkste solle aufstehen, sagte der Tigers-Geschäftsführer. Captain Simon Moser (187 Zentimeter, 95 Kilo) erhob sich nach kurzem Zögern. Schickli forderte den Nationalspieler auf, ihm eine Ohrfeige zu erteilen. Moser schaute verdutzt, führte den Befehl halbherzig aus. Schickli verlangte mehr Härte, bei der dritten Watsche kam Moser der Forderung nach. Anzumerken gilt es: Schicklis Übername lautet Pitbull.

 

Stellt sich die Frage, weshalb der Ostschweizer freiwillig Schläge einsteckte. Er habe ein Zeichen setzen wollen, meint Schickli. Frei nach dem Motto: «Mit Härte, Konsequenz und Leidenschaft ist Lausanne zu bezwingen und der Abstieg zu verhindern.» Zumindest am Samstag schienen sich die SCL Tigers an diese Worte zu erinnern. Sie arbeiteten den Gegner quasi vom Eis, demonstrierten den grösseren Siegeswillen. «So müssen wir auch auswärts auftreten», konstatiert Schickli. Wie bereits vor drei Tagen gilt heute: Verlieren verboten! Die Tigers liegen in der Serie 2:3 zurück; bei der nächsten Niederlage steigen sie in die zweithöchste Spielklasse ab, nach 15 NLA-Saisons in Folge.

 

Vier vergebene Matchpucks

Für die Langnauer wird es kein Leichtes, im Waadtland zu reüssieren. Die Lausanner entschieden 17 der letzten 20 Heimspiele für sich, die Tigers ihrerseits erzielten in den 2 Auswärtspartien in der Ligaqualifikation nur zwei Treffer – zweimal war es ein Eigentor von Goalie Cristobal Huet.

 

Wenn es um die Realisierung des Aufstiegs ging, zeigte Lausanne in der Vergangenheit aber immer Nerven. Die letzten vier Matchpucks liess der Klub ungenutzt, vor drei Jahren ging das entscheidende Heimspiel gegen Biel 1:4 verloren. Das sei Schnee von gestern, sagt Joël Fröhlicher, «keine Handvoll Spieler der aktuellen Mannschaft war damals dabei». Der Seeländer in Lausanner Diensten gibt aber zu, dass die Equipe dieser Tage oft an die Geschehnisse erinnert würde. «Jeder sollte fähig sein, solche Dinge auszublenden.» Coach Gerd Zenhäusern derweil ist überzeugt, dass der NLB-Meister heute in heimischen Gefilden ganz anders auftreten wird als am Samstag in der Fremde. «Wir haben nach einer schwachen Leistung noch jedes Mal eine Reaktion gezeigt.» Das Stadion ist natürlich längst ausverkauft, 9244 frenetische Zuschauer werden erwartet. Die Malley-Halle werde beben, liess der Lausanner Geschäftsführer Sascha Weibel gegenüber welschen Medien verlauten. Viele wünschen sich wohl, dass am Eingang wie bei Rockkonzerten Oropax verteilt werden. Darauf angesprochen, meint Tigers-Stürmer Etienne Froidevaux: «Es gibt doch nichts Schöneres, als die vielen Fans in Lausanne mit einem Sieg zum Schweigen zu bringen.» Für die Langnauer bleibt zu hoffen, dass heute Abend (Beginn 19.45 Uhr) nicht ihnen der Stecker rausgezogen wird.