Zu wenig Perspektiven

Weshalb Sven Jung (18) nicht nach Langnau kommt

Der ehemalige Jungtiger unterschreibt nach seinem Übersee-Abenteuer beim HC Davos. Young Tigers Chef Ivan Brägger erklärt, weshalb der kräftige 192 cm Hüne den Tigers die kalte Schulter zeigt.

News • • von Bruno Wüthrich

 

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Sven Jung (Bild Swiss Eishockey)

 

 

FANTIGER: Herr Brägger, haben Sie die ausgewanderten ehemaligen Junioren nicht im Fokus?

 

Ivan Brägger: Doch haben wir. Ich nehme an, Sie fragen wegen Sven Jung, der sich für Davos entschied.

 

Ja, was lief hier falsch?

 

Wir standen in intensivem Kontakt mit Sven. Er hat in den letzten Jahren auch seine Saisonvorbereitung stets mit uns absolviert. Zuletzt war er auch an einem Spiel der SCL Tigers, und wir luden ihn auch zu einem Probetraining ein. Doch dazu kam es nicht mehr.

 

Weshalb nicht.

 

Sven entschied sich für den HC Davos, ohne das Probetraining bei uns.

 

Kennen Sie die Gründe?

 

Ja. Sven steht in Kontakt mit andern jungen Spielern aus unserer Organisation. Von ihnen weiss er, dass junge Spieler bei den SCL Tigers zu wenig Eiszeit kommen, und das Spiel, das er sich von den SCL Tigers anschaute, bestätigte leider die Aussagen seiner Kollegen. Arno Del Curto beim HC Davos setzt jedoch auf die Jungen. Er fordert und forciert sie, und bringt sie damit weiter. Dies ist in Langnau zu wenig der Fall.

 

Was sind die Konsequenzen daraus?

 

Die meisten Klubs der Schweiz machen es ähnlich wie wir. Alle wollen fixfertig ausgebildete Spieler, aber kaum eine Organisation gewährt diesen Spielern genügend Einsatzzeit. Dies ist einer der Gründe, weshalb es so viele Nachwuchskräfte in Nordamerika versuchen. Wenn sie zurück kehren, sind die Stammklubs nicht mehr erste Wahl.

 

Was bedeutet dies für die Ausbildungsentschädigungen?

 

Die letzten drei Jahre war Sven in Amerika. Diese Jahre werden uns bei den Ausbildungsentschädigungen nicht angerechnet. Ebenso die Zeit, die er beim HC Davos verbringt. Doch dies ist nicht der einzige Punkt, der ins Gewicht fällt. Junge Spieler, die Einsatzzeit erhalten und sich entwickeln können, sind eher Thema für die Nachwuchs-Nationalmannschaften und die NLA. Je weiter es aber diese Spieler bringen, desto interessanter sind sie für die Organisation, die sie ausbildet.

 

Was müsste sich demnach ändern?

 

Wir müssen uns überlegen, ob wir tatsächlich dazu stehen wollen, als was wir uns ausgeben. Als ein Ausbildungsklub. Derzeit sind wir bei den Young Tigers wie ein Bäcker, der Brötchen backt, die niemand essen will. Ein solcher Bäcker wird sich irgendwann überlegen, ob er überhaupt noch Brötchen backen soll.