Blick, Angelo Rocchinotti

Verwirrung um Tigers-Assistent

Wenn das nur gut kommt. Tigers-Coach Tomas Tamfal holt Hockey-Legende Urs Bärtschi als Assistent ins Emmental. Und das, obwohl er ihm in Kloten fehlende Loyalität vorwarf.

Presse •

 

In Kloten wegen Tamfal gefeuert – in Langnau wegen Tamfal geholt

 

Ein Chef-Coach muss seinem Assistenten vertrauen können und sicher sein, dass dieser in Krisenzeiten nicht am Trainerstuhl sagen wird. Deshalb holte Flyers-Coach Fige Hollenstein den langjährigen Spieler Kimmo Rintanen.

 

Und deshalb verpflichtete Biel-Coach Kevin Schläpfer Lausannes Aufstiegsheld Gerd Zenhäusern. Hollenstein und Schläpfer kennen ihre Assistenten seit über einem Jahrzehnt.

 

Antti Törmänen hingegen wurde 2011 als Assistent von SCB-Coach Larry Huras verpflichtet, obwohl der Finne nicht auf der Wunschliste des Kanadiers stand. Huras wurde keine zwei Monate später durch Törmänen ersetzt – und witterte nach seiner Entlassung eine Verschwörung.

 

Kurioses spielt sich jetzt in Langnau ab. Trainer Tomas Tamfal zeigte lange Zeit kein Interesse an einem Assistenten. Bis ihm die Sportkommission bis am 30. September, 18.00 Uhr ein Ultimatum gesetzt hat.

 

Tamfal genoss bei der Suche Narrenfreiheit, musste aber zahlreiche Absagen hinnehmen und hat sich letztlich für die Hockey-Legende Urs Bärtschi (56) entschieden. Er ist der Vater von Langnaus Deny und ZSC-Stürmer Patrik Bärtschi. 1981 und 1983 führte der 91-fache Nationalspieler den EHC Biel zu zwei Meistertiteln.

 

Doch die Konstellation Tamfal/Bärtschi birgt Explosionsgefahr.

 

Rückblende: 2009 kreuzen sich ihre Wege zum ersten Mal. Die Elite-A-Junioren der Kloten Flyers sind unter Head-Coach Urs Bärtschi bis in die Relegationsrunde abgerutscht.

 

Sportchef Roland Habisreutinger (jetzt in Lugano) verlängert Bärtschis Vertrag nicht mehr – und holt Tamfal in die Schweiz. Habisreutinger zur Lokalpresse: „Wir brauchen jemanden, der wieder mehr Disziplin in den Trainingsbetrieb bringt.“

 

Mit Tamfal, der zuvor die Adler Mannheim zur besten Nachwuchsadresse Deutschlands aufgebaut hat, kehrt der Erfolg zurück. Klotens Küken werden zweimal Vizemeister, einmal Dritter. Tamfals Assistent ist Urs Bärtschi.

 

Aber nur in der ersten Saison. Denn die Beiden haben das Heu nicht auf derselben Bühne. Tamfals happiger Vorwurf: Bärtschi sei nicht loyal und hätte nach Gegentoren gelacht.

 

Bärtschi muss den Klub 2010 verlassen und übernimmt die Elite-A-Junioren von Fribourg. Doch als diese auf den letzten Platz abrutschen, wird Bärtschi im Dezember erneut gefeuert.

 

Jetzt holt Tamfal seinen Ex-Assi, den er vor drei Jahren nicht mehr wollte, nach Langnau zurück. Mit Bärtschi wurde ein 50-Prozent-Pensum (!) vereinbart. Am Samstag steht er gegen den EHC Olten erstmals an der Bande.

 

Die Emmentaler stecken in der Krise. Am Dienstag verloren sie vor eigenem Anhang sogar gegen NLB-Schlusslicht Basel (3:4 nach Penaltys).

 

Geht die Talfahrt mit dem Duo Tamfal/Bärtschi weiter, könnte sich Langnau am SCB orientieren. Dort haben Fans die Möglichkeit, als Assistent an die Bande zu stehen. Kostenpunkt: 10 000 Franken. So könnten die Emmentaler wenigstens weitere Einnahmen generieren.