Ein wunderbarer Abend:
7:0! – Langnau demütigt den Rekordmeister
Das grenzt schon fast an Majestätsbeleidigung. Die SCL Tigers überfahren den Rekordmeister gleich mit 7:0. Sieben verschiedene Torschützen tragen zu diesem Schützenfest bei, wobei einige Titulare ihren wichtigen ersten Saisontreffer erzielen.
Wir zeigen für einmal einfach nur das Resultat. Bild: Susanne Bärtschi
Eigentlich wollte ich erst am Wochenende wieder eine Einschätzung schreiben. Zwei Dinge veranlassen mich, von diesem Vorhaben abzuweichen. 1.) So ein 7:0 gegen den Rekordmeister muss entsprechend gewürdigt werden. 2.) Die Journalistenschar auf der Pressetribüne war überschaubar. Zählen wir Sue, seit Jahren treue FANTIGER-Fotografin, mit dazu, waren wir zu Fünft. Vom grossen Medienkonzert Tamedia (Berner Zeitung, Bund, Tages Anzeiger) war niemand vor Ort. Es wird also in den Printmedien kein Spielbericht zu lesen sein. Möglich, dass jemand online etwas darüber verfasst, was er oder sie am Fernsehen gesehen hat.
Von allem Anfang an nahmen die Tiger das Zepter in die Hand und spielten nach vorwärts. Auffällig, wie sie immer wieder mit langen Pässen die ganze HCD-Abwehr aushebelten und sie wie einen Hühnerhaufen aussehen liessen. Die Davoser fanden über das ganze Spiel nie zu ihrer Ordnung und schienen völlig falsch auf die Tiger eingestellt zu sein. So dauerte es dann nicht lange, bis die Emmentaler gleich mit zwei Treffern in Führung lagen. Zu Beginn der 4. Minute trafen Joel Salzgeber und Harri Pesonen innert lediglich 12 Sekunden zum 1:0 und 2:0. Aleksi Saarela erhöhte in der 17. Minute noch zum 3:0. Nichts deutete darauf hin, dass Davos das Ruder in diesem Spiel noch einmal würde herumreissen können, denn das Skore hätte auch noch wesentlich höher ausfallen können. HCD-Hüter Luca Hollenstein, nicht an sämtlichen Gegentreffern absolut unschuldig, reagierte in verschiedenen Szenen grossartig und verhinderte mit mehreren Big-Saves weitere Torerfolge der Langnauer. Aber die Zuschauenden trauten der Sache in der ersten Drittelspause noch nicht so recht.
Wobei: der FANTIGER hat vor der Saison den HC Davos als nicht so gut einschätzbar eingestuft. Die Steinböcke hatten mit Dominik Egli (nach Schweden) und Raphael Prassl (zu Lausanne) zwei wichtige Abgänge mit Schweizer Lizenz zu verkraften, die sie mit Tino Kessler (spielte gegen Langanu nicht) und Nico Gross nur unvollständig ersetzen konnten. Derzeit scheint sich diese Mannschaft noch überhaupt nicht gefunden zu haben (das ist die optimistische Deutung).
Nur keine Unsicherheiten aufkommen lassen
Doch Vili Saarijärvi (26.) und Sean Mallone (29.) erhöhten auf 5:0. Beide Tore erzielten die Langauer in Überzahl. Beim 4:0 sass Enzo Corvi wegen eines Bandenchecks zwei Minuten ab, und vor dem 5:0 wurde HCD-Captain Andres Ambühl gleich unter die Dusche geschickt. Die Tiger benötigten dann lediglich 39 Sekunden für ihren Torerfolg zum 5:0 und verpassten es in der Folge, das Skore weiter zu erhöhen. Es schlich sich etwas der Schlendrian ein, was es Davos erlaubte, ausgerechnet in dieser Phase zu einigen unverhofften Chancen zu kommen. Als dann in der 38 Minute – die Davoser 5-Minutenstrafe war längst abgelaufen – Claudio Cadonau bei den Tigern auf die Strafbank musste, schien die Null auf Seiten des HCD Geschichte. Aber just diese 2-Minutenstrafe trug dazu bei, dass die Emmentaler ihre Konzentration wieder fanden. Noch besser sogar: nach deren Ablauf erzielte Joshua Fahrni 17 Sekunden vor der zweiten Drittelspause noch das 6:0.
Kein Teilerfolg für den HCD
Im Schlussdrittel war gut zu erkennen, dass der HCD wenigstens dieses gewinnen wollte. Dieses Bestreben soll helfen, zumindest mit einem kleinen positiven Gefühl die Heimreise antreten zu können. Die Gäste, von denen nun jeder Druck abgefallen war, gaben mächtig Gas. Doch die Platzherren standen gut und liessen defensiv kaum etwas zu. In der 59. Minute erzielte Brian Zanetti noch das 7:0. Nichts war es mit dem kleinen positiven Teilergebnis für den HCD. Für die Gäste war es ein Abend zum Vergessen. Es war jedoch nicht Pech, der zu diesem Debakel führte. Der Sieg der Langnauer war auch in dieser Höhe absolut verdient.
Sieben verschiedene Torschützen
Das Toreschiessen ist bei den Emmentalern in der bisherigen, noch kurzen Saison auf viele Spieler verteilt. Noch hat kein Tiger mehr als zwei Tore erzielt. Wichtig, dass vor allem Harri Pesonen, Vili Saarijärvi und Sean Malone ihren ersten Treffer erzielen konnte. Vili Saarijärvi wird damit in der nächsten Partie (Freitag in Zürich) das Leibchen des Topskorers tragen. Dies dank vier Assistspunkten. Ebenfalls fünf Punkte (alles Assists) weist Dario Rohrbach aus. Ihm läuft es bisher ausgezeichnet. Ebenfalls ihren ersten Treffer der Saison erzielten Joel Salzgeber und Brian Zanetti.
Ein schöner Abend auch für die Fans
Die Fans der Langnauer (die Fankurve ist gemeint) konnten diesmal schon früh feiern. Und sie hatten sich dies auch verdient. Denn wie bereits gegen Gottéron war die Kurve auch diesmal jederzeit auf der Höhe des Geschehens. Es war eine Freude. Zumindest bis das Spiel entschieden war, wurde in den richtigen Momenten angefeuert, also immer dann, wenn es für die Mannschaft wichtig war. Irgendwann sollte dann der Funken auch mal auf die Sitzplätze überspringen.
Apropos Sitzplätze: Die neuen Schalensitze seien unbequem. Der Sitz einer Dame unweit von mir war mit etwas Klebrigem verschmiert. Ich stellte einigen Matchbesuchern die Frage, ob sie denn in ein «Hoo hoo hopp Langnou» einstimmen würden, wenn sie bequemere Sitze hätten. Es kamen jedoch nur ausweichende Antworten. Die konkreteste Antwort will der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten. Sie lautet: «Also mit diesen Sitzen geht das nicht. Da fährt es einem ja in den Rücken, wenn man tief Luft holen will.»
Sollen unbequem sein: Die Schalensitze in der Ilfishalle. Foto: Bruno Wüthrich
Ich habe mich dann in der Pause in einen dieser Sitze gesetzt. Ich fand ihn ganz in Ordnung. Aber ich bin auch bloss etwa zehn Sekunden drauf gesessen.