Nach dem Abgang von Wolfgang Schickli

Wohin des Weges, Tiger?

Weshalb hat Wolfgang Schickli den Bettel so schnell hingeschmissen? War er nach nur einem Jahr im Emmental bereits derart zermürbt, dass er es nicht mehr aushielt? Und was hat Präsident Peter Jakob vor? Präsentiert er uns schon bald den neuen Geschäftsführer?

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Es war bestimmt keine leichte Zeit für Wolfgang Schickli im Emmental. Kaum wurde seine Anstellung bei den SCL Tigers publik, wurde er auch schon aus der Ostschweiz auf das Übelste verunglimpft. Damit nicht genug: Kaum im Amt, musste der Zürcher, der bei einem NLA-Unternehmen unterschrieben hatte, vom Abstieg der SCL Tigers in die NLB Kenntnis nehmen. Viel konnte Schickli mit diesem Abstieg wahrlich nicht zu tun haben. Aber er sass bereits im Triumvirat, welches den damaligen Sportchef Jakob (Köbi) Kölliker zum Nothelfer-Coach ernannten. Eine Massnahme, bei welcher bei genauerer Betrachtung und bei etwas mehr sportlichem Know how hätte offensichtlich sein müssen, dass sie scheitern würde. Doch wer sich bei diesem Entscheid aus welchen Gründen durchgesetzt hatte, wurde nie bekannt. Mit dem Abstieg wurden die erhofften nationalen Sponsoren, die Schickli hätte auftreiben sollen, ins Land der Träume verbannt. Was Ruedi Zesiger in fast vier Jahren in der NLA nicht schaffte, war in lediglich einem Jahr in der NLB gänzlich unmöglich. Zumal der neue Geschäftsführer erst einmal mit den bestehenden Sponsoren neu verhandeln musste. Denn wie bei den Spielern spielt es auch bei den Sponsoren eine Rolle, in welcher Liga eine Mannschaft spielt. Die Differenzen mit Peter Jakob gab der Angelegenheit jetzt den Rest.

 

Wolfgang Schickli hatte wirklich gute Ideen. Er arbeitete sehr strukturiert und – er arbeitete viel. An Einsatz hat er es nie mangeln lassen. Er schien vor Energie zu sprühen, und überzeugte in Langnau mit der Zeit so manchen Skeptiker. Viele Fans und auch die Mehrzahl der Fan-Vertreter schätzten, dass er ihre Nähe suchte. Zu Beginn hatte «der mit der Zürischnorre» in Fankreisen kaum Rückhalt. Doch dies änderte sich zusehends. Damit Schickli aber nachhaltig etwas hätte bewirken können, hätte er mehr Zeit, und vor allem mehr Rückhalt benötigt. Bereits im Januar dieses Jahres äusserte er sich gegenüber der Berner Zeitung frustriert, er sei vom Verwaltungsrat aufgefordert worden, auf die Bremse zu treten, kaum sei etwas Erfolg spürbar gewesen. Von der selben Zeitung aufgebrachte Vermutungen, zwischen Peter Jakob und Schickli sei nicht mehr alles in Butter, zog der VR-Präsident anlässlich des «Hautnah-Events» vom 11. April ins Lächerliche (ach, diese Presse...). Doch dass im Hause SCL Tigers auch sonst nicht mehr alles so ist, wie es sein sollte, war an eben diesem Anlass auch optisch sichtbar. Präsident Peter Jakob stand in der einen Ecke des «Kühni Treff» – Lokals, Verwaltungsrat Karl (Käru) Brügger in der andern. Einigkeit sieht anders aus.

 

Es müssen Lösungen her Schicklis abrupter Abgang schmerzt. Doch nun müssen möglichst rasch Lösungen her. Denn nicht nur der Geschäftsführer geht, sondern auch die Kommunikationsbeauftragte Jasmin Loosli hatte kürzlich ihren letzten Arbeitstag. Aus dem Umfeld der SCL Tigers ist zu vernehmen, dass schon in den nächsten Tagen ein neuer Geschäftsführer präsentiert werden soll.

 

Wichtig ist in diesem Zusammenhang nicht nur, wie die künftige Zielsetzung aussehen soll. Denn «Aufstieg in die NLA» ist schnell gesagt. Dieses Ziel kann man sich auch setzen, ohne die notwendigen Handlungen zu tätigen. Die Differenzen zwischen Präsident Peter Jakob und Geschäftsführer Wolfgang Schickli hatten klar mit der Performance im Unternehmen zu tun. Schickli wollte Gas geben, Jakob trat auf die Bremse (FANTIGER berichtete). Deshalb interessiert fast noch mehr als der neue Geschäftsführer die künftige Strategie. Peter Jakob steht für Vernunft. Was er im Sport für vernünftig hält, hat er in der Vergangenheit mehrfach gezeigt und durchgesetzt. Die SCL Tigers spielen seit einer Saison nur noch in der NLB.

 

Schöne, vernünftige Worte allein werden künftig nicht mehr genügen. Im Gegenteil: Sie werden immer öfters von Fans und Sponsoren durchschaut, wobei man in Fankreisen natürlich nicht wissen kann, ob die Sponsoren die selben Informationen erhalten. Doch FANTIGER vertritt die Fans. Und denen wurde nach dem Abstieg in die NLB versprochen, dass alles getan werde, damit der möglichst rasche Wiederaufstieg realisiert werde. Den Beweis, alles dafür zu tun, blieben jedoch die Verantwortlichen in der ersten Saison zumindest zum Teil schuldig. Trotz durchschnittlich 1'100 Zuschauern mehr an den Heimspielen musste sich die sportliche Führung grösstenteils darauf beschränken, gemachte Fehler zu kompensieren. Weder Coach Tomas Tamfal, noch das tschechische Ausländer-Duo Juraj Kolnik / Josef Straka vermochten die Erwartungen zu erfüllen. Immerhin wurden aber mit Weltmeister und Olympiasieger Bengt-Ake Gustafsson und Peter Andersson zwei hochkarätige Trainer, dem französischen Nationalspieler Kévin Hecquefeuille und dem Kanadier Chris DiDomenico zwei Ausländer geholt, um welche ein Aufstiegsteam gebaut werden könnte. Diesen Plänen nicht entgegen kommt jedoch, dass mit Philipp Rytz, Nicholas Steiner und Raphael Kuonen gleich drei NLA-taugliche Spieler die Tiger verlassen. Ein arger Dämpfer im Hinblick auf die neue Saison. Ob diese Abgänge mit den Zuzügen von Torhüter Damiano Ciaccio (von La Chaux-de-Fonds), Verteidiger Yves Müller (von Langenthal) und Thomas Nüssli (von Thurgau) bereits vollwertig kompensiert werden, bleibt abzuwarten. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die sportliche Führung nicht allzu abhängig war vom jetzt scheidenden Wolfgang Schickli, ...

 

...und dass der strategische Entscheid des möglichst raschen Wiederaufstiegs (und zwar wie versprochen innerhalb dreier Jahre nach dem Abstieg) bestehen bleibt. Dass hierfür schöne Worte nicht genügen, dürfte und müsste nicht nur den Beteiligten klar sein.

 

Im Emmental galt für Emmentaler die Devise: Ein Wort ist ein Wort! Die nächsten Tage, Wochen und Monate werden zeigen, ob der abgetretene Wolfgang Schickli in seinem Wesen und Wirken der bessere Emmentaler gewesen ist als Peter Jakob. In seinem Wirken war er glaubwürdiger als Peter Jakob, das abgegebene Versprechen bezüglich des schnellen Wiederaufstiegs einhalten zu wollen.