Clevere Leistung

Die SCL Tigers stoppen Ambris Lauf

Dank einer cleveren und disziplinierten Leistung bodigen die SCL Tigers den HC Ambri-Piotta in der Valascia. Mit diesem Erfolg schliessen die Langnauer die am Freitag entstandene Lücke zu Rang 11 gleich wieder.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Ambri hatte einen Lauf. Die letzten drei Spiele hatten die Leventiner alle gewonnen. Doch im Schlussdrittel der Partie zwischen dem HC Ambri-Piotta und den SCL Tigers waren gerade mal 66 Sekunden gespielt, da hatte es bereits zwei Mal im Kasten von Damiano Ciaccio eingeschlagen. Die Gäste hatten damit die Leventiner, die aus der Kabine gekommen waren, um wie die Feuerwehr dafür zu sorgen, dass die Partie möglichst rasch gedreht würde, regelrecht ausgekontert. Zuerst gelang Ben Maxwell nach einem schnellen, raumgreifenden Konter auf Zuspiel von Langnaus neuem Schweden Marcus Nilsson der Ausbau der Führung auf 2:0, und lediglich 34 Sekunden später hämmerte Benjamin Neukom die Scheibe gleich nochmals in Ciaccios Maschen. Zu spielen waren danach immer noch fast 19 Minuten. Doch als Ambri zu reagieren gedachte, war es bereits viel zu spät. Für Marcus Nilsson war es der zweite Assist im zweiten Spiel für die Tiger. Dieser Erfolg dürfte den Ärger über die Art und Weise, wie das Spiel vom Freitag gegen Gottéron verloren wurde, etwas mildern.

Weil sie bei den Eishockey-Experten immer wieder ein Thema sind: die abgegebenen Schüsse während einses Spiels auf die Tore der Gegner: Die Schussstatistik im Spiel zwischen dem HC Ambri-Piotta lautet 48:20. Was sagt uns diese Statistik über ein Spiel aus. Die Antwort: Manchmal viel, und manchmal fast gar nichts. Bei der gestrigen Partie in der Leventina was Letzteres der Fall. Deutlich mehr als doppelt so oft spedierten die Spieler der Gastgeber die Scheibe auf das Gehäuse der SCL Tigers als umgekehrt. Trotzdem wurde es mit Ausnahme der Schlussphase nur selten wirklich brenzlig vor dem Tor von Ivars Punnenovs. Der Lette konnte sich zwar über Arbeit wirklich nicht beklagen. Er hatte viel zu tun. Aber es war eher Pflichtereledigung als Hexerei. Denn ambri war bemüht. Sehr bemüht sogar. Aber das war dann auch schon alles.

Gespannt durfte man vor der Partie auf das Duell der beiden Torhüter sein, die letzte Saison noch Teamkollegen waren. Da schien es jeweils, dass Damiano Ciaccio mental etwas im Schatten von Ivars Punnenovs stand. Die besten Leistungen im Tiger-Dress rief Ciaccio nämlich jeweils meistens nicht dann ab, wenn er in Konkurrenz zu Punnenovs stand. Am besten war der schweizerisch-italienische Doppelbürger jeweils dann, wenn er keine Konkurrenz zu fürchten hatte, weil Punnenovs verletzt war. Als er die Tiger vor zwei Jahren in die Playoffs hexte, stand Punnenovs wegen einer Verletzung nicht zur Verfügung. So überraschte es nicht, dass jetzt - im direkten Duell - eben Punnenovs das bessere Ende für sich behielt.

Wichtig für die SCL Tigers war auch, dass sie in Führung gehen konnten. Diesmal war es zwar keine frühe Führung, denn der erste Treffer fiel erst in der 28. Minute. Es war ein Tor in Überzahl, bei welchem Pascal Berger einen Schuss von Yannick Blaser erfolgreich ablenken konnten. Für den Langnauer Captain, der verhalten in die Saison gestartet war, ist es mittlerweile der dritte Treffer der Saison. Die ersten beiden erzielte er im siegreichen Spiel gegen Servette.

Andere Statistiken sind viel aussagekräftiger als die Schussstatistik. Und zwar die Statistiken der Mannschaften in den Spezialdisziplinen Boxplay und Powerplay. Bezüglich erzielter Tore in Überzahl steht der HC Ambri-Piotta derzeit an der Spitze der Tabelle. In bisher 17 Partien trafen die Leventiner 18 Mal ins gegnerische Tor. Die Langnauer belegen in dieser Statistik den zweitletzten Rang. Mit ihrem gestrigen Tor zum 1:0 liessen sie den HC Lausanne um einen Treffer hinter sich. Bezüglich der erhaltenen Treffer im Boxplay sind die Langnauer jedoch immer noch Letzte. Bereits 17 Treffer kassierten die Tiger im Boxplay. Ambri, welches in dieser Statistik auf Rang 9 liegt, kassierte deren 11.

Damit haben wir die Begründung, weshalb Ambri derzeit auf Rang 7 (auch nach dem gestrigen Spiel) und die SCL Tigers auf Rang 12 liegt. Aber hier finden wir auch den Grund für den gestrigen Erfolg der Langnauer im Nordtessin. Denn die Emmentaler hatten ihren Gegner in den Spezialdisziplinen im Griff. Ihren Gegentreffer kassierten die Jungs von Coach Rikard Franzén zwar ebenfalls in Unterzahl. Doch dies war kurz vor Ende der Partie, als Ambri alles nach vorne warf und Damiano Ciaccio einem zusätzlichen Feldspieler Platz machte. Die SCL Tigers sind ein gefährlicher Gegner, wenn sie die Spezialdisziplinen Boxplay und Powerplay im Griff haben.

Auffällig ist, dass die Tiger zuletzt deutlich besser in Fahrt gekommen sind, als dies zu Beginn der Saison der Fall war. Aus den letzten sechs Partien resultierten drei Vollerfolge. Zwar liegt die Mannschaft immer noch auf dem letzten Tabellenrang. Aber sie ist dran an den vor ihr liegenden Mannschaften. Rang 7 ist lediglich sechs Punkte entfernt. Die Langnauer haben drei Partien weniger ausgetragen als das auf eben diesem Platz liegende Ambri. 

 

HC Ambri Piotta - SCL Tigers 1:3 (0:0, 0:1, 1:2)

Valascia Ambri, keine Zuschauer. SR: Stricker/Hürlimann, Schlegel/Steenstra. Tore: 28. Berger (Blaser, Ausschluss Grassi) 0:1. 41. (40.32) Maxwell (Nilsson) 0:2. 42. (41.06) Neukom (Lardi, Dostoinov) 0:3. 57. Müller (Nättinen, Fora, Ausschluss Sturny) 1:3. Strafen: 4-mal zwei Minuten gegen Ambri, 5-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Schilt, Check gegen den Kopf) gegen die SCL Tigers.

HC Ambri-Piotta: Ciaccio; Dottoi, Fora; Fischer, Hächler; Pinana, Ngoy; Del Ponte; Zwerger, Müller, Nättinen; Horansky, Flynn, Keneubuehler; Dal Pian, Novotny, Rohrbach; Grassi, Kostner, Trisconi; Goi.

SCL Tigers: Punnenovs; Grossniklaus, Glauser; Schilt, Blaser; Lardi, Huguenin; Bircher; J. Schmutz, F. Schmutz, Sturny; Nilsson, Melnalksnis, Earl; Dostoinov, Berger, Neukom; Andersons, Maxwell, Rüegsegger; Petrini.

Bemerkungen: Ambri ohne Conz, D'Agostini, Fohrler, Bianchi, Incir (alle verletzt). SCL Tigers ohne Brännström (abgereist), Kuonen, Diem (beide verletzt), Zaetta, Weibel, Erni, Leeger (alle krank), Salzgeber, Guggenheim (U-20 Nati), In-Albon (überzählig). 41.06: Timeout Ambri. Ambri von 56.05 bis 56.12 und ab 56.36 ohne Torhüter.