Grosses FANTIGER-Interview mit Peter Jakob:

«Weil ich nicht gerne aufgebe, wenn ich von etwas überzeugt bin»

Noch sind einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit das zweite Eisfeld neben der Ilfishalle gebaut werden kann. Doch inzwischen ist Zuversicht eingekehrt. Noch in diesem Jahr könnte sich vieles entscheiden.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Es ist ein steiniger Weg zum zweiten Eisfeld. Doch wenn in Langnau auch in einigen Jahren noch NL-Eishockey gespielt werden soll, ist dieses zweite Eisfeld unverzichtbar. Nur so kann die Nachwuchsabteilung der SCL Tigers in Zukunft wieder in altem Glanz erstrahlen. Zur Erinnerung: Der SC Langnau und der EHC Kloten stellten im letzten Jahrtausend über Jahrzehnte die beiden Top-Nachwuchsabteilungen der ganzen Schweiz. In der Zwischenzeit wurden sowohl die Emmentaler wie auch die Zürcher Unterländer überholt von Organisationen, die dank eines zweiten Eisfeldes attraktivere Trainingsmöglichkeiten und interessantere Perspektiven bieten können. FANTIGER spricht mit Peter Jakob über die Notwendigkeit dieses zweiten Eisfeldes, die Schwierigkeiten der Realisierung und ob das Projekt irgendwann Tatsache werden kann.

FANTIGER: Wie froh sind Sie, dass die SCL Tigers nach dem missratenen Saisonstart jetzt Fuss gefasst haben?

Peter Jakob: Dies ist immer beruhigend. Aber wir wissen ja, dass die Stimmung innerhalb weniger Tage wieder kippen kann, je nachdem wie die Resultate sind. Aber es geht uns allen besser, wenn es sportlich läuft.

Wie sah es aber aus zu dem Zeitpunkt, wo es eben noch nicht lief. Welche Gedanken macht sich da ein Verwaltungsratspräsident?

Über Personal haben wir nie diskutiert. Wie waren mit einer hohen Erwartungshaltung konfrontiert, weil alle schrieben, wir seien dieses Jahr besser aufgestellt als im Jahr zuvor. Es ist natürlich einfacher, wenn die Erwartungshaltung tief ist, und es dann gut läuft.

So könnte die Aussenansicht der zweiten Eishalle aussehen (Bild: ZVG)


Hilft es Ihnen bei der Realisierung des zweiten Eisfeldes, dass es jetzt gut läuft?

Nein.

Habe ich richtig gehört: Sie haben Nein gesagt? Weshalb denn nicht?

Eigentlich interessiert sich niemand dafür?

Aber das kann nicht sein. Das Projekt ist ja für die SCL Tigers langfristig existentiell.

Ich glaube, man begreift dies nicht. Intern sind wir uns einig. Alle, die Junioren-Trainer, Simon Schenk, Alfred Bohren, Jörg Reber und die Geschäftsstelle, Verwaltungsrat bestätigen mir, dass das zweite Eisfeld dringend nötig ist. Wir können ja langfristig nur überleben, wenn wir mehr junge Spieler, wie aktuell Stephan Rüegsegger erfolgreich in die 1. Mannschaft einbauen können. Dies ist an sich nichts Neues. Doch dies wird in Zukunft der entscheidende Faktor sein.

Blick auf das zweite Eisfeld. Bild: ZVG

 

Weshalb eigentlich?

Wir können gemessen an dem, was heute gefordert ist und an dem, was andere tun, nicht mehr mithalten. Wir können im Nachwuchs nicht mehr professionell genug sein. Wenn wir sehen, wie andere Klubs investieren und vorgehen, ist absehbar, dass wir irgendwann weg vom Fenster sind.

Und Sie sagen mir, dafür interessiere sich niemand?

Richtig! Der Hardcore-Fan will wissen, was an den Spielen geschieht, es interessiert ihn, wie die SCL Tigers auf Kurs sind auf dem Weg in die Playoffs und – als vorausschauendes Element – wie das Team für die nächste Saison aussehen könnte. Doch damit hat es sich. Alles andere interessiert einfach nicht.

Das muss Sie enttäuschen...

Es ist einfach ein Fakt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier in Trubschachen bei der Jakob AG interessieren sich für das, was in fünf Jahren sein wird. Doch im Sport ist dies – mit Ausnahme des inneren Zirkels – anders. Das Publikum interessiert sich nicht dafür.

Die multifunktionale Aufwärmhalle über dem zweiten Eisfeld. Bild: ZVG

 

Woran machen Sie dies fest?

Als wir das Projekt lancierten, und wir dies noch mit der Studie der Berner Fachhochschule für Wirtschaft untermauerten, hofften wir, in der Region zumindest eine kleine Euphorie zu entfachen. Doch nichts dergleichen geschah.

Auch nicht auf politischer Seite?

Die einzige Diskussion, dies stattfindet ist, wie die Gemeinde Langnau schadlos gehalten werden kann. Was das Projekt auf der Sollseite für Langnau bedeuten könnte, die wirtschaftliche Bedeutung, Arbeitsplätze, das Aushängeschild, die Sicherung der ISAG, - dies alles ist kein Thema.

Weshalb ist dies so?

Wie ich schon sagte: es interessiert einfach nicht. Man antwortet mir, die Gemeinde habe ja 2011 elf Millionen investiert. Oder: es habe ja Eis. Oder: mit den hohen Löhnen, die den Spielern bezahlt würden, könne man sich nicht mehr identifizieren. Zudem habe die Gemeinde auch noch andere Verpflichtungen.

Andere Vereine wollen auch Geld...

Auf meine Frage, ob man mir ein vergleichbares Projekt aufzeigen könne, das von Privaten finanziert wird, und die Gemeinde keine Risiken trägt, ein Projekt, das die gleiche Ausstrahlung hat und gleich viele Leute betrifft und das für die Öffentlichkeit ist, erhalte ich jeweils keine Antworten. Weil es nämlich auch keine Antworten gibt. Doch es gibt auch keine Einsicht. Ich vermisse bei vielen Politikern unternehmerisches und visionäres Denken.

Es waren doch jetzt gerade Wahlen. Verpasste man es, diese Frage zum Wahlkampfthema zu machen?

Sie haben sich ja auf Ihrem Internetportal (www.fantiger.ch) damit befasst und festgestellt, dass zumindest aus wahltaktischen Überlegungen alle Kandidaten die SCL Tigers gut finden, was ja auch tatsächlich der Fall sein kann. Aber alle waren der Meinung, dass die Gemeinde nichts für das zweite Eisfeld bezahlen darf.

Eigentlich ist dies erstaunlich. Wenn man bedenkt, dass das Volk 2011 mit über 76 Prozent Ja-Stimmen diesen 11-Millionen - Kredit für die Sanierung der Ilfishalle angenommen hat, so müsste doch – wenn sich die Kandidaten nicht untereinander abgesprochen haben, dies nicht zu tun – zumindest einer der Kandidaten erneut auf die Seite der SCL Tigers geschlagen haben. Er hätte sich doch so eine rechte Anzahl an Wählerstimmen sichern können. Irgendwie geht mir das nicht auf, dass dies keiner getan hat.

Wir müssen schon sehen, dass es damals um den Fortbestand des Eises und der SCL Tigers ging. Von aussen betrachtet ist dies heute anders. Die Ilfishalle ist saniert. Wir haben immer noch Eis. Wir werden gefragt, was wir denn noch wollen. Wir werden aufgefordert, doch nun endlich Ruhe zu geben. Es gäbe andere Themen, die wichtig seien. Die Verschuldung und der Steuerfuss seien hoch. Man könne doch nicht immer noch mehr Geld ausgeben.

Aber selbst jemand, der nicht Fan ist, muss doch fairerweise zugeben, dass die SCL Tigers für Langnau das wichtigste Pferd im Stall ist.

Da haben Sie recht. Die SCL Tigers sorgen für das mit Abstand grösste Standort-Marketing, sie sind als achtgrösstes KMU auch ein Wirtschaftsfaktor, und die Gemeinde erhält dank dieses Unternehmens auch einen erklecklichen Batzen an Steuergeldern. Mehr jedenfalls, als die Gemeinde an die ISAG zahlt. Langnau verdient also an den SCL Tigers.

Weshalb sieht man dies in Langnau nicht.

Jeder Unternehmer, der sein Unternehmen seriös führt, wird immer versuchen, seine Produkte/Dienstleistungen, obwohl sie gut sind, besser zu machen. Doch dieses Denken findet in der Politik nicht statt. Hier wird gesagt: Die haben jetzt bekommen, jetzt kommt jemand anderes dran. Diese Haltung ist für mich sehr ernüchternd.

Vergleichen wir mit Langenthal, welches eine NLB-, oder wie es heute so schön heisst, eine Swiss League – Mannschaft stellt, zahlt jedes Jahr für den Betrieb in der Schorenhalle einen Beitrag von 750'000 Franken.

Bei uns sind es 390'000 Franken. Und das netto netto. Das heisst, die SCL Tigers tragen alle weiteren Kosten (Sicherheit etc.) selbst. Dies ist der Beitrag an die ISAG, die sehr gesund ist, weniger als eine Million Schulden hat und sehr liquide ist. Dieser Beitrag wird bezahlt, damit der öffentliche Eislauf subventioniert wird und die Schulen das Eis benutzen dürfen. Die SCL Tigers bezahlen übrigens 350'000 Franken für die Eismiete. Wir sind damit mit Abstand der grösste Mieter.

Neu haben Sie sich Simon Schenk ins Boot geholt. Was erhoffen Sie sich von ihm?

Simon Schenk ist ebenfalls ein sehr grosser Befürworter der zweiten Eishalle. Wobei es ja nicht nur eine Eishalle ist. Im Gebäude befinden sich auch eine 1100 m2 grosse Aufwärmhalle, Kraftraum, Garderoben etc. Simon Schenk will uns helfen, Hockey Country aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit Burgdorf, Brandis und Oberlangenegg wird immer besser. Ein Pyramidensystem soll dafür sorgen, dass irgendwann die besten Nachwuchskräfte aus unserer Region in Langnau oder allenfalls in Langenthal sind. Siehe Stefan Rüegsegger, der einige Spiele in Langenthal bestritten hat und bereits erfolgreich seinen Einstand auch in Langnau gegeben hat. Wenn wir in Zürich mit den GCK Lions, in Lugano und Ambri mit den Ticino Rockets, in Davos mit Chur und in Zug mit ihrer EVZ Academy schauen, sehen wir, dass es überall so läuft. Wenn wir wollen, dass wir mithalten können, muss es auch bei uns so laufen. Wenn wir nicht mitziehen, sind wir irgendwann abgehalftert.

Das tönt jetzt – wie soll ich sagen – eher verhalten positiv. Kommt das zweite Eisfeld überhaupt?

Ich sage Ja.

Weshalb kommt es denn, wenn so viele dagegen sind?

Mittlerweile haben Ulrich und Ernst Kühni das Areal der Reithalle in Schüpbach gekauft. Damit erhöht sich die Chance, dass wir für alle Probleme eine eine Lösung finden. Und weil ich nicht gerne aufgebe, wenn ich von etwas überzeugt bin.

Zusatzinformationen:

Ernst Kühni

Ernst Kühni ist einer der sechs Verwaltungsräte der SCL Tigers AG. Gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich hat er das Areal gekauft, auf welchem die Reithalle Schüpbach steht, und welches künftig dem Verband Markthalle Oberes Emmental eine Infrastruktur bescheren würde, die den Bedürfnissen der Tiervermarktung optimal entspricht.

Der Kanton Bern gab zudem grundsätzlich grünes Licht für den Bau einer Zufahrtsstrasse. Noch sind diverse weitere Hürden zu nehmen. Doch inzwischen sitzen alle Parteien an einem Tisch und sind grundsätzlich gewillt, am gleichen Strick zu ziehen. Falls jetzt noch alle am gleichen Ende und damit in die gleiche Richtung ziehen, sollte es gut kommen.

Damit wäre Peter Jakob ein weiterer Meilenstein für die Langnauer Eishockeybewegung gelungen. Dies auch dank Verwaltungsratskollege Ernst Kühni, den die Fans der SCL Tigers bereits den Kühni Treff und die SCL Tigers selbst ihre Geschäftsstelle zu verdanken haben.

Achtung: Wichtige Sitzung des GGR Langnau am 11. Dezember

Das zweite Eisfeld soll die Gemeinde Langnau kein Geld kosten. Dabei wird vergessen, dass die Gemeinde Langnau seit 2012 ein zinsloses 4-Millionen-Darlehen nutzt, das eigentlich Peter Jakob gehört und seinerzeit für den Bau des Eventbereichs vorgesehen war. Jakob verzichtete damals vorerst auf das Geld.

Davon hat die Gemeinde inzwischen eine Million zurück bezahlt. Nun erhebt Jakob aber Anspruch auf der restlichen drei Millionen. Am 4. März 2018 stimmen die Langnauer Stimmbürger darüber ab, ob das Geld an Jakob weiter gereicht werden soll.

Doch wem gehört die Zinsersparnis von gegen 420 000 Franken? Da das Darlehen zinsfrei war, ist die Nutzung für die Gemeinde bares Geld wert. Weil Jakob für die Ablösung des Baurechts bei der Markthalle an die Adresse der Markthallenbetreiber 400 000 Franken bezahlen soll, würde er diesen Betrag gerne mit dem Zinsertrag der Gemeinde verrechnen.

Am 11. Dezember behandelt der GGR das Geschäft. Für die Ilfishalle Sport und Event AG, und damit auch für die SCL Tigers, geht es um viel. Die Verhandlung beginnt um 14.00 Uhr im Kirchgemeindehaus und ist öffentlich. Wer den Gemeinderäten auf die Finger schauen will, ist eingeladen, der Sitzung beizuwohnen.