Der Einstieg von Philippe Gaydoul in Kloten erschwert Ruedi Zesigers Arbeit

Was kommt jetzt auf die SCL Tigers zu?

Die Wirtschaftslehre besagt, dass die Preise steigen, wenn mehr Geld in einen Markt gepumpt wird. Aus der Kasse des Milliardärs Philippe Gaydoul wird künftig mehr Geld in den Eishockeymarkt der Schweiz fliessen. In Langnau wird es deshalb künftig noch schwieriger, eine konkurrenzfähige Mannschaft zu bauen.

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Die Schweizerische Nationalbank steuert mit ihrer Geldmengenpolitik die Wirtschaft. Droht die Wirtschaft zu überhitzen, wird der Geldhahn zugedreht, die Zinsen werden erhöht. Damit wird der Wirtschaftsmotor etwas gedrosselt, kurzfristig steigen (wegen der höheren Zinsen) die Preise, bis sie dann wegen der geringeren Geldmenge zu sinken beginnen. Ende der 1980er und zu Beginn der 1990er-Jahre hat die Schweiz zum Teil schmerzvoll erfahren, wie so etwas geht. Genau anders herum läuft es, wenn die Wirtschaft des Landes angekurbelt werden muss. Dann pumpt die Nationalbank Geld ins Land, senkt die Zinsen, was die Unternehmen motiviert, zu investieren. Aber die Notenbankchefs müssen dabei höllisch aufpassen, denn die Ausweitung der Geldmenge birgt die Gefahr der Inflation * in sich. Denn wenn sich die Menge der Güter nicht im gleichen Masse ausweitet wie die Geldmenge, entwertet sich das Geld, und die Preise steigen. Unter anderem geschah dies eben in den 1980er-Jahren, was dann die Nationalbank zur oben erwähnten Korrektur zwang.

 

Einen ähnlichen Mechanismus finden wir im Sport und damit auch im Eishockey. Die Menge der Güter ersetzen wir mit der Menge an tauglichen Spielern, wobei diese natürlich aufgrund ihrer Talente und Stärken unterschiedlich viel (in Löhnen gemessen) wert sind. Rechnet man die Lohnsummen aller zwölf NLA-Teams zusammen, dürfte dabei locker eine Zahl von gegen 200 Mio. Franken jährlich zusammen kommen. Im emotionalen Sportbusiness ist zu beachten, dass die teilnehmenden Unternehmen keinen Gewinn erwirtschaften müssen. Denn die Motivation eines Sport-Unternehmens ist nicht der finanzielle, sondern der sportliche Erfolg. Nimmt also eine Eishockey-Organisation mehr Geld ein, ist der Anreiz schier übermächtig, dieses in die Mannschaft zu stecken. Man holt einen weiteren Spieler von der Konkurrenz, und kann somit einen «Normalo» durch einen Topshot ersetzen. Durch den Transfer sind jedoch weder der Spieler als Individuum, noch die Spieler der Liga in ihrer Gesamtheit besser geworden. Verändert haben sich nur die Mannschaften, welche beim Transfer des Topshots (und des «Normalos») beteiligt waren. Die eine ist tendentiell stärker, die andere eher schwächer geworden. Anzunehmen ist, dass der Topshot bei seinem neuen Team mehr Geld verdient als bei seinem vorherigen Arbeitgeber. Denn sonst hätte er kaum gewechselt. Die gesamte Lohnsumme der Liga ist damit grösser geworden (Inflation *).

 

Einige Leser könnten jetzt vielleicht monieren, dass ein wechsle nicht immer nur am Geld hänge. Und sie haben recht. Die Aussicht auf sportlichen Erfolg zählt auch bei den Spielern. Meine Aussage stimmt deshalb in der Tendenz.

 

Am besten und ausgeglichensten funktioniert eine Liga wie diejenige im Schweizer Eishockey, wenn die Kosten (dazu zählen als weitaus grösster Posten auch die Lohnkosten) erwirtschaftet werden können. Uns kommt deshalb der Satz, «Gib nicht mehr Geld aus, als du verdienst», bekannt vor. Mittlerweile wurde dieser Satz, sofern überhaupt befolgt, leider ersetzt durch die Aussage: «Gib nicht mehr Geld aus, als du einnimmst.» Es wurde also das Wort «verdienen» ersetzt durch «einnehmen». Das von Mäzenen ins System gebutterte Geld wurde zwar irgendwann auch verdient, aber dies geschah ausserhalb des Eishockeymarktes. Der HC Lugano und die ZSC Lions verdienen bei weitem nicht so viel Geld, dass damit ihre Kosten decken könnten. In welcher Liga die Zürcher und die Tessiner ohne die selbstlosen Beiträge der Herren Walter Frey und Geo Mantegazza in jährlicher, mehrfacher Millionenhöhe spielen würden, wissen wir nicht. Es dürfte jedoch kaum die NLA sein. Neu kommt mit den Kloten Flyers ein drittes Team dazu, welches, um sportlichen Erfolg zu haben, künftig nicht mehr alles Geld zur Kostendeckung selbst verdienen muss. Und dies kann für die andern Teams der Liga nicht gut sein.

 

Hätte man die Kloten Flyers deshalb zu Grunde gehen lassen sollen? Die Manager der andern Teams haben richtigerweise entschieden, die Zürcher auch weiterhin in der Liga zu halten. Denn selbstverständlich hätten die Klotener eine Lücke hinterlassen. Wir dürfen nicht vergessen, dass damit ein attraktives Eishockey-Unternehmen mit einer der besten Nachwuchsabteilungen des Landes von der Bildflaäche verschunden wäre. Die Manager der andern Klubs mussten also abwägen, was denn schwerer wiegt: Der Ausstieg der Kloten Flyers aus der Liga, mit allen Konsequenzen, welches dieses Szenario mit sich gebracht hätte, oder der Einstieg eines weiteren, lohn- und preistreibenden Mäzens. Der Entscheid wird nicht schwer gefallen sein. Besser wäre es jedoch trotzdem gewesen, die Klotener hätten in der Vergangenheit seriöser gewirtschaftet und der Einstieg von Philippe Gaydoul wäre nicht nötig gewesen.

 

Denn eines ist gewiss: Die Lohnsummen im Schweizer Eishockey werden weiter steigen. Nicht nur, aber auch wegen des Einstiegs von Gaydoul. Damit wird die Arbeit von Ruedi Zesiger bestimmt nicht einfacher, denn die Entwicklung der Löhne macht vor dem Emmental keinen Halt, wie die Entwicklung der Budgets der letzten Jahre bei den SCL Tigers belegen. Die Langnauer müssen auch in Zukunft höllisch aufpassen, dass sie dem Teufel (bzw. der Liga) nicht vom Karren fallen.

 

 

* Inflation (von lat.: „das Sich-Aufblasen; das Aufschwellen“) bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre einen andauernden, „signifikanten“ Anstieg des Preisniveaus.[1] Es verändert sich also das Austauschverhältnis von Geldmenge zu „Gütermenge“ – pro Gütereinheit existieren nun mehr Geldeinheiten. Als Folge muss für die Güter nun mehr Geld gezahlt werden, das heißt sie werden teurer. Daher versteht man unter Inflation allgemein auch eine Geldentwertung.