Wer ist eigentlich Philipp Rytz?

In lockerer Folge stellen wir euch hier Protagonisten der SCL Tigers vor. Markus Jutzi sprach mit Philipp Rytz über die Schwierigkeiten in der NLB, über seine Träume und über ein fehlendes e.

News • • von Markus Jutzi

 

Rytz Philipp TIGERS 2

Philipp Rytz (Bild: Peter Eggimann)

 

Normalerweise schreibt man Philipp mit einem e am Schluss. Ich frage deshalb Philipp Rytz, weshalb dieses e bei ihm fehlt. «Da musst du meinen Vater fragen», antwortet Philipp. «Wieso deinen Vater? Hatte denn deine Mutter kein Mitsprachereicht?», hake ich nach, und Philipp lacht schelmisch und meint: «Das weiss ich nicht, denn ich war ja nicht dabei.» Er geht aber davon aus, dass es die deutsche Fassung ist, und dass deshalb das e fehlt. Früher habe er sich immer wieder aufgeregt und allen Leuten gesagt, dass sein Vorname ohne e am Schluss geschrieben werde. «Doch heute ist es mir egal».

 

Mit Hans Kossmann in die Ferien?

Philipp hat ja selber auch zwei Kinder Levin und Jana. Bei der Namensgebung aber sei alles demokratisch zu und her gegangen. Mit seinem dreieinhalbjährigen Sohn ist er bereits auf dem Eis gewesen und wenn alles gut kommt, dann ist es der Wunsch von Philipp, dass er einmal in seine Fussstapfen treten soll. Doch wie war das denn bei ihm selber? Hatte auch der Vater diesen Wunsch? «Ja», sagt er. Das erste Mal sei er mit 4 auf dem Eis gestanden. Sie hätten aber den Vorteil gehabt, dass sie zu dritt waren – Philipp hat noch zwei eishockeyverrückte Brüder. Der eine ist Torhüter und spielt in Biel, der andere hat seine Prioritäten anders gesetzt und spielt zum Plausch in der 3. Liga.

 

Der 29-Jährige hat schon viel gesehen von der Schweizer Hockeyszene. Seine Stationen: Biel, Servette, Bern, Freiburg und Langnau. Eigentlich ist er gerne eine längere Zeit in einem Klub. Doch es gibt halt eben auch Dinge, die nicht immer vorhersehbar sind. So geschehen in Freiburg. Nach seinem Wechsel 2010 vom SCB zu Gotteron wollte er länger dort bleiben. Doch 2011 hat in Freiburg ein gewisser Hans Kossmann unterschrieben. Er kannte Philipp aus seiner Zeit bei Bern, wo er Assistent war. Die Chemie zwischen den beiden scheint einfach nicht zu stimmen. So wurde er aus einem laufenden Vertrag heraus von Fribourg nach Langnau transferiert. Nun spielt er bereits die dritte Saison im Emmental. Es gefällt ihm und er sieht momentan keine Veranlassung, den Verein zu wechseln.

 

Nicht nur auf Eishockey fixiert

Philipp aber hat auch Träume. Sein erster hat sich nicht erfüllt – die NHL. Zwar hätte er in ein College-Team wechseln können, doch da war er bereits in der Lehre als Polymechaniker und deshalb sagte er Nein zu Übersee. Nun aber träumt er von einem Aufstieg mit den Tigers. «Ist denn die Mannschaft gut genug?», frage ich. «Im Sport ist doch alles möglich. Da halten sich die Papierform und das Momentum nicht immer die Waage». Er spinnt den Faden weiter und erinnert sich an die Ligaqualifikation gegen Lausanne. «Es ist doch auch in der Nachbetrachtung immer noch ein Phänomen, wieso wir abgestiegen sind». Nach der entscheidenden Partie sei es ihm zwei Tage lang sehr schlecht gegangen. Er versucht aber das Geschehene zu verdrängen und nur noch nach vorne zu schauen. «Manchmal gelingt es besser manchmal schlechter. Das gilt aber auch für die Kollegen, die beim Abstieg dabei gewesen sind». Philipp ist Realist und nimmt die Geschehnisse zur Kenntnis. Er glaubt auch nicht an Gott, sondern an die Evolution. Alles ist für ihn vergänglich. Er glaubt aber auch an die Theorie, dass nur dann etwas passieren kann – Positiv oder Negativ – wenn alles zusammenpasst. Es ist spannend mit Philipp zu diskutieren. Er ist kein Fantast, er ist ein Realist. Er geniesst den Moment, schaut aber auch ein bisschen in die Zukunft. Immer tiefer geht die Diskussion, Eishockey ist nicht mehr Präsent. Es ist spannend und herausfordernd zugleich.

 

Vom Eisfeld in den Hörsaal

Philipp hat die Lehre als Polymechaniker abgeschlossen und dazu auch noch die Berufsmatura geschafft. «Es hat ein bisschen länger gedauert als normal, dafür kann ich nach meiner Karriere auch ein Studium aufnehmen». In seinen Beruf will er nicht zurück. Aber auch nach der Karriere hat er einen Traum. Das Zauberwort heisst Umweltingenieur. Momentan aber ist es noch schwierig für ihn, das Studium aufzunehmen. Es gebe nur einen Ort, wo dies möglich sei, am oberen Zürichsee vis-a-vis von Rapperswil. Das sei zu weit weg von Langnau und zeitlich nicht mit Eishockey zu vereinbaren. Vielleicht würde ein Wechsel zu den Lakers da helfen. Philipp lächelt nur und schüttelt den Kopf. Eine klare Antwort gibt er nicht aber seine Mimik zeigt es klar. Die Zeit drängt ja nicht und er kann nach der Hockeykarriere auch in Bern oder Zürich studieren. Von Langnau aus sind ja die Verbindungen mit dem ÖV bestens.

 

Der Juhani Ojala der SCL Tigers

Momentan aber hat er andere Prioritäten. Er ist mit sich und seinen Leistungen in dieser Saison nicht zufrieden. Es sei alles nicht so einfach in der Nationalliga B. Er weiss, dass er viele Fehler macht. Bei der Auslösung, aber auch beim Stellungsspiel. «In der höchsten Spielklasse weisst du, wie sich die Spieler bewegen. Alles ist einstudiert und es gibt nur wenig Spielraum. Doch in der NLB ist viel dem Zufall überlassen, weil die Spieler weniger gut ausgebildet sind». Für Philipp gibt es nur eine Möglichkeit, die Fehlerquote zu senken. Er muss sich noch viel mehr Spielzüge der Gegner einprägen. Nur so kann er Fehler vermeiden und wieder zu seinem Spiel zurückfinden. Philipp schwankt oftmals zwischen genial und amateurhaft. Ich bezeichne ihn immer noch als Juhani Ojala der Tigers. Ojala ist ein finnischer Fussballer, unter anderem verteidigte er in der Saison 2011/12 insgesamt 20 Spiele bei YB. Er kann mit seiner Spielweise die Fans entzücken, doch seine Fehler führen immer wieder zu dummen Toren und treiben die Fans schier zur Verzweiflung. Er spielt heute nicht mehr bei den Bernern.