In einer engen Serie können die Fans den Ausschlag geben

Wo bleibt die Leidenschaft der SCL Tigers – Fans?

Auf einer Skala zwischen Null (Leichenhalle) und Hundert (Malley Lausanne) finden wir die Stimmung in der Ilfishalle bei einem Wert von ungefähr Fünf. Dies ist zwar nach diesem Saisonverlauf vollauf verständlich, aber im Bestreben um den Ligaerhalt wenig hilfreich.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Banner_Club76In der Serie der Ligaqualifikation steht es derzeit 1:1. Sowohl die SCL Tigers als auch der HC Lausanne gewannen ihre Heimspiele. Trotz zwei erfolgreichen Heimteams war der Unterschied zwischen der Stimmung in der Ilfishalle und der Malley in Lausanne riesengross. Oder anders ausgedrückt: Es war wie Tag und Nacht (um den Ausdruck «Leichenhalle» nicht über zu strapazieren). Aber wie wirkte denn die Atmosphäre in Lausanne auf die Spieler der SCL Tigers? «Einige waren schon sehr beeindruckt», gab Tigers-Coach Alex Reinhard zu Protokoll. «Aber beim zweiten Spiel ist es für alle von uns bereits ein «Déjà vu». Und Captain Simon Moser meinte zu diesem Thema: «Die Stimmung in Lausanne hat auch uns motiviert. So etwas stachelt auch die Gastteams an.» Trotzdem: Die Leistungen in Lausanne haben gezeigt, welches Team durch die euphorischen, leidenschaftlichen Fans mehr angestachelt und vorwärts getrieben wurde.

 

Dieser Artikel soll als Aufruf, und nicht als Kritik an den Fans und den Zuschauern in der Ilfishalle verstanden werden. Denn das in dieser Saison Erlebte, die Resultate, und die Art und Weise, wie diese zum Teil zustande kamen, haben nicht wirklich zu einer guten Stimmung beigetragen. Und es ist absolut verständlich, wenn viele Zuschauer monieren, dass eigentlich das Team so spielen sollte, dass der Funke auf das Publikum überspringe und nicht umgekehrt. Es ist schwer, zum Ende einer derart verkorksten Saison und in der aktuellen Situation noch euphorisch und leidenschaftlich zu sein.

 

Doch alles Lamentieren und Jammern nützt nichts. Der letzte Absteiger hiess und heisst EHC Basel. Wir wollen nicht verschweigen, dass das Team der Basler damals in einem desolates Zustand war. Von insgesamt 63 Spielen über die gesamte Saison (also inkl. 9 Playout- und 4 Ligaquali – Partien) gewannen sie gerade mal deren fünf. Trotzdem hätte die Mannschaft auf dem Papier stark genug sein sollen, um den Aufsteiger EHC Biel etwas mehr zu fordern. Basel ging in dieser Serie gegen Biel mit 0:4 Siegen regelrecht unter. Die Stimmung im St. Jakobs-Park war bereits in den Playouts auf dem Nullpunkt. Oder anders ausgedrückt, auf Leichenhallen-Niveau «Null». Die Stimmung in Biel aber war phantastisch. Nicht auf Lausanne–Niveau zwar. Aber trotzdem phänomenal.

 

Wir sind Langnauer und Emmentaler. Dazu noch Berner. Wir gehen zwar zahlreich in die Stadien. Aber die Fähigkeit der Stimmungsmache haben wir nicht mit Löffeln gegessen. Übrigens auch die SCB-Fans nicht. Die 17'000 Fans in der PF-Arena vermögen mit den Lausannern in keiner Art und Weise mitzuhalten. Die Berner haben in der Stimmungs-Skala auf Lausanne mindestens 40 Zähler Rückstand. Grösstes Publikum in Europa hin oder her.

 

SCL Tigers VR-Präsident Peter Jakob betont in seinen Ansprachen immer wieder, dass sich die Emmentaler selber helfen müssten. «Wir dürften nicht immer auf Hilfe von Aussen warten», mahnt uns Jakob jeweils. Recht hat er. Und er ging mit der Rettung der Tiger und mit der Sanierung der Ilfishalle mit gutem Beispiel und viel Geld voran. Aber nun sind Schritte gefragt, bei denen wir alle mithelfen können.

 

Wir haben doch alle ein riesiges Interesse daran, dass die SCL Tigers in der NLA verbleiben. Da kann es doch nicht sein, dass wir unser Team in unserer eigenen Eishalle einer Leichenhallen-Stimmung aussetzen. Da kann es doch nicht sein, dass der mit ungefähr 400 Lausannern gut gefüllte Gästesektor bezüglich Stimmung und Lautstärke über 5'000 Tiger-Fans triumphiert. Und zwar deutlich triumphiert, obwohl die Gäste das Verlierer- und die SCL Tigers das Gewinner-Team stellten. Es darf doch nicht sein, dass die Emmentaler, die Langnauer, die Fans der SCL Tigers ihre Gefühlslage derart vor ihre eigenen Interessen stellen. Jetzt ist es Zeit, «den Finger aus dem Arsch zu nehmen» (oder im Fall der Fans «den Korken aus der Kehle»). Es kann doch nicht sein, dass die Sitzplatz-Fans und sieben Achtel der Stehplatz-Fans die kleine Gruppe von Stimmungsmachern rund um den Capo Stefan Hofstetter derart schmählich im Stich lassen. Einzig und allein ganz zu Beginn eines Spiels, bei einem Torerfolg oder beim gelegentlich erklingenden «Hoo- hoo- hopp Langnou» machen etwas mehr als die 50 Stimmungsmacher rund um Hoschi mit.

 

Die Fans können und müssen helfen

Die SCL Tigers sind, solange sie nicht abgestiegen sind, die Nr. 12 der Eishockeyschweiz. Lausanne ist die Nr. 13. Genau so klar, wie die Experten die Langnauer vor der Saison auf Rang 12 geschrieben hatten und damit recht behielten, genau so sind sie sich darüber einig, dass die Tiger über mehr spielerisches Potential verfügen als Herausforderer Lausanne. Als Vorteile für die Waadtländer sehen die Experten jedoch, dass diese sich aus der NLB gewohnt sind zu gewinnen (im Gegensatz zu den SCL Tigers), ihr stimmungsmässiges Hoch (Euphorie) und die lautstarken und leidenschaftlichen Fans. Wir können die Verhältnisse nicht kehren. Wir werden die Lausanner bezüglich Leidenschaftlichkeit nicht topen können. Aber wir können dafür sorgen, dass die Differenz in dieser Beziehung nicht allzu gross wird. Und dass wir zumindest in der Ilfishalle lauter sind als die Fans unseres Gegners. Das wird nicht einfach, denn die Lausanner sind auch in der Ilfishalle ziemlich laut. Aber es kann einfach nicht sein, dass wir vor dem Spiel einmal schreien «Hie regiert dr SCL», und danach das Feld den Gästefans überlassen.

 

Die Mentalität spielt im Sport und damit auch im Eishockey eine Rolle. Sie kann sogar über das Potential triumphieren. Und die Mentalität ist Sache von uns allen! Die Kraft, die von den Rängen kommt, hilft dem Team. Als Lukas Haas mehr Stimmung und Anfeuerung von Seiten der Fans forderte, tat er dies nicht, weil er dachte, er oder sein Team hätten das verdient. Er forderte es, weil es dem Team helfen würde, die schwierige Situation zu meistern. Lukas Haas – es ist wirklich nicht seine Saison – wurde wegen seiner berechtigten und dringenden Forderung von einigen Ignoranten in die Pfanne gehauen. Schändlich!

 

Wenn wir wollen, dass die SCL Tigers in der NLA bleiben, dann sollten wir auf den Rängen etwas dafür tun. Es wäre ein Schritt in die von Peter Jakob geforderte Richtung, uns selbst zu helfen. Damit ist jeder Einzelne von uns gemeint. Jetzt ist fertig mit Konsumenten-Haltung. Jetzt ist fertig mit Selbstzerfleischung, Trainer- und Spielerdemontage. Jetzt ist Support gefragt. Eigeninteressenin denHintergrund, das Gesamtinteressein denVordergrund.

 

Jetzt geht es um die SCL Tigers und den Ligaerhalt! Es geht um Langnau, das Emmental und unsere Region. Jetzt müssen unsere Gefühlsduseleien und Besserwissereien in den Hintergrund.

 

Jetzt ist nicht mehr der Klub für unsere Gefühlslage verantwortlich. Sondern wir alle sind mitverantwortlich, dass das Team auf dem Eisfeld die beste Leistung abrufen kann. Zumindest in der Ilfishalle. Schliesslich bleiben wir in der NLA, wenn wir alle Heimspiele gewinnen.

 

Dazu müssen auch wir Fans aus uns heraus kommen. Wir müssen das zeigen, was wir (zurecht) von den Spielern fordern: Kampfgeist und Leidenschaftlichkeit.

 

Der leidenschaftliche Auftritt des HC Lausanne hatte auch mit der leidenschaftlichen Anfeuerung seiner Fans zu tun! Wenn wir Emmentaler wollen, dass die SCL Tigers in der NLA verbleiben, müssen auch wir unser Team supporten.

Hooo- hooo- hopp Langnou !!!!!!!!