Berner Zeitung, Marco Oppliger

Winklers Traum

Die SCL Tigers können am Freitagabend (19.45 Uhr) mit einem Sieg beim HC Thurgau den Einzug in den Playoff-Halbfinal schaffen. Benjamin Winkler will dies verhindern. Der Thurgauer Routinier hat eine Mission.

Presse •

 

Es gebe nichts Schöneres, sagt Benjamin Winkler. Diese Aussage mag angesichts des 0:3-Rückstandes im Playoff-Viertelfinal gegen die SCL Tigers irritieren. Dann aber präzisiert der Verteidiger des HC Thurgau:
Es gebe nichts Schöneres, als einen 0:3-Rückstand in einer Playoff-Serie noch zu wenden. Winkler weiss, wovon er spricht: 2008 hatte er mit dem HC Davos gegen Zug im Playoff-Viertelfinal mit 0:3 zurückgelegen, ehe die Bündner noch viermal in Serie gewannen.

 

Allerdings können zwischen dem HCD Ausgabe 2007/2008 und der aktuellen Equipe des HC Thurgau kaum Parallelen gezogen werden. Waren die Bündner damals eine eingespielte Mannschaft mit einigen herausragenden Einzelspielern, sind die Ostschweizer ein äusserst junges Team, in welchem nur wenige Akteure über Playoff-Erfahrung verfügen. Teamsenior Winkler ist mit seinen 37 Jahren  zweifellos einer davon.

 

«Sicher nehme ich bei manchen eine Vaterrolle sein, es könnten ja auch meine Söhne sein», sagt er und lacht. Gerade jetzt, wo einige Spieler nur wenig Eiszeit erhalten, muss er mit diesen zwischendurch das Gespräch suchen, ihnen Mut machen. Doch der Captain lobt die Einstellung der Jungen: «Ich habe noch nie in einem Team gespielt, dass so gekämpft hat.»   

 

«Was will der alte Sack hier?»

Letzten April hat Winkler beim HC Thurgau einen Vertrag über zwei Saisons unterschrieben. Mit seiner Erfahrung und Übersicht solle er für die nötige Ruhe und Stabilität in der Verteidigung sorgen und die jungen
Spieler in ihrer Entwicklung weiter voranbringen, liess der Klub damals auf seiner Homepage verlauten.  Die Erwartungen an ihn seien hoch gewesen, sagt Winkler heute. Einige Fans hätten an seiner Rückkehr – er
spielte bereits von 1994 bis 1998 für Thurgau – Freude gehabt.

 

«Andere haben sich wohl gefragt, was der alte Sack noch hier will.» Doch für ihn sei immer klar gewesen, dass, wenn er nochmals in der NLB spielen würde, nur der HCT infrage käme. «Ich wollte nicht noch für ein Jahr irgendwo in der Schweiz hinziehen», erklärt der Vater von drei Töchtern. Nun wohnen Winklers seit letztem August in Romanshorn – und fühlen sich dort wohl.

 

Als Winkler 1994 in der NLB für Thurgau debütierte, war die Euphorie um den Klub gross, die Heimspiele wurden regelmässig von 3000 Zuschauern verfolgt. Während die Begeisterung für den HCT in den Folgejahren  mehr und mehr abnahm, setzte Winkler zum persönlichen Höhenflug an. Für Kloten, Davos und die Lakers bestritt er rund 700 NLA-Spiele. Mit dem HCD holte er dreimal den Meistertitel. 

 

Noch besitzt Winkler einen Vertrag über ein Jahr. Und er sagt: «Ich möchte so lange Eishockey spielen, wie es mein Körper zulässt. Wieso sollte ich mit etwas aufhören, was mir so viel Spass bereitet?» Er hat ein Ziel, um nicht zu sagen eine Mission. Er will den HCT dorthin zurückbringen, wo er in den 1990er-Jahren war. «In dieser Saison haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, damit man neue Sponsoren
ansprechen und das Budget so erhöhen kann.» Geht es nach ihm, soll die Goodwilltour in Thurgau heute noch nicht enden.