Tigers Sportchef Marco Bayer:

Wir müssen uns an unser Budget halten

Erst gut vier Monate in seinem neuen Amt, hat Marco Bayer in Langnau bereits einige wichtige Pflöcke eingeschlagen. Mit FANTIER-online sprach der Sportchef der SCL Tigers über Möglichkeiten, Hierarchien und das Fischen in verschiedenen Teichen.

News • • von Bruno Wüthrich

Sein erster Coup war die Verlängerung des Vertrages mit Torhüter Damiano Ciaccio. Er bildet zusammen mit Ivars Punnenovs das starke Schlussmann-Duo und damit das Rückgrat der SCL Tigers. Der zweite Coup war die Verlängerung der Zusammenarbeit mich Coach Heinz Ehlers. Er verlängerte auch die Verträge von Federico Lardi, Samuel Erni und Raphael Kuonen, und mit Julian Schmutz holt er einen interessanten Spieler von Biel nach Langnau. Zuletzt musste er aber einen bevorstehenden Abgang zur Kenntnis nehmen: mit Anton Gustafsson verlieren die Tiger einen wichtigen Spieler. Trotzdem: Marco Bayer ist positiv in seine neue Aufgabe in Langnau gestartet. So darf es weiter gehen.

FANTIGER-online: Sie sind bereits fleissig daran, die Mannschaft für die nächste Saison zu bauen. Wie soll sie aussehen?

Marco Bayer: Stand jetzt, werden wir mit vier ausländischen Stürmern ins Rennen gehen. Wir haben mit unseren Schweizern in der Verteidigung gute Erfahrungen gemacht.

Nur vier Ausländer?

Stand jetzt, ja.

Und weitere Transfers?

Die wird es geben. Mit Julian Schmutz vom EHC Biel haben wir bereits einen guten Transfer getätigt. Wir müssen uns aber an unser Budget halten.

Ohne jetzt Zahlen zu nennen, in welchen Dimensionen sind die Budgets der Geldklubs höher als jenes der SCL Tigers? Um das Zweifache, oder gar das Dreifache?

Dies kann ich beim besten Willen nicht sagen. Was ich aber sagen kann ist, dass wir im Rennen um die Besten der Liga ohne jede Chance sind.

Wo holen Sie denn Ihre Spieler?

Wir haben drei Seen, in denen wir fischen können. A), beim eigenen Nachwuchs, B) gibt es immer unterschätzte und deshalb unzufriedene Spieler in der NLA, die eventuell zu einem Wechsel bereit sein können, und C) in der NLB.

Bezüglich eigener Nachwuchs: Wann bringen die SCL Tigers ihren nächsten eigenen Spieler raus?

In etwa zwei bis drei Jahren sehe ich zwei oder gar drei Nachwuchsleute, die es auf direktem Weg in unsere 1. Mannschaft schaffen könnten. Andere können es via Partnerteams ebenfalls schaffen.

Wie suchen Sie Spieler aus, die Sie zu einem Wechsel nach Langnau bewegen wollen?

Die Spieler müssen passen. Sie müssen den richtigen Charakter haben und für unsere Mannschaft alles geben wollen.

Mag es innerhalb einer Mannschaft unterschiedliche Charaktere leiden?

Ja, das mag es. Es ist sogar gut, wenn es unterschiedliche Charaktere hat. Eines muss aber bei allen vorhanden sein: sie müssen gegenüber dem Klub und ihrer Leistung die richtige Einstellung haben.

Wie entstehen eigentlich die Hierarchien in einer Mannschaft. Hilft da der Trainer etwas nach?

Die Hierarchie ergibt sich oft auf natürlichem Weg. Aber man kann schon auch nachhelfen. Als wir Chris DiDomenico zurück holten, war klar, dass wir einen solchen Spieler nicht nur als Mitläufer engagieren. Wir brauchen einen mit seiner Leidenschaft, der das Verlieren so sehr hasst, wie er es tut.

Aber bei Chris musste man doch bestimmt nicht nachhelfen.

Da haben Sie recht.

Derzeit läuft es der 1. Mannschaft hervorragend. Niemand hätte mit dieser Performance gerechnet. Das System Ehlers ist verinnerlicht und wirksam.

Ja, das stimmt. Aber ich halte fest, dass wir kein Betonhockey spielen lassen, wie dies zuweilen behauptet wird. Wir spielen sogar ausgesprochen offensiv, einfach aus einer gesicherten Defensive heraus.

Woran liegt es, dass es so gut läuft?

Alle in der Organisation liefern gute Arbeit ab. Aber wir wollen die Bodenhaftung nicht verlieren. Es braucht nur wenig, und wir liegen auf dem 10. Rang.

War es schwierig, Heinz Ehlers in Langnau zu halten?

Der Wille, weiter zu machen, war gegenseitig vorhanden. Da bestand eigentlich nie ein Zweifel. Es ging eigentlich nur um die Details. Beide Seiten standen ja nicht unter Druck. Eigentlich. Der Druck kam von der Presse.

Sie kennen Heinz schon etwas länger, waren sein Assistent. Er gilt als Grantler, oder zumindest gibt er sich so. Stimmt dieses Bild?

Heinz Ehlers ist ein herzensguter Mensch mit sehr viel Sozialkompetenz. Aber beides lässt er sich nicht anmerken.

Hilft es Ihnen in Ihrer Aufgabe als Sportchef, dass Sie vorher der Assistent von Heinz waren?

Ja, das hilft. Ich kenne seine Philosophie sehr genau und weiss, welche Art Spieler er braucht.

Sie wurden als Assistent-Coach mit dem SC Bern auch schon Meister. Mal abgesehen von den finanziellen Mitteln: Wo liegen die Unterschiede?

Alles ist beim SCB viel grösser. Eine ganz andere Dimension. Daraus ergeben sich auch einige Möglichkeiten, die wir nicht haben.

Die Möglichkeiten werden auch in Langnau grösser. In absehbarer Zeit wird ein zweites Eisfeld zur Verfügung stehen.

Ja. Dann werden wir im Nachwuchs noch sehr viel intensiver arbeiten können. Trotzdem wird es einige Zeit beanspruchen, bis wir die daraus erwachsenden Früchte ernten können. So etwas geht nicht von heute auf morgen.