Wochen-Zeitung, Werner Haller

Was braucht es denn noch alles?

Der NLA-Absteiger gehört auch in der NLB mit nur zwei Punkten zu den Absteigern der letzten drei Runden. Tiefpunkt war die 4:6-Blamage vor eigenem Publikum gegen Visp.

Presse •

Letzte Saison haben sich die SCL Tigers in der NLA zu oft selbst geschlagen und sich so den Weg in die NLB sozusagen im Alleingang geebnet. Daran hat sich auch in der Zweitklassigkeit, wenigstens vorderhand, nicht fiel geändert. Das aktuellste Beispiel eines kläglich verschenkten Sieges: Das dritte Heimspiel gegen Visp, das in Langnau als noch siegloser Tabellenletzter mit den wenigsten Punkten (1) und den meisten Gegentoren (21) antrat.



Spielbetrieb frühzeitig eingestellt
Die klar favorisierten Emmentaler gingen ohne besonders grossen Aufwand bis zur Spielhälfte mit 3:0 Toren in Führung. Bei diesem Zwischenstand stellten sie aber wie schon in Pruntrut gegen Ajoie (5:0; 3:0 nach 29 Minuten) und zuhause gegen Thurgau (4:1; 3:1 nach 34 Minuten) den Spielbetrieb mehr oder weniger ein und gingen nach dem scheinbar erledigten Pflicht- zum Schaulaufen über. Was die Mannschaft den 4584 Zuschauern im Schlussdrittel gegen Visp bot, war an Überheblichkeit sowie Respektlosigkeit gegenüber den Fans und dem Gegner nicht mehr zu überbieten. Eine drittklassige Leistung in der Zweitklassigkeit, eine unprofessionelle Einstellung, welche die wacker kämpfenden Walliser absolut verdient zu fünf Toren und zur nicht mehr für möglich gehaltenen Wende von 0:3 auf 6:4 ausnützten. Was, muss man sich fragen, braucht es denn noch alles, bis die Langnauer endlich ihre Selbstüberschätzung und Verspieltheit ablegen und begreifen, dass auch in der NLB jeder einzelne Punktgewinn über totalen Einsatz und Kampfgeist von der ersten bis zur letzten Minute führt?    Gegen Ajoie und Thurgau waren sie trotz eines völlig ungenügenden Defensivverhaltens mit dem Maximum von sechs Punkten und vor allem mit nur einem Gegentreffer «fürstlich» weggekommen. In Langenthal (2:3; 0:3 nach 32 Minuten) und zuhause gegen La Chaux-de-Fonds (4:3 n.P.; 0:2 nach elf Minuten) verzeichneten sie zwei Fehlstarts und lagen im Verlauf der beiden Spiele gegen die Spitzenteams keine einzige Minute in Führung. Aber was soll’s - gegen den verunsicherten Tabellenletzten Visp lief es ja wie „geschmiert“ - 3:0 bei Halbzeit, 3:1 auch noch nach zwei Dritteln. Was konnte da noch schief gehen? Schief ging vor allem, dass die viel zu siegesgewissen Langnauer mit ihrem inakzeptablen Nachlassen den fleissigen, aber bis zu diesem Zeitpunkt harmlosen Gegner von einem sicheren Verlierer- zu einem überraschenden Siegerteam aufbauten. Wenn eine Mannschaft die nötige Klasse hat, dann bekommt sie in turbulenten Situationen Spiel und Gegner wieder unter Kontrolle. Doch die Emmentaler waren unfähig, die Aufholjagd und den Umschwung der im Schlussdrittel entfesselten Visper erfolgreich zu beantworten.



Nur Basel war noch schwächer

Am Samstag in Küsnacht gegen Leader GCK Lions erwarten alle SCL Tigers-Interessierten eine unmissverständliche Reaktion. Eine solche ist auch bitter nötig. Schlechter als die Emmentaler mit ihren zwei Punkten gegen La Chaux-de-Fonds schnitt an den letzten drei Spieltagen nur noch der neue Tabellenletzte Basel mit null Punkten ab… Das sollte reichen, oder noch immer nicht?