Kampf um die Nr. 1 im Tiger-Tor:

Beeinflusst der Konkurrenzkampf die Torhüterleistungen negativ?

Drei Spiele gespielt, drei Mal verloren. Drei Mal waren Eigenfehler schuld, dass es nicht zum Sieg reichte. Eine wichtige Rolle spielen auch die Torhüter.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Beide Langnauer-Hüter spielten bisher nicht fehlerfrei und liessen unnötige Tore zu.

 

Mit zwei Torhütern, die für die Mannschaft Spiele gewinnen konnten und mit wenig Eigenfehlern der Vorderleute gelang es den SCL Tigers in der letzten Saison nach der Machtübernahme von Heinz Ehlers fast noch, die Playoffs zu erreichen. Derzeit sieht es anders aus.

32. Minute im Spiel der ZSC Lions gegen die SCL Tigers. Die Langnauer sind nach Thomas Nüsslis Wundertor zur Spielmitte im mentalen Hoch und führen mit 3:1. Da lässt Torhüter Ivars Punnenovs bei freier Sicht einen nicht besonders harten Schuss von Patrick Geering am näheren Pfosten passieren. Der Favorit war zurück im Spiel. Spürte, dass auch diesmal der Sieg drin liegen würde und das Spiel wohl kaum gegen ihn laufen würde. So kam es dann auch. Noch vor der zweiten Drittelspause kam der Ausgleich. Dabei war für Punnenovs diesmal ebenso nichts zu machen wie bei der erstmaligen Führung der ZSC Lions in der 49. Minute. Im gestrigen Spielbericht auf fantiger.ch habe ich dies noch anders dargestellt. Die Fernsehbilder zeigen aber klar auf, dass sich der Berichterstatter irrte. Der Puck war ganz klar derart abgelenkt, dass der Langnauer Hüter keine Chance hatte.

    Trotzdem: Mit dem haltbaren Gegentreffer zum 2:3 stand Punnenovs halt doch am Ursprung der neuerlichen Langnauer Niederlage. Dies ist vor allem deshalb fatal, weil auch Damiano Ciaccio, der andere Tigers-Hüter im Spiel zuvor gegen den EHC Biel keinen formstarken Eindruck machte und bereits früh ausgewechselt wurde. Vom Chronisten der Berner Zeitung wurde Heinz Ehlers nach diesem Spiel gefragt, ob inzwischen Punnenovs näher an der Nr. 1 stünde, was der Tigers-Coach klar bejahte.

    Liegt vielleicht genau hier das Problem? In der letzten Saison agierten die beiden Langnauer Torhüter gleichberechtigt und auf Augenhöhe. Beide waren in der Lage, für ihre Mannschaft Spiele zu gewinnen und taten dies auch. Die SCL Tigers gewannen in der letzten Spielzeit deutlich öfter wegen ihrer beiden Torhüter, als dass sie wegen ihnen verloren. Und dies war wichtig. In Langnau sind Torhüter nicht gut genug, wenn man wegen ihnen nicht verliert. Die SCL Tigers müssen dank ihren Hütern gewinnen können.

    Nun aber hat Ivars Punnenovs klar kommuniziert, dass es sein Ziel sei, in Langnau die Nr. 1 zu werden. Dies ist nicht nur legitim, dies ist – eigentlich – auch gut so. Nur wer ehrgeizig ist, kommt weiter. Doch eine solche – zumal öffentlich kommunizierte – Zielsetzung produziert zusätzlichen Druck. Und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Konkurrenten. Ist es dieser Druck, an dem derzeit beide Torhüter scheitern?

    Dem widerspricht, dass Ivars Punnenovs und Damiano Ciaccio bereits im Herbst 2017 die Saison längst nicht so stark begannen, wie sie dann später aufspielten. Der damals längst entlassene, ehemalige Tigers-Coach Scott Beattie meinte deshalb einmal, dass er wohl noch im Amt wäre, hätten die beiden Hüter auch unter ihm bereits so stark gehalten.

    Doch es sind nie nur die Torhüter, welche die Spiele verlieren oder gewinnen. Es ist immer die ganze Mannschaft. Im Falle der SCL Tigers spielt diese derzeit zu fehlerhaft. Dabei gibt es in jedem Spiel Phasen, in denen die Langnauer abgeklärt und souverän auftreten, und in denen klar ersichtlich ist, dass die Spieler das System Ehlers eigentlich begriffen und verinnerlicht haben.

    Beispiele von Fehlern gefälligst: Das wegweisende 4:3 des EHC Biel zu Beginn des Schlussdrittels war eine temporäre Fehlerorgie. Man kann dies wirklich nicht anders sagen. Hier war alles mit dabei. Vom Fehlpass über die Unfähigkeit, den Puck aus dem eigenen Drittel zu spedieren bis hin zu Stellungsfehlern. Die SCL Tigers schienen geradezu um den Treffer zu betteln. Oder dann die beiden unnötigen Strafen, die wenig später zu einer doppelten Überzahl der Bieler führte, die dann auch prompt ausgenützt wurde. Oder der Gegentreffer zum 1:2 in der 24. Minute des gestrigen Spiels gegen die ZSC Lions. Auch hier brachten die Langnauer den Puck nicht aus dem eigenen Drittel. Als Slapstick beschrieb die Berner Zeitung den Treffer zum 5:3 Schlussstand für die Zürcher ins leere Tor. Und genau dies war es auch: Slapstick.

    Woher kommen diese Fehler, die es den SCL Tigers so schwer machen, die Spiele zu gewinnen? Haben die Fehler der Torhüter etwas zu tun mit den Fehlern der Spieler? Ich glaube das nicht. Zumindest noch nicht. Für die Fehlerorgie und die dummen Strafen in Biel konnte der Torhüter nichts. Punnenovs wurde bereits im ersten Drittel eingewechselt, spielte im zweiten Drittel stark, und das Tor zum 4:3 für die Bieler war der erste Gegentreffer, den er in diesem Spiel zulassen musste. Seine Vorderleute hatten also mehr als ein Drittel lang Zeit, sich an den sicheren Rückhalt zu gewöhnen und entsprechend selbstsicher aufzuspielen. Der Gegentreffer zum 1:2 in Zürich fiel ebenfalls nach einer bis anhin tadellosen Leistung des Torhüters. Sein Fehler passierte ihm ja erst beim 2:3. und beim 5:3 – Siegtreffer der Zürcher befand er sich ja gar nicht mehr auf dem Eis.

    Klar ist aber auch, dass starke Leistungen der Torhüter auch die Leistungen der Spieler vor ihnen beeinflussen. Deshalb wäre es gut, wenn sich sowohl Damiano Ciaccio wie auch Ivars Punnenovs steigern könnten. Denn irgendwann werden vermeidbare Gegentreffer auf die Vorderleute einen Einfluss haben. Zwangsläufig.

    Ob es doch besser wäre, wenn man sich darauf verständigen würde, dass sich Ciaccio und Punnenovs auch in dieser Saison die Aufgabe, gegnerische Tore zu verhindern, gleichberechtigt teilen würden? Also kein Kampf um die Nr. 1 im Tigertor, dafür der gemeinsame Kampf für die SCL Tigers um die Playoffs?

    Wie erwähnt: Eigentlich ist es gut, wenn ein gesunder Konkurrenzkampf um die Nr. 1 stattfindet. Aber die Konkurrenten müssen dem Druck auch gewachsen sein. Sonst ist dies schädlich für die ganze Mannschaft.