20 Minuten online, Klaus Zaugg

Welsche Trostliga wird «Mittelland-NHL»

So attraktiv war die NLB noch nie. Das Epizentrum hat sich vom Welschland ins Herz der Schweiz verlagert. Es ist Zeit für eine Modus-Änderung.

Presse •


 

Die Rivalität zwischen diesen drei Titanen wird die neue Saison prägen, die Stadien füllen und die Polemiken in den Medien befeuern. Für die Welschen bleibt nur noch die Aussenseiterrolle. Kommt dazu, dass die SCL Tigers die Liga nicht nur mit ihrem klingenden Namen bereichern. Sie tun es auch mit einer Stimmung aus Gotthelf-Folklore und NHL-Komfort in einem wunderbaren Hockeytempel.

 

Profitieren Tigers von der Modusänderung?

Die neue Attraktivität der NLB wird die Modus-Diskussion zum Dauerthema machen. Neun Jahre lang haben wir nicht mehr an der Zauberformel unserer Meisterschaft gebastelt. Nun hat uns die «Lex Langnau» einen neuen Modus der Angst beschert.

 

Die Schockwellen des Abstieges der SCL Tigers haben die Hockey-Manager aufgeschreckt. Erstmals seit Menschengedenken hat ein wirtschaftlich intaktes und auf dem Papier sportliches konkurrenzfähiges NLA-Unternehmen aus der Deutschschweiz den Platz in der Liga verloren. Die Angst geht wieder um. Es hat die Langnauer ähnlich erwischt wie die Helden im Film «Lohn der Angst». Bimba, Luigi und Mario fahren eine Ladung des hochexplosiven Sprenstoffs Nytroglyzerin über die Berge. Mario überlebt auf wundersame Weise das Himmelfahrtskommando, wird ein reicher Mann – und verunglückt auf dem Rückweg wegen leichtsinniger Fahrweise tödlich. Die Langnauer haben jahrelang einen halsbrecherischen sportlichen und wirtschaftlichen Existenzkampf überlebt – und nun, da sie endlich am Ziel aller Träume sind, ein neues Stadion und keine Schulden mehr haben und mit vollen Segeln in eine wunderbare NLA-Zukunft rauschen, als keine Gefahr mehr droht, erwischt es sie wie den armen Mario. Crash. Abstieg. Weltuntergang.

 

Vom Schicksal der Langnauer aufgeschreckt, haben die Klubmanager (sie bestimmen den Modus) reagiert. Ab nächster Saison haben wir neu nicht mehr die klaren und wahren Playouts. Es kommt zu einer Abstiegsrunde mit Übernahme der vollen Punktzahl, um die Playout-Finalisten zu ermitteln.


Aber die Angst vor dem Abstieg ist unbegründet. Weil die NLB so gut ist wie wohl noch nie, muss der Abstieg keine Katastrophe mehr sein. Ganz im Gegenteil. Um das Hockeygeschäft zu dynamisieren, sollte die Durchlässigkeit zwischen der NLA und der NLB nicht verkleinert, sondern vergrössert werden. Nach dem Motto: «Macht hoch die Tür, das Tor macht weit.»

 

Wir sind abgestiegen – na und?

Wenn die Gefahr des Abstieges durch eine grosse Chance des Wiederaufstieges kompensiert wird, wenn es möglich wird, sozusagen sorgenfrei auf- und abzusteigen und aus einem Abstieg eine «Ehrenrunde» in der NLB und ein Geschäft zu machen, dann profitieren die NLA und die NLB. Frei nach dem Motto: Wir sind abgestiegen – na und?

 

Der richtige Modus wäre eigentlich die Abschaffung der Playouts und die totale Öffnung. Die NLB spielt Playoff-Viertelfinals und die verbleibenden vier Halbfinalisten bestreiten mit den vier letzten Teams der NLA-Qualifikation eine einfache Auf/Abstiegsrunde mit 14 Partien und zwei Ausländern pro Team. Die vier ersten bleiben beziehungsweise steigen in die NLA auf.