Playoff Vierteilfinal, 7. Spiel - HC Lausanne - SCL Tigers

Zu nervös und übermotiviert - SCL Tigers scheitern in Lausanne klar.

Tag der offenen Tür im finalen Spiel des Playoff Viertelfinals bei den SC Tigers. Nervöse und übermotivierte Langnauer öffneten dem HC Lausanne Tür und Tor für ein munteres Toreschiessen. Die Langnauer gehen damit in die noch ungewollten, aber wohl verdienten Ferien..

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Der Anfang vom Ende: Nach einem Fehler an der blauen Linie von Anthony Huguenin enteilt Lausannes Topscorer Dustin Jeffrey und skort per Shorthander zum 1:0 für die Waadtländer. Chris DiDomenico versucht das Unvermeidliche per Hechtsprung noch zu verhindern. Vergeblich. Von diesem Gegentreffer erholten sich die Tiger nicht mehr. Bild: Susanne Bärtschi

 

Das Fest feiern die Andern. Das prall gefüllte Centre Sportif Malley drohte zu platzen. Zuerst ob der Anfeuerung der einheimischen Fans und danach durch deren Jubel. Das Lausanner Publikum ist ebenso begeisterungsfähig wie kritisch. Zu Beginn eises Spiels ist es eines der lautesten, und wenn es der Mannschaft läuft, kann es noch lauter werden. Doch in Spielen, wie denjenigen, welche die Langnauer in dieser Serie - beide in Lausanne - mit 5:1 gewannen, folgen dann anstelle von Anfeuerungsrufen auch sehr schnell Pfiffe. Doch heute tobte das Publikum vor Begeisterung und Freude. Wenn nach einer bislang so engen Serie das entscheidende Spiel derart klar gewonnen wird, fällt von jedem Zuschauer eine zentnerschwere Last ab. Schliesslich ist es auch für die Waadtländer die erste Qualifikation für einen Halbfinal in den NLA-Playoffs. Darauf müssen die Langnauer zumindest bis in die nächste Saison warten. Doch wenn es eben - wie im Fall von Lausanne - so läuft, wie es heute gelaufen ist, so ist dies für die Zuschauer ein wahres, ein richtiges, ein tolles Fest. Durch fast nichts zu topen! Das, was heute beim Lausanner Publikum abgelaufen ist, wollen wir auch in Langnau einmal erleben. Wir müssen uns einfach auch als Publikum noch etwas mehr daran gewöhnen, dass auch in den Playoffs etwas zu gewinnen ist, und dass auch eine Mannschaft wie die SCL Tigers etwas gewinnen kann. Betrachten wir die Serie als Ganzes, so wäre ein Weiterkommen der Langnauer - anders als noch zu Beginn der Serie - keine Überraschung mehr gewesen. Es hätte auch gut kommen können, wenn auch nicht in diesem Spiel.

Wenn wir aufzählen wollen, was an diesem Abend bei den SCL Tigers alles nicht gestimmt hat, dann müssen wir eine lange Liste erstellen. Denn eigentlich stimmte rein gar nichts. Oder zumkndest fast gar nichts. Wer in einem derart wichtigen Spiel innerhalb von etwas mehr als anderthalb Minuten zuerst einen Shorthander, und nach der unnötigsten aller Strafen einen Gegentreffer in Unterzahl entgegen nehmen muss, der darf sich anschliessend nicht beklagen, wenn damit nicht nur das Spiel bereits vorentschieden ist, sondern dass damit auch gleich der Gegner aufgebaut, das einheimische Publikum in Euphorie versetzt und die eigene Mannschaft komplett verunsichert ist. Es waren in Lausanne noch keine zehn Minuten gespielt, da war dieses Spiel bereits entschieden. Nur wusste man dies erst im Verlaufe des Mitteldrittels, so ungefähr nach Loic In-Albons Treffer zum 4:0. In-Albon schiesst seine Tore nächste Saison bei den SCL Tigers. Er hat sich damit seinem zukünftigen Coach in Erinnerung gerufen. Doch was war eigentlich im Startdrittel passiert?

 

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Nach den zwei Siegen in dieser Woche reisten die Langnauer mit vielen Ambitionen zu diesem siebten Spiel nach Lausanne. Und sie versuchten auch gleich, das Spieldiktat zu übernehmen, was vorerst sogar ziemlich gut gelang. Die Starphase gipfelte in einer ausgezeichneten Chance von Stefan Rüegsegger, der plötzlich allein vor Lausanne-Hüter Sandro Zurkirchen die ausgezeichnete Gelegenheit nicht nutzen konnten. Die Langnauer schienen sich auf dem richtigen Weg zu befinden, zumal Christoph Bertschi wegen eines Crosschecks für zwei Minuten auf die Strafbank geschickt wurde. Doch dann folgte eben das Missgeschick von Anthony Huguenin, der an der gegnerischen blauen Linie die Scheibe nicht unter Kontrolle brachte, sich diese von Joel Vermin abluchsen liess und schliesslich Dustin Jeffrey enteilte. Wenn einer wie Jeffrey enteilt, vermögen die Langnauer läuferisch nicht mitzuhalten. So nützte auch Chris DiDomenicos Hechtsprung nichts mehr. Der Lausanner Topscorer verwertete ebenso entschlossen wie souverän zum 1:0.

Nun gut: so ein Missgeschick kann mal passieren. Immerhien blieben ja noch 53 Minuten zu spielen, und bei den beiden 5:1 - Erfolgen der Langnauer in Lausanne gingen die Einheimischen ja jeweils ebenfalls mit 1:0 in Führung. Noch war also nichts passiert. Eigentlich befand man sich ja fast noch im Gameplan. Aber dann leistete sich Benjamin Neukom die unnötigste aller Strafen. Er nimmt sie, weil er den am Boden liegenden Dustin Jeffrey direkt vor den Augen des Schiedsrichters – sagen wir es vorsichtig – nicht aufstehen lässt. Das Powerplay der Lausanner läuft danach gut. Robin Grossmann wird quer durchs Langnauer Drittel angespielt, zieht ab, und der Schuss wird von Ronald Kenins für Damiano Ciaccio unhaltbar abgelenkt.Mit dem Resultat von 2:0 für die Einheimischen geht es in die erste Drittelspause.

Im Mitteldrittel versuchen die Tiger, den Gang der Dinge nochmal zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Und siehe da, sie kommen zu Torchancen, die sie aber leider nicht verwerten. In der 22. Minute vergibt Alexei Dostoinov auf Zuspiel von Chris Didomenico eine ausgezeichnete Gelegenheit, zwei Minuten später hat Federico Lardi eine gute Szene, sieht aber seinen Schuss von Zurkirchen knapp über die Latte gelenkt. Bis kurz vor Drittelsende durfte also der Langnauer Anhang hoffen, dass in dieser Partie für ihre Mannschaft noch etwas zu holen sei. Doch dann fallen die Lausanner Treffer wie reife Früchte, wobei für einmal Damiano Ciaccio nicht das schier unüberwindbare Bollwerk ist. Doch dies soll keine Kritik sein. Damiano Ciaccio ist einfach für einmal ein ganz normaler Hüter. Er kann für die Gegentreffer eigentlich nichts, ausser vielleicht beim 3:0, welches er beim näheren Pfosten passieren lässt. Doch der Schuss ist hart und präzise, die Kritik deshalb auch hier unberechtigt. Von Ciaccio sind wir es uns in dieser Saison gewohnt, dass er auch die unmöglichsten Dinger fischt. Unmögliches gelingt ihm heute leider nicht. Ab der 41. Minute und beim Stand von 6:0 wird er erlöst und durch Viktor Östlund ersetzt. Auch der Schwede mit Schweizer Lizenz muss noch zwei Mal hinter sich greifen.

Das Schlussresultat von 8:1 gibt natürlich das wahre Stärkeverhältnis dieser beiden Mannschaften überhaupt nicht wieder. Die Lausanner mussten in dieser Serie drei Mal bös unten durch und gewannen eine weitere Partie in Langnau lediglich mit sehr viel Glück. Dass nun ausgerechnet diese siebte, entscheidende Partie aus Sicht der Langnauer derart in die Hose geht, war nicht vorhersehbar. Es ist eine dieser Partien, von welchen man sagt, dass man sie einfach abhaken und weiter machen soll. Zum Abhaken haben die Langnauer nun sehr viel Zeit. Für sie ist die Saison zu Ende.

Wenn die Enttäuschung über diese ebenso klare wie bittere Niederlage mal abgeklungen ist, dürfte sich wohl so mancher Beteiligte und Fan darüber klar werden, dass diese Saison aus Sicht der Langnauer eine unerwartet geile war. Hätte vor der Saison jemand gesagt, dass die Tiger lediglich ganz knapp am dritten Rang der Qualifikation vorbei schrammten, dass sie in dieser Saison nie unter dem Strich waren, und dass sie sich im Viertelfinal mit ihrem Gegner eine Serie über sieben Spiele liefern, hätte dies wohl mancheiner unterschrieben.

 

HC Lausanne - SCL Tigers 8:1 (2:0, 4:0, 2:1)

Centre Sportif Malley, 6'700 Zuschauer (ausverkauft). SR: Hebeisen/Salonen, Castelli/Fuchs. Tore: 8. Jeffrey (Vermin, Ausschluss Bertschi!) 1:0. 10. Kenins (Grossmann, Ausschluss Neukom) 2:0. 30. Emmerton (Leone) 3:0. 31. In-Albon (Moy, Kenins) 4:0. 35. Froidevaux (Kenins) 5:0. 38. Emmerton (Genazzi) 6:0. 51. Vermin 7:0. 56. Pesonen (P. Berger) 7:1. 58. Antonietti (Frick) 8:1. Strafen: je 7-mal zwei Minuten + 2-mal zehn Minuten.

HC Lausanne: Zurkirchen; Genazzi, Junland; Grossmann, Trutmann; Frick, Lindbohm; Nodari; Vermin, Jeffrey, Bertschy; Kenins, Emmerton, Moy; Leone, Froidevaux, Zangger; Herren, In-Albon, Antonietti; Traber.

SCL Tigers: Ciaccio (ab 41. Östlund); Leeger, Glauser, Lardi, Erni; Huguenin, Cadonau, Kindschi; Dostoinov, Gagnon, Elo; Pesonen, P. Berger, DiDomenico; Neukom, Diem, Kuonen; N. Berger, Randegger, Rüegsegger; Gerber.

Bemerkungen: Lausanne ohne Borlat, Mitchell (beide verletzt), Ritz, Roberts, Simic, Barbero, Schelling) alle überzählig). SCL Tigers ohne Punnenovs, Gustafsson, Johansson, Blaser, Nüssli, Peter (alle verletzt), Giliati, Melnalksnis (beide überzählig).