«Wir machen keinen Kniefall vor der NHL»

Die NHL-Profis bekommen im neuen Vertrag keine Freigabe für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi. Laut IOC-Winterpräsident René Fasel ist das halb so wild.

Presse • • von 20 Minuten online, Klaus Zaugg

Ob die NHL-Stars im nächsten Jahr (2014) bei den Olympischen Spielen im russischen Sotschi teilnehmen können, ist nach wie vor ungewiss. Die Olympia-Freigabe ist nicht Teil des neuen Gesamtarbeitsvertrages zwischen Liga und Spielergewerkschaft. Sie muss in den nächsten Monaten in Verhandlungen erstritten werden. Es verspricht ein ordentliches Verhandlungsspektakel zu werden.

 

René Fasel, der Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes und im IOC Präsident der Wintersportverbände, wird bei diesen Verhandlungen eine Schlüsselrolle spielen. Er sieht dieser Auseinandersetzung gelassen entgegen: «Die NHL ist herzlich eingeladen, ihre Spieler an das Olympiaturnier zu entsenden. Aber wir werden keinen Kniefall vor der NHL machen. Wir können das Olympia-Turnier auch ohne NHL-Profi durchführen.» Modus und Spielplan würden auch stehen und funktionieren mit oder ohne NHL-Profis.

 

Tatsächlich lehrt uns die Geschichte, dass die Partien beim Olympiaturnier auch ohne NHL-Profi nicht weniger Zuschauer anlocken: Bei Olympischen Spielen geht es um den Mythos Olympia und nicht um die grossen Namen aus der NHL.

 

Keine Entschädigung

Vor allem schliesst Fasel eine finanzielle Entschädigungen an die NHL kategorisch aus. NHL-General Garry Bettman möchte an den TV-Einnahmen des IOC partizipieren. Mit dem Argument, durch die Teilnahme der NHL-Profi seien die TV-Rechte mehr wert und die Teams müssten deshalb für die Freigabe der Stars und den Unterbruch des Spielbetriebes während der Olympia-Pause entschädigt werden.

 

In dieser Sache ist Fasel unerbittlich und sagt gegenüber 20 Minuten Online: «Es gibt auch in Zukunft auf gar keinen Fall für die Olympia-Freigabe auch nur einen einzigen Dollar für die NHL.» Die NHL-Teambesitzer bekommen also auch künftig kein Geld für die Olympia-Freigabe – und sind sowieso schon stocksauer. Die Milliardäre, die sich gewohnt sind, mit ihrer Entourage in Limousinen vorzufahren und die Spiele in luxuriösen Logen zu verfolgen, sind bei den vergangenen Olympischen Turnieren jeweils wie ganz gewöhnliche Leute behandelt worden: Jeder Teambesitzer hatte lediglich das Anrecht auf zwei Gratistickets – unter den gewöhnlichen Zuschauern. Sie mussten sich jeweils mit dem gemeinen Volk vor dem Eingang anstellen und bekamen auch keine Gratis-Übernachtungen.

 

Das Olympische Turnier ist eben das Königreich der IOC-Funktionäre – und da sind die NHL-Milliardäre nur Knechte. Wollten sie besseren Service, mussten sie tief, tief in die Tasche greifen.

 

Gefahr von Zerwürfnis

Es dürfte um diese Olympia-Teilnahme 2014 noch ein ordentliches Spektakel absetzen. Einzelne russische NHL-Superstars erwägen bereits in Sotschi für ihr Vaterland zu spielen – NHL-Freigabe hin oder her. Das aber würde zu einem über Jahre dauernden Zerwürfnis zwischen der NHL und dem Internationalen Eishockey-Verband (IIHF) führen.

 

Die NHL-Profi würden in einem solchen Falle nicht mehr für die WM freigegeben – und das würde die IIHF schwer treffen: Die WM ist die Haupteinnahme-Quelle der IIHF und das Turnier ist auf dem Zuschauer-, Werbe- und TV-Markt ohne NHL-Profis weniger wert.