Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

«Wir geben viel zu viel Geld aus»

Nach dem verpassten NLB-Titel spricht der Verwaltungsratspräsident der SCL Tigers über seine Erwartungen, das vergleichsweise teure Team und Geschäftsführer Wolfgang Schickli.

Presse •

 

Wie erlebten Sie am Dienstag kurz vor 22 Uhr den Moment, als Sie auf dem Eis zu Spielern und Fans sprachen und ihnen zum 2. Rang gratulierten?

Peter Jakob: Ich spürte eine Mischung aus Enttäuschung und Frust. Ich war davon ausgegangen, dass wir das Spiel gewinnen würden. Aber in den letzten fünf Jahren erlebten wir viele Hochs und noch mehr Tiefs - man gewöhnt sich an diese Emotionen.

 

Hatten Sie sich die erste Saison in der NLB einfacher vorgestellt?

Definitiv, ja. Phasenweise wurden wir enorm kritisiert. In einigen Heimspielen machte die Mannschaft keine gute Falle, ich konnte den Unmut unserer treuen Fans nachvollziehen. Ich bin nicht sicher, ob alle Spieler wissen, wie privilegiert sie eigentlich sind. In welchem Beruf kann man zweimal pro Woche vor über 5000 Zuschauern seine Arbeit verrichten und erhält meistens sogar Applaus dafür? Es ist dann kaum erklärbar, weshalb nicht immer jeder an die Leistungsgrenze geht. Und spielt die Mannschaft schlecht, ist auf einmal auch das Bier lauwarm und die Pizza ungeniessbar.

 

Während der Saison machte das Team Fortschritte. Doch wäre ein Finalsieg gegen Visp – allein von den Rahmenbedingungen her – nicht Pflicht gewesen?

Ja, ich hatte den Erfolg erwartet. Aber ich respektiere die Leistung der Walliser, sie wollten den Titel um jeden Preis.

 

Die Langnauer Mannschaft ist schätzungsweise doppelt so teuer wie jene des EHC Visp. Ist sie zu teuer?

Das kann man so sagen. Sie müssen jedoch verstehen, dass es im letzten Sommer sehr schwierig war, überhaupt eine Mannschaft zusammenstellen zu können. Nach dem Abstieg im April stand kein Spieler unter Vertrag; wir hatten Zeitdruck, und unter Zeitdruck fällt man bekanntlich selten die besten Entscheide. Ein Marktvergleich war gar nicht mehr möglich.

 

Die SCL Tigers arbeiten für NLB-Verhältnisse überaus professionell. Wie lange lässt es sich auf zweithöchster Stufe mit diesem Umfeld leben?

...(überlegt) Anzumerken gilt es, dass wir trotz der Finalniederlage die Saison versöhnlich beendet haben. In den letzten Wochen konnte das Team eine kleine Euphorie entfachen, diese könnte für die nächste Saison bezüglich Sponsoren- und Fanrekrutierung nützlich sein. Aber es ist so, dass wir nach wie vor den Apparat eines NLA-Vereins unterhalten. Langfristig wird das nicht möglich sein. In finanzieller Hinsicht ist es nicht erstrebenswert, in der NLB zu spielen. Die Ticketeinnahmen sind geringer, die TV-Gelder ebenfalls.

 

Was das Sponsorenbudget betrifft, dürfte die Obergrenze erreicht sein.

Wir haben treue Sponsoren, die uns auch durch turbulente Zeiten begleiten. Allerdings gelingt es seit Jahren kaum, neue Geldgeber zu finden. Das Problem sind aber nicht primär die Einnahmen, sondern die Ausgaben. Wir geben viel zu viel Geld aus, da müssen wir den Hebel ansetzen! 

 

Der Verein engagierte vor den Playoffs mit Chris DiDomenico einen dritten Ausländer. Aber hätten nicht weitere Transfers getätigt werden sollen?

Nein, das Kader ist ja gross genug. Transfers sind immer mit Kosten verbunden, solche Entscheide oftmals eine Gratwanderung. Hatten wir eine Garantie, dass wir in den Playoffs so viele Heimspiele bestreiten können? Wenn wir uns verstärkt hätten, im Viertelfinal aber 0:4 ausgeschieden wären, dann würde ich jetzt vielleicht überlegen, wie wir die Aprillöhne zahlen sollen.

 

Vor einigen Monaten war zum Ende des Geschäftsjahres ein Minus im mittleren sechsstelligen Bereich befürchtet worden. Nun können womöglich gar schwarze Zahlen ausgewiesen werden...

...wir werden wohl eine ausgeglichene Rechnung präsentieren. Aber wie erwähnt: Es gilt, die Ausgaben zu senken. Und die Kriegskasse, die einige Journalisten immer wieder erwähnen, existiert nicht.

 

Geschäftsführer Wolfgang Schickli ist seit gut einem Jahr im Amt. Wie zufrieden sind Sie mit ihm?

Er hatte einen schwierigen Start, das Team stieg ja sogleich ab. Wolfgang Schickli arbeitet engagiert, hat gute Ideen.

 

Gerüchten zufolge soll es zwischen Ihnen und Schickli persönliche Differenzen geben.

Ich äussere mich nicht zu Gerüchten.