Trainer beim EHC Kloten suspendiert:

Wird Kevin Schläpfer in Langnau Sportchef-Kandidat?

Mit seiner Unterschrift unter den Trainervertrag in Kloten besiegelte Kevin Schläpfer seinen Niedergang als NLA-Trainer und als Hockeygott. Denn er hatte in diesem Job unter EHC – Abriss-Präsident Hans-Ulrich Lehmann nie eine Chance.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Bild: Marcel Bieri

Hockey-Experte Klaus Zaugg formulierte es so: «Kevin Schläpfers Idealismus wurde in Kloten missbraucht.» Dass der Baselbieter ein Idealist ist, wissen wir spätestens durch seine Wirkungszeit beim EHC Biel. Unter ihm als Sportchef stieg der EHCB 2008 in die NLA auf. Als Nothelfer rettete Schläpfer 2009 und 2010 den gleichen Klub zwei Mal vor dem Wiederabstieg. In Extremis und in einer Ligaqualifikation, die beide Male über sieben Spiele ging. Er ersetzte dabei Heinz Ehlers (2009) und Kent Ruhnke (2009). Anschliessend wurde er in Biel zum «richtigen Trainer befördert und erreichte mit dem Klub entgegen sämtlicher Prognosen in vier Jahren drei Mal die Playoffs. Im Seeland wurde und wird er immer noch als Hockeygott verehrt. Eine Ehre, die ihm aber national nach dem Scheitern in Kloten nun nicht mehr zuteil werden dürfte. Eigentlich schade.

Weshalb Schläpfer scheiterte

Schläpfer ist Idealist. Aber Schläpfer war zumindest was sein Engagement in Kloten betraf, auch völlig naiv. Sein Scheitern war vorprogrammiert. Zu viel Geschirr war in Kloten unter Präsident Hans-Ulrich Lehmann bereits zerschlagen worden. Bei Schläpfers Amtsantritt standen diverse Abgänge nach der Saison bereits fest. Wo noch nichts geschrieben war, durfte mit dem Abgang trotzdem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerechnet werden. Wo solche Situationen hinführen, hat Schläpfer in der Rolle des Profiteurs bereits erlebt. Als der EHC Biel 2008 in die NLA aufstieg, standen bei Ligaquali-Gegner EHC Basel auch die Abgänge mehrerer wichtiger Spieler bereits fest. Zwar will trotz des darauf folgenden Abgangs kein Spieler absteigen. Dieses Gefühl möchte jeder in seiner Karriere möglichst vermeiden. Doch das Feuer, das in diesen Extremsituationen für einen Verein brennen muss, ist dann bereits am verglühen und am erkalten. Der Wille, sein Bestes zu geben, ist zwar noch vorhanden. Doch die Zukunft ist geregelt. Es ist nicht mehr nötig, sich mit Kräften, die nur aus Verzweiflung entstehen und abgerufen werden können, zu wehren. Das macht den Unterschied. Kevin Schläpfer wäre einer, der mit seiner Leidenschaft, seiner Rhetorik und seiner ganzen positiven Ausstrahlung solche Extremsituationen retten kann. Das hat er mit Biel bewiesen. Doch dieser Effort war in Kloten nicht mehr möglich. Um dieses Wunder zu bewirken, hätte Schläpfer das Traineramt in Kloten nicht bereits im letzten Herbst übernehmen dürfen, sondern erst jetzt, während des Playout-Finals oder vor der Ligaqualifikations-Serie.

Ist Kloten in der National League zu halten?

Jetzt soll es in Kloten André Rötheli richten. Ihm sollen Felix Hollenstein und Niklas Gällstedt assistieren. Kein Schelm, wer behauptet, dass der Abstieg des traditionsreichen Klubs (mit Abstand am längsten in der NLA, fünffacher Schweizermeister) damit besiegelt ist. Rötheli ist in Kloten und auch anderswo keine Integrationsfigur. Er spielte in seiner Karriere als Spieler für den EHC Olten, den HC Lugano, den EV Zug und den SC Bern, aber kein einziges Spiel für Kloten. Assistent Felix Hollenstein wäre so eine Integrationsfigur. Dass er aber nur die Rolle des Assistenten einzunehmen bereit ist, zeigt, dass er sich am Traineramt nicht die Finger verbrennen will. Keine gute Voraussetzung, um die unbedingte Bereitschaft einer ganzen Mannschaft, für ihren Trainerstab durchs Feuer zu gehen, abzurufen. Dafür hätte Hollenstein seinen guten Ruf aufs Spiel setzen müssen. So aber wird aus der Klotener-Kultfigur nur eine lahme Ente.

Die unrühmliche Rolle des Präsidenten

Verkachelt hat die Situation jedoch in erster Linie Präsident Hans-Ulrich Lehmann. Im negativen Sinne legendär ist seine Rede am Weihnachtsessen 2017 des EHC Kloten, eigentlich ein Anlass der integrativ wirken sollte und der dazu geeignet wäre, die Leistungsbereitschaft als Organisation und als Mannschaft zu befeuern. Lehmann soll an diesem Anlass die Mannschaft sowas von zur Sau gemacht haben, dass er damit das genaue Gegenteil bewirkte. Ebenfalls nicht integrativ wirkte sein Entscheid, dass Denis Hollenstein, der Sohn der Klotener Integrationsfigur, die nicht als Trainer in der Verantwortung stehen will, in der Lohnhierarchie der Mannschaft völlig quer steht. Hollenstein-juniors Lohn war bei der Sparrunde nach Lehmanns Antritt als Präsident als einziger sakrosankt. Hollenstein wurde aber seiner zugedachten Rolle als Reisser, Leader und Skorer viel zu selten gerecht, für dass die riesige Differenz zu den Löhnen der anderen Spieler gerechtfertigt gewesen wäre. Dass Hollensteins Entlöhnung sakrosankt war, wurde unglücklicherweise kommuniziert, war und ist also allgemein bekannt. Dies führt dazu, dass seine Leistung von den Mitspielern insgeheim kritisch betrachtet wird. Komisch, dass das einzige Spiel, welches Kloten im Playout-Final gegen Ambri gewinnen konnte, dasjenige war, bei welchem Hollenstein geperrt war.

Dass beim EHC Kloten das Feuer in der Ligaqualifikation gegen die Lakers aus Rapperswil oder den EHC Olten genügend brennt, müssen wir bezweifeln. Die Flieger sind in allerhöchster Abstiegsgefahr.

Wird Schläpfer Sportchef-Kandidat in Langnau?

Kevin Schläpfer ist als Trainer in der höchsten Spielklasse zumindest vorerst Geschichte. Zwar bewirkte er beim EHC Biel Bemerkenswertes, wurde deswegen sogar aussichtsreicher und von seinem Klub verhinderter Kandidat für den Posten des Nationaltrainers, was sich im Nachhinein als Bruch für seine Karriere heraus stellen sollte. Und jetzt hat also Schläpfer seine Trainerkarriere wohl endgültig beerdigt.

Doch Schläpfer ist immer noch Schläpfer. Immer noch ist er ein leidenschaftlicher Leader. Schläpfer wäre bei den SCL Tigers einer, der als Sportchef Leadership übernehmen würde. Er stünde niemals im Verdacht, lediglich Erfüllungsgehilfe von Coach Heinz Ehlers zu sein. Schläpfer wäre mit dem Langnauer Coach mindestens auf Augenhöhe. Heinz Ehlers war 2008 Trainer des EHC Biel, als dieser in die NLA aufstieg. Im Jahr darauf musste der Sportchef seinen Coach nach zwei Niederlagen in der Ligaqualifikation entlassen. Eine Standardsituation, wie sie im Mannschaftssport in solchen Situationen haufenweise vorkommt, und die den gegenseitigen Respekt der Beiden zueinander nicht nachhaltig verändert haben dürfte. Mit Kevin Schläpfer als Sportchef käme viel zusätzliche Leidenschaft nach Langnau. Und der Baselbieter hat durchaus Bezug zu den SCL Tigers, denn er war Mitglied der Aufstiegsmannschaft von 1998, und als solcher vor allem wegen seiner Art äusserst beliebt.

Die SCL Tigers suchen derzeit einen neuen Sportchef. Der bisherige Stelleninhaber Jörg Reber wird bekanntlich der neue Langnauer Ausbildungsstratege im Nachwuchs. Das Kandidaten-Karussell dürfte sich soeben um eine Kandidatur erweitert haben.