Immer wieder Ärger mit Führungspersonen

Wann lernt man in Langnau aus diesen Fehlern?

Gerade bei Sport-Unternehmen wie den SCL Tigers ist die Auswahl der Führungspersonen besonders wichtig. Gewagte Billigexperimente können teuer werden. Vor allem verärgern sie die Fanbasis.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Erinnert sich jemand an Martin Bruderer? Er amtete vom Sommer 2006 bis zum Herbst 2007 als Geschäftsführer und Sportchef der SCL Tigers. Für viele war er eine Nullnummer. Grosse Stricke zerrissen hat er keine. Weil er niemandem auffiel, regte sich aber auch niemand über ihn auf. Doch nach seinem Abgang waren die Probleme der SCL Tigers grösser als bei seinem Antritt. Das spricht nicht für ihn.

Doch Martin Bruderer ist nicht der einzige Versager unter den Geschäftsführern im Hockey-Country. Vor ihm erwies sich auch Gérard Scheidegger nicht als das Gelbe vom Ei. Und auch Ruedi Zesiger war lediglich für gut ein Jahr (vielleicht maximal für zwei) ein Segen. Wenn er dann gegangen wäre, hätte man ihm wohl in Langnau ein Denkmal errichtet. Nicht weil er besonders viel gekonnt hat. Aber er hat gut gesprochen, uns allen gut erklärt, weshalb etwas nicht geht, und er hatte eine Saison lang Glück als «Sportchef». Es war allerdings das Glück des Ahnungslosen, was in den beiden darauf folgenden Saisons schonungslos offenbar wurde. Roland Wyss, der auf Wolfgang Schickli folgte, war dann wieder eine Nullnummer.

In dieser Zeitspanne (2004 bis 2013) hatten die Langnauer gerade mal zwei Geschäftsführer, von denen man sagen konnte, dass sie a) fähig waren, und b) wohl etwas erreicht hätten, wenn sie länger im Amt geblieben wären. Der Eine (Schickli) hat sich durch eine ungeschickte Äusserung gleich selbst aus dem Rennen genommen, der andere (Heinz Schlatter) war zur falschen Zeit im Amt. Man stelle sich vor, was gewesen wäre, wenn Schlatter nicht im Herbst 2008, sondern nach dem Gewinn der Playoffs, aber vor der Sanierung der Ilfishalle bei den SCL Tigers angefangen hätte. Wetten, dass der Mann aus Herzogenbuchsee die Chance ergriffen und die besten Jahre der SCL Tigers zur Gewinnung von Sponsoren genutzt hätte. Zesiger machte lieber Baustellenführungen.

 

Der wichtigste Mann

Doch der wichtigste Mann in einem Sportunternehmen ist (nach dem Präsidenten) der Coach. Auch hier hatten die SCL Tigers – um es mal vorsichtig auszudrücken – nicht immer eine glückliche Hand. Bruno Aegerter war eine Billiglösung. Als solche bot er ein akzeptables Preis-Leistungsverhältnis, brachte aber die Tiger nicht dahin, wo sie sich dies erhofft hatten. Sein Nachfolger Christian Weber war ok (seinen unrühmlichen Abgang mal ausgenommen). Ob er eine Billiglösung war, weiss ich nicht. Zu Beginn seiner Anstellung wohl aber schon. John Fust war Ruedi Zesigers Glücksgriff für eine Saison. Dass es nicht für länger reichte, ist nicht Fusts Fehler (musst mich nicht anrufen, John. Es nützt nichts, wenn du mir mit dem Anwalt drohst. Ich nehms nicht vom Netz), sondern ist Zesigers Inkompetenz als Sportchef geschuldet. Es folgten Alex Reinhard (der als Assistent zum Chef befördert, und vor Saisonende wieder entlassen wurde) sowie die Nullsummen- und Nulleffektlösung Köbi Kölliker, der die Tiger in die NLB coachte. Die nächste gescheiterte Billiglösung war dann Thomas Tamfal. Er hielt sich nicht lange.

Einen wesentlich kompetenteren Eindruck machte da Bengt-Ake Gustafsson. Mit ihm stiegen die Tiger zwei Jahre nach dem Abstieg wieder in die NLA auf. Doch Jörg Reber, inzwischen ein Jahr Sportchef der Langnauer, mochte nicht mit ihm weiter fahren. Gründe wurden offiziell nie genannt. Gemunkelt wurde, Gustafsson sei zu faul gewesen, die Spieler hätten sich selbst gecoacht, und er hätte sich nicht um den Nachwuchs gekümmert.

Falls dies tatsächlich die Gründe für seine Nichtweiterbeschäftigung gewesen sein sollten (was ich nicht weiss !!!), so wären dem folgende drei Punkte entgegen zu halten: 1.) Es sind oft nicht die Fleissigsten, bei denen man eine effiziente Arbeitsweise lernt, sondern die Faulen (oder besser gesagt, die erfolgreichen Faulen). 2.) Gustafsson scheint den richtigen Umgang mit seinem Personal gefunden zu haben, sonst hätte es mit dem Aufstieg nicht geklappt. Er gab die Taktik vor, erklärte, was falsch gelaufen war und was besser gemacht werden musste, und überliess es (erfolgreich) den Teamleadern, die Mannschaft heiss zu machen. 3.) Es waren keine jungen Spieler da, die Gustafsson hätte in die erste Mannschaft einbauen können. Dies hat er vermutlich bereits bei der ersten Sichtung festgestellt, und danach keine weitere Zeit damit verloren.

Auf den Schweden folgten dann die beiden Billiglösungen Benoît Laporte und jetzt Scott Beattie. Laporte bescherte uns eine weitgehend geile Saison, hätte die Tiger jedoch wieder in die NLB geführt. Beattie fand in den letzten paar Partien den richtigen Ton und schaffte den Ligaerhalt.

Er habe deshalb eine Chance verdient, war aus dem Hause SCL Tigers zu vernehmen. Einen ähnlichen Satz hörten wir bereits einmal bei Martin Bruderer. Da stellen sich mir die Fragen: Weshalb denn eine Chance? Weshalb denn bei uns? Weshalb müssen denn ausgerechnet die SCL Tigers, die – vor allem geographisch bedingt – unter erschwerten Bedingungen arbeiten müssen und deshalb nicht die gleich langen Spiesse haben wie die Städter oder der vom Staatsfernsehen geförderte HC Davos, irgendwem eine Chance geben? Warum müssen die Langnauer bei ihrem Führungspersonal immer wieder Lotto spielen? Dies will sich mir einfach nicht erschliessen.

Wer unter erschwerten Bedingungen arbeiten muss, wem die gebratenen Tauben nicht einfach so ins Maul fliegen, der braucht doch auf der operativen Führungsebene die Besten! Nicht mehr und nicht weniger. Der Geschäftsführer, der Marketing- und Sponsoringchef (sofern nicht die gleiche Person wie der Geschäftsführer), der Sportchef und der Coach – dies sind die Positionen, die optimal besetzt sein müssen. Auf diesen Positionen darf kein Glücksspiel betrieben werden. Billiglösungen können sich hier als pures Gift erweisen.

Es scheint, als würden die SCL Tigers immer wieder in die selbe Falle tappen. Und jedes Mal schnappt sie gnadenlos zu. Ist dies die Strafe dafür, dass man die wenigen, die fähig gewesen wären, in die Wüste geschickt hat?

Noch zwei kleine PS:

  1. Sportchef Jörg Reber macht aus meiner Sicht einen guten Job. Zwar ist er für den miserablen Start der Tiger mit verantwortlich. Zu vermuten ist jedoch, dass der Grund hierfür der ist, dass er mit seinen Entscheidungen bezüglich der Coaches bisher kein Glück hatte. Die Entlassung von Gustafsson war damals keine gute Entscheidung, allerdings hätte bei Laporte nicht viel gefehlt, und seine Verpflichtung hätte sich sogar auszahlen können. Ob es eine gute Entscheidung war, Scott Beattie eine Chance zu geben, weil er sie scheinbar verdient hat, wissen wir erst, wenn dieser entweder «den Rank» gefunden, oder wenn Jörg Reber (bzw. der Verwaltungsrat) die Reissleine gezogen hat.

  2. Geschäftsführer Peter Müller scheint – so weit ich dies beurteilen kann, und wie es auch die Zahlen belegen – sogar einen ausgezeichneten Job zu machen. Ihm fehlt jedoch eine Person von Format und mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet, welche die Sponsoren akquiriert. Denn dass in der Saison nach dem Aufstieg die Sponsoringeinnahmen rückläufig waren, ist - beim besten Willen – auch mit Prämien wegen des Aufstiegs nicht zu rechtfertigen. Hier liegt noch eine Menge Potential. --- Wobei: Mit den aktuell auf dem Eis gezeigten Leistungen könnte auch der beste Marketing- und Sponsoringprofi wohl nichts ausrichten.