Zahlen lügen nicht – der Bonus ist aufgebrauch

von Philipp Rindlisbacher - Weil John Fust aus einer notorischen Verlierergruppe ein Playoff-Team geformt und den SCL Tigers die ersten magischen Momente seit der Meisternacht vom 2. März 1976 beschert hatte, durfte er bis am Sonntag Trainer bleiben.

Presse • • von Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

 

Wohl bei jedem anderen Klub wäre der Coach längst entlassen worden, hätte er eine derart schlechte Bilanz aufgewiesen. Heuer verloren die Langnauer 23 von 28 Partien, seit der Playoff-Qualifikation im Januar 2011 haben sie noch 28 von 92 Spielen gewonnen.

 

Zahlen lügen nicht: Die SCL Tigers machten unter Fust zuletzt mehr Rück- als Fortschritte. Der 40-Jährige war 2011 noch mit dem Swiss Hockey Award ausgezeichnet worden, immer wieder waren sein Defensivsystem sowie seine Qualitäten als Kommunikator und Motivator gelobt worden. Zuletzt jedoch erhielt der Lack Kratzer. Fusts Methoden nutzten sich ab; es gelang ihm nicht, Fehler auszumerzen. Ungeachtet des grossen Verletzungspechs flüchtete er sich zu oft in Ausreden; die Siegermentalität, welche er den Spielern einst in Windeseile eingeimpft hatte, verkörperte er zuletzt nicht mehr.

 

Letztlich fehlte es Fust an Verbündeten. Beim Team war er als Kumpeltyp beliebt; mit Ruedi Zesiger aber hatte er das Heu längst nicht mehr auf gleicher Bühne. Der Geschäftsführer hatte Köbi Kölliker gegen Fusts Willen zum Sportchef ernannt; folglich mangelte es der Liaison zwischen Trainer und Sportchef an Harmonie.

 

Mit der Beförderung Alex Reinhards vom Assistenten zum Chef entschied sich der Verwaltungsrat für die wirtschaftlich vernünftige Lösung. Ein weiteres Trainersalär kann sich der Verein nicht leisten. Dass der Vertrag mit Fust vorschnell bis 2015 verlängert worden war, erweist sich als Fehler.