Auf dem Weg zum grossen Ziel

Weshalb die SCL Tigers gute Aufstiegschancen haben

Kein Zweifel: Diese Ligaqualifikation wird kein Kindergeburtstag. Dass sich die Rapperswil-Jona Lakers auch mit unerlaubten und drastischen Mitteln gegen den drohenden Abstieg wehren werden, wissen die Langnauer spätestens seit dem Playout-Final 2013. Trotzdem haben die SCL Tigers gute Chancen, bereits zwei Jahre nach ihrem Abstieg wieder in die NLA aufzusteigen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Ciaccio rettet

Zeigte, je länger die Finalserie dauerte, immer noch stärkere Leistungen und war dem Druck, der auf ihm lastete, gewachsen: Tiger-Hüter Damiano Ciaccio. (Bild: Susanne Bärtschi)

 

Im Frühjahr 2013 wurden die SCL Tigers vom HC Lausanne in der Ligaqualifikation herausgefordert und in sechs Spielen bezwungen. Dass Sie diese Spiele um Auf- und Abstieg bestreiten mussten, verdanken sie ihrem Blackout in der letzten Minute des sechsten Spiels gegen die Lakers. Dieses Versagen gab so viel zu reden, dass darob fast übersehen wurde, dass diese Partie ein eigentliches Skandalspiel war. Mehr oder weniger gezielt und gewollt, und wohl teilweise auch angeordnet streckten Lakers-Spieler nacheinander Langnaus Playout-Topscorer Claudio Moggi, den universell einsetzbaren und ungemein wertvollen Joel Genazzi sowie Bryce Lampman, das defensive Gewissen der Emmentaler nieder. Keiner der drei kam in dieser entscheidenden Phase der Saison nochmals zum Einsatz. Moggi und Genazzi erlitten schwere Gehrinerschütterungen, Lampman wurde mittels Stockschlag fast der Finger abgehackt.

 

Mit Anders Eldebrink steht immer noch der gleiche Coach an der Lakers-Bande wie im Frühjahr 2013. Er hat sein Team keinen Schritt weiter gebracht. Ob er wohl wieder zu so rüden und unfairen Methoden greifen lässt? Die SCL Tigers tun gut daran, sich mental auch auf solche Attacken einzustellen, um ihren jeweiligen Gameplan nicht zu verlieren und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

 

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Was wird er den Spielern sagen, wenn sein Team in der Serie in Rückstand liegt? Rappi-Coach Anders Eldebrink beim Temeout. (Bild: www.lakers.ch)

 

Natürlich wäre es gut, wenn die Tiger gleich das Eröffnungsspiel von heute Abend gewinnen könnten. Doch entscheidende Bedeutung kommt diesem Spiel noch nicht zu. Letztmals gewann der HC Lausanne in einer Ligaqualifikation das erste Spiel. Dies war im Frühjahr 2009 in der Serie gegen den EHC Biel, welche die Waadtländer dennoch knapp mit 3:4 verloren. Im Jahr darauf verloren die Lausanner gegen den gleichen Gegner gleich die ersten beiden Spiele, kehrte danach aber mit drei Siegen die Serie und ging 3:2 in Führung, bevor auch der EHC Biel der Serie nochmals eine Wende geben konnte. Die Lausanner verloren auch die Eröffnungspartie der Playouts 2013 mit 5:7 gegen die SCL Tigers, versenkten diese aber danach trotzdem in sechs Spielen. Wichtig ist jedoch, dass die Langnauer Spiel für Spiel am Gegner bleiben, damit dieser spürt, dass er sofort bestraft wird, wenn er nachlässt, sich Fehler erlaubt oder wenn die Nerven nicht halten. Die Lakers haben in dieser Saison so oft verloren, dass dies nicht spurlos an der Mannschaft vorbei gegangen sein dürfte.

 

Doch was spricht nun für die Lakers, und was für Langnau?

 

Die Lakers konnten bestritten ihr letztes Spiel am Samstag Abend und konnten sich deshalb drei Tage länger ausruhen. Zudem sind sie sich einen etwas höheren Rhythmus gewohnt als die Langnauer, was sich aber bereits nach dem ersten Spiel ausgleichen wird. Vorteil Lakers = 0:1.

 

Das Team von Anders Eldebrink ist sich nicht zu schade, auch rüde und unfaire Methoden anzuwenden, um den Ligaerhalt zu sichern. Sie werden zudem Chris Didomenico, Langnaus Topscorer und Reisser mit kurzer Zündschnur bis zur Weissglut provozieren. Vorteil Lakers = 0:2.

 

Durch die zwei Siege in den entscheidenden Spielen sechs und sieben gegen Olten sind die SCL Tigers erstmals seit Jahren wieder ein wahres Siegerteam geworden. Sie haben damit einen enorm wichtigen Entwicklungsschritt vollbracht. Vorteil Langnau = 1:2.

 

Meisterfeier

Die SCL Tigers sind zu einem Siegerteam gereift. (Bild: BW)

 

Tigers Coach Bengt-Ake Gustafsson hat seine Mannschaft während der Qualifikation immer wieder neu zusammengestellt. So spielten die SCL Tigers in den ersten 48 Spielen der Saison fast in jeder möglichen Zusammenstellung. Seit Beginn der Playoffs hält Gus allerdings an seinem Lineup weitgehend fest, verändert nur noch Details. Die Emmentaler sind deshalb eingespielt, können aber bei Bedarf (Verletzungen) problemlos auch umstellen. Vorteil Langnau = 2:2.

 

Die Lakers sind in dieser Saison erneut mit Abstand Letzte geworden. Dies trotz der überraschenden Tatsache, dass sie im Powerplay wie ein Spitzenteam agierten. Kein anders Team war im Powerplay so gut wie die Lakers. Dies vor allem dank ihren Ausländern, die jeweils zu dritt oder zu viert in diesen Spezialsituationen eingesetzt wurden. In der Ligaqualifikation dürfen jedoch nur zwei Ausländer spielen, was die erfolgreiche Powerplayformation auseinander reisst. Das Langnauer Powerplay lässt sich ebenfalls sehen und die Formationen müssen nicht auseinander gerissen werden. Vorteil Langnau = 3:2.

 

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Er führte die SCL Tigers zum NLB-Meistertitel. führt er sie auch in die NLA? Coach Bengt-Ake Gustafsson. (Bild: BW)

 

Einen entscheidenden Anteil am Ausgang der Serie werden die Torhüter haben. Damiano Ciaccio hat ausgerechnet in den beiden wichtigsten Partien der Saison, nämlich in den Spielen sechs und sieben gegen den EHC Olten bewiesen, dass er dann ein starker Hüter ist, wenn es wichtig ist. Er steigerte sich über die ganze Serie hindurch stetig und hielt zuletzt auch dem grossen Druck problemlos stand. Wirkte er zu Beginn der Serie noch unsicher und liess viele Abpraller zu, war er zuletzt ein äusserst sicherer Rückhalt. Auch die Lakers verfügen mit Tim Wolf über einen guten Tormann. Hier könnte die jeweilige Tagesform den Ausschlag geben. Deshalb sind keine Vorteile auszumachen.

 

Der Druck wird für beide Mannschaften riesig sein. Langnau will der NLB so rasch als möglich entrinnen, denn langfristig gesehen rechnet sich für die SCL Tigers nur die NLA. Doch existentiell ist die NLA für die Emmentaler erst mittelfristig. Die Organisation der SCL Tigers fällt nicht auseinander, wenn sie eine weitere Saison in der NLB spielen müssen. Da macht man sich in Rapperswil weitaus grössere Sorgen. Aus dem Umfeld war während der Saison zu vernehmen, man habe für den Fall eines Abstiegs keinen Plan B und es sei nicht ausgeschlossen, dass sich die Lakers dann gleich in die Amateurliga zurück ziehen würden. Was davon zu halten ist, können wir jetzt nicht erruieren, da sich die Rapperswiler derzeit weigern, mit der Presse zu sprechen. Mit Sicherheit wahr ist aber, dass die Lakers ihr Farmteam-Projekt im Falle eines Abstiegs begraben oder zumindest verschieben müssten. Der Druck auf die Lakers ist also grösser, und bisher deutete nichts darauf hin, dass die Rapperswiler diesem gewachsen sein könnten. Im Gegenteil: Erstmals überhaupt müssen sie in die Ligaqualifikation. Bisher konnten sie sich immer vorher retten. Für die Lakers ist diese Ligaqualifikation eine Serie der Angst. Für die SCL Tigers eine Serie der Hoffnung. Vorteil Langnau = 4:2.

 

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Langnaus Topscorer und Reisser mit kurzer Zündschnur: Chris DiDomenico (Bild: Susanne Bärtschi)

 

Trotz allem: Dies ist alles reichlich theoretisch und natürlich ist der Vertreter aus der NLA in dieser Serie zumindest leicht zu favorisieren. Nicht näher angeschaut haben wir die beiden Kader, dies aus der Überzeugung heraus, dass nach der Reduktion auf nur zwei einsetzbare Ausländer keine wesentlichen Unterschiede bezüglich Potential mehr bestehen. Doch immerhin tritt die Nr. 12 gegen die Nr. 13 der Schweiz an. Was sich nach wenig anhört, ist in Tat und Wahrheit eine Liga, die zwischen den beiden Teams steht. Betrachtet man jedoch die Leistungen in den jeweiligen Qualifikationen, so fällt halt schon auf, dass die SCL Tigers die ihrige in der NLB mit 23 Punkten Vorsprung gewannen, während die Lakers in der NLA mit 13 Punkten Rückstand auf den Zweitletzten Letzte wurden. Danach gewannen die Seebuben gerade mal zwei von sechs Playoutpartien, während die Langnauer eine Liga tiefer zwölf von 15 Playoff-Partien für sich entschieden.

 

Unter normalen Umständen würde man sagen, die Differenz zwischen NLA und NLB ist recht gross. Doch bei diesen Zahlen schrumpft der Unterschied halt doch sehr in sich zusammen. Die SCL Tigers wissen seit 2013, wie ebenbürtig sich ein überlegenes NLB-Team und der abgeschlagen Letzte der NLA sein können. Dieses Faktum, das die Langnauer vor zwei Jahren in die NLB verbannte, macht sie nun mental stark. Niemand weiss besser als sie, was möglich ist.

 

Die SCL Tigers dürfen sich nicht vom Weg und vom Ziel abbringen lassen, auch dann nicht, wenn sie die erste oder sogar die ersten beiden Partien verlieren sollten. Die Chancen gegen dieses mental lädierte Rappi sind vorhanden und werden kommen. Hopp Langnou!