Was den Langnauern zum Aufstieg fehlt

Die SCL Tigers sind am Spengler Cup ein Dauer-Gesprächsthema. Denn eines scheint klar: Nur wenn die SCL Tigers die NLB gewinnen, wird der Playout-Verlierer aus der NLA in Abstiegsgefahr geraten. Weder Langenthal noch Olten werden von den NLA-Generälen ernst genommen.

News • • von Klaus Zaugg

Daher wird die Frage diskutiert, ob die Langnauer die NLB wohl gewinnen werden. Nie gibt es eine so hohe Dichte an echten und vermeintlichen Hockey-Kennern wie während des Spengler Cups in Davos. Ich habe versucht, die verschiedenen Meinungen über die Langnauer zu sammeln.

 

In einem sind sich fast alle einig: Mit den beiden aktuellen Torhütern Lorenzo Croce und Remo Giovannini ist der Aufstieg nicht möglich. Daran ändert auch das 2:1 gegen Langenthal nichts. Wenn die Langnauer aufsteigen wollen, dann müssen sie noch vor dem Playoffstart einen neuen Goalie finden. Eine Lösung zeichnet sich ab: Michael Flückiger. Der ehemalige Junior der SCL Tigers wird noch bis Ende Januar als Ersatz für den verletzten Martin Gerber in Kloten spielen. Dann kann er nach Langnau wechseln. Luganos Sportchef Roland Habisreutinger bestätigt, dass Flückiger aus dem noch bis Ende Saison laufenden Vertrag freigegeben wird.

 

Alle sind sich auch einig, dass ein NLB-Sieg mit den beiden aktuellen Ausländern Kevin Hecquefeuille und Juraj Kolnik nicht zu schaffen ist. Die Langnauer brauchen einen starken ausländischen Mittelstürmer. Wenn möglich aus der nordamerikanischen Hockeykultur. Hecquefeuille würde an und für sich den Anforderungen genügen. Doch die Erfahrung lehrt, dass es in der Liga-Qualifikation (die mit zwei Ausländern gespielt wird) gegen den NLA-Vertreter zwei starke ausländische Stürmer braucht: Einen Center und einen Flügel. Also einen Kanadier neben Juraj Kolnik.

 

Cheftrainer Bengt-Ake Gustafsson (sein Vertrag ist bereits bis Ende nächster Saison verlänger worden) steht erstaunlicherweise auch in der Kritik. Kenner monieren, der Schwede schaffe es nicht, dauerhaft Disziplin im Team durchzusetzen und könne nur mit fertig ausgebildeten Spielern Erfolg haben. Für diese Kritik sprechen verschiedene undisziplinierte Auftritte der Schlüsselspieler wie Claudio und Sandro Moggi oder „Westentaschen-Elik“ Lukas Haas in wichtigen Partien. Allerdings wird eingeräumt, dass es Assistent Peter Andersson möglicherweise schaffen wird, diese Schwächen seines Chefs zu kompensieren. So soll es auch sein: Der Assistent als ideale Ergänzung des Chefs.

Einflussreiche Beobachter sagen, es sei sehr wichtig, die beiden Appenzeller zu disziplinieren. Gemeint sind die Moggi-Zwillinge, die hier am Spengler Cup generell als die talentiertesten Weicheier und Provokateure der Nationalliga bezeichnet werden.

 

Zweifel an der Aufstiegsfähigkeit gibt es nicht nur wegen der vorerwähnten sportlichen Komponenten. Streben die SCL Tigers wirklich mit aller Konsequenz und kompromisslos den Aufstieg an? Nur wenn sie das tun, haben sie eine Chance. Da und dort wird in Langnau fabuliert, man müsse ja nicht gleich aufsteigen, es gehe einem ja gut in der NLB und man könne doch in zwei oder drei Jahre aufsteigen. Wenn nur einer der Hockey-Generäle in Langnau so denkt oder – schlimmer noch – so spricht ist ein Aufstieg nicht möglich.

 

Die Erfolgsaussichten für die Playoffs werden, wenn vorgenannte Schwächen noch korrigiert werden, als recht gut bezeichnet. Es besteht zwar eine gewisse Gefahr gegen einen Aussenseiter in den Viertelfinals. Doch die Kenner sind sich einig: Die einzige Mannschaft, die den SCL Tigers so oder so sehr gefährlich werden kann, ist der EHC Olten. Denn diese Mannschaft ist über einen längeren Zeitraum aufgebaut worden und zusammengewachsen. Die Oltner sind taktisch gut geschult und clever gecoacht. Sollte es in den Playoffs hingegen zum Showdown gegen Langenthal kommen, gelten die Langnauer als klare Favoriten: Wohl wird anerkannt, dass die Langenthaler ein hoch entwickeltes, schnelles und attraktives Offensivhockey zelebrieren und mahnen an guten Abenden ein wenig an den HC Davos. Aber die Offensivproduktion sei dann, wenn es wirklich eng werde, zu sehr auf die erste Linie konzentriert.

 

Das ist, wie gesagt, die Zusammenfassung von dem, was die vermeintlichen und echten Hockeykenner im Land so von den SCL Tigers und ihren Konkurrenten halten. Und alle sind sich einig: Die SCL Tigers gehören in die NLA – wenn immer möglich auf Kosten der Lakers. Als Chronist habe ich nur notiert, was ich gehört habe und zum Ganzen keine eigene Meinung.