«Wir sind nicht die Geldonkel»

Philippe Gaydoul äussert sich über seinen Einstieg und seine Pläne in Kloten sowie seine Rolle beim Schweizerischen Eishockey-Verband (SIHF).

Presse • • von Tages Anzeiger, Philipp Muschg

Setzt mit dem Engagement bei Kloten sein Amt aufs Spiel: Verbandsboss Philippe Gaydoul.
Bild: Keystone

Diese Woche wurde bekannt, dass Verbandspräsident Philippe Gaydoul (40) und Banker Thomas Matter (46) als Investoren bei den überschuldeten Kloten Flyers einsteigen wollen. 6 Millionen Franken soll ihr Engagement betragen – falls die Flyers ihr Fremdkapital bis Ende Juni um weitere 4 Millionen senken können. Damit ist der dienstälteste NLA-Club dem Konkurs fürs Erste knapp entkommen.

Vor zwei Wochen nannten Sie eine Vermischung Ihres Amtes als Verbandspräsident mit Ihren anderen Funktionen in der Privatwirtschaft unprofessionell und schlossen sie kategorisch aus. Warum treten Sie nun doch als Investor auf den Plan?
Weil die Lage in Kloten so dramatisch geworden ist. Bei der Sitzung des Leistungssport-Komitees letzte Woche haben wir das Thema genau durchleuchtet und die möglichen Konsequenzen besprochen. Und dabei wurde klar, dass die Chancen einer Rettung praktisch bei null lagen. Es gab keinen andern Weg, den Konkurs zu verhindern.

Die Idee zum Einstieg kam nicht von Ihrem Freund und Geschäftspartner Matter?
Doch, er ist an mich herangetreten. Aber der Ernst der Lage war uns natürlich beiden bewusst.

Sie sind Milliardär. Warum beharren Sie darauf, dass die Flyers ihr Fremdkapital um weitere 4 Millionen reduzieren müssen?
Grundsätzlich geht es mir bei allen Geschäften darum, in die Zukunft zu investieren und nicht in die Vergangenheit. Thomas Matter und ich wollen nicht für die Fehler anderer bezahlen, sondern ein Signal setzen. Wir sind nicht die Geldonkel, ich bin nicht so konstruiert. Es ist wichtig, dass bei der Rettung der Flyers alle helfen.

Ihre Bedingungen zwingen Gläubiger zum Verzicht und bedeuten weitere Geldsuche. Haben Sie Verständnis dafür, dass das kritisiert wird?
Nein. Wir sind bereit, 6 Millionen Franken zu investieren, und haben die April-Löhne der Spieler schon vorbehaltlos übernommen. Dass ein solches Engagement Kritik hervorruft, möchte ich nicht weiter kommentieren.

Falls die 4 Millionen nicht gefunden werden: Können Sie es sich überhaupt leisten, Ihre Bedingungen durchzusetzen – und sich zurückzuziehen?
Natürlich können wir zurück. Unser Angebot ist keine PR-Aktion, sondern als Beitrag zur Rettung des Clubs gedacht – als grosser, aber nicht als Einziger. Die Rettung der Flyers ist wie eine Operation am offenen Herzen.

Für den Fall des Überlebens hat Thomas Matter angekündigt, er werde nicht Verwaltungsrat. Was sind Ihre Pläne: Wann werden Sie Präsident?
Zuerst einmal geht es darum, die Flyers zu retten. Alles andere ist sekundär. Sie können aber davon ausgehen, dass ich in Kloten als Hauptaktionär keine Funktion ausüben würde, während ich gleichzeitig beim Verband tätig bin. Auch nicht als Verwaltungsrat. Falls die Rettung gelingt, werde ich mittelfristig als Präsident von Swiss Ice Hockey zurücktreten. Die Generalversammlung im September wird letztendlich entscheiden, welcher Zeitrahmen dafür vernünftig ist.

Welcher könnte das sein?
Wir haben noch einige wichtige Dossiers offen, die Ausbildungs-Academy in Winterthur zum Beispiel. Und ich bin keiner, der mitten im Rennen einfach aussteigt. Wir werden sehen, was für den Wechsel ein realistischer Horizont ist.

Zurück zu Kloten: Haben Sie vorgegeben, welche Akteure künftig keinen Platz mehr im Team haben und dass der Club Steuererlass beantragen soll?
Nein. Wir haben gesagt, wo die Altlasten und wo das Budget sein sollen – die Detailvorgaben kamen von der Taskforce.

Wie war das Echo, als Sie sich am Mittwoch dem Team präsentierten?
Wie das aufgenommen wurde, weiss ich nicht. Das müssen Sie die Spieler fragen. Ich habe offen und ehrlich zur Mannschaft gesprochen.

Kloten will mit nur zwei Ausländern in die neue Saison starten. Ist das realistisch?
Für solche Spekulationen ist es heute ebenfalls noch viel zu früh. Zuerst muss Kloten gerettet werden, dann werden wir weitersehen.

Wären Sie eigentlich auch bei den Flyers eingestiegen, als Sie noch nicht Verbandspräsident waren?
Das ist eine hypothetische Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich war nie Kloten-Fan, aber die Flyers sind ein Club mit einer grossen Tradition und sehr wichtig für den Standort Zürich. Das zeigte auch die Mobilisierung des Klotener Umfelds in den letzten Wochen, die wirklich beeindruckend war.

Wie viele Spiele der Kloten Flyers haben Sie eigentlich schon besucht?
Seit ich Präsident von Swiss Ice Hockey bin, waren es doch schon einige. (SonntagsZeitung)

Erstellt: 10.06.2012, 13:54 Uhr