EHC Kloten - SCL Tigers 4:0 (2:0, 2:0, 0:0)

Blutleere Tiger ohne Chance beim Tabellenletzten

Emotionslose, überforderte, fehlerhafte und schwache SCL Tigers verlieren beim Tamellenletzten EHC Kloten klar und deutlich mit 0:4. Damit übernehmen sie vom heutigen Gegner einen Tag nach ihrem ersten Saisonsieg die rote Laterne.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Szenen, in denen es vor dem Klotener Tor hoch zu und her ging, gab es nur vereinzelt. Dass es zumindest eine gab, sei hier festgehalten. Foto: Susanne Bärtschi.

 

Diskusionslos schlechte Leistung der SCL Tigers. Sie hatten bei der 0:4 – Niederlage in Kloten zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance. Das Skore hätte sogar noch erheblich höher ausfallen können. Diese Leistung muss in Langnau zu denken geben. Lesen Sie am Schluss auch, was die Beteiligten zum Spiel sagten. Äusserst aufschlussreich. Aber alles der Reihe nach:

Es war das Spiel der Hoffnung für beide Mannschaften. Die Gäste aus Langnau müssen sich gesagt haben, dass die nach sechs Runden noch punktelosen Klotener unbedingt besiegt werden müssen. Es ging ja auch darum, nach dem gestrigen ersten Saisonsieg in der Meisterschaft gleich einen zweiten anzuhängen. Wenn nicht gegen Kloten, gegen wen dann? Immerhin gilt es in jedem Spiel, den Abstand zum Strich nicht bereits früh zu gross werden zu lassen. Zumal die Tiger in der letzten Spielzeit ihre länge Jahre andauernde Schwäche gegen diesen Gegner endlich überwunden hatten, oder zu haben schienen. Aus einem zweiten Sieg wurde zumindest vorerst nichts.

Denn das Gleiche galt jedoch auch für den EHC Kloten. So schlecht, wie es die mageren null Punkte vor dem Spiel gegen die Tiger ausdrücken, sind die Flieger nämlich nicht. Gestern in Fribourg – zu diesem Zeitpunkt immerhin Tabellenführer - verloren die Klotener nur äusserst knapp. Überhaupt sprechen die lediglich 17 Gegentore in sechs Spielen für eine sattelfeste Defensive. Das Klotener Problem liegt im Angriff. Lediglich acht Treffer aus sechs Spielen waren eindeutig zu wenig. Doch die Klotener werden sich gesagt haben: Wenn nicht gegen diesen Gegner, gegen wen dann. Und entsprechend bissig spielten sie und überforderten mit ihrem Auftritt ihren Gegner in jeder Hinsicht.

Für die Langnauer lief es im Startdrittel schlecht. Halt – das stimmt ja gar nicht. «Es lief keineswegs schlecht». Das «Es» kann nämlich nichts dafür. Es waren die SCL Tigers, die es schlecht laufen liessen. Zwei haarsträubende Fehler führten nämlich zu zwei Gegentoren. 10. Minute: Zu Philippe Seydoux, der wegen Stockschlags auf der Strafbank sass, gesellte sich auch noch Eero Elo, weil er den Puck übers Plexiglas schlenzte. Und zwar nicht etwa seitlich, sondern hinter dem gegnerischen Tor. Doch was zum Teufel überlegte sich Elo da? Zum Zeitpunkt, in welchem er den Puck spedierte, war er gar nicht unter Druck. Er hätte sogar Zeit gehabt, die Scheibe noch etwas zu halten und damit Zeit zu gewinnen. Ein fataler Fehler. Lediglich 29 Sekunden benötigten die Klotener, um zu fünft gegen drei Langnauer den Führungstreffer zu markieren. Klotens Topscorer Denis Hollenstein glänzte als Torschütze. 13. Minute: Ein äusserst riskanter Spielerwechsel der Tiger rächte sich. Patrick von Gunten schickte Roman Schlagenhauf, der auf der rechten Seite völlig ohne Gegenspieler auf Damiano Ciaccio im Tigers-Tor losziehen konnte und diesem keine Chance liess.

Im Mitteldrittel dauerte es gerade mal 16 Sekunden, bis Vincent Praplan den Langnauer Torhüter zum 3:0 bezwang. Er tat dies mit einem harten und sehr platzierten Schuss aus vollem Lauf. Ciaccio, wohl etwas überrascht, konnte nicht rechtzeitig reagieren. Von da weg war die Niederlage der Langnauer endgültig besiegelt. Trotz des knappen Schussverhältnisses in diesem Abschnitt, gehörte nämlich auch das zweite Drittel eindeutig den Platzherren. Die Langnauer konnten sich nur selten in Szene setzen und kamen kaum zu Torchancen. Massgeblichen Anteil daran hatte einerseits die äusserst disziplinierte Defensivleistung der Klotener. Die Langnauer enttäuschten jedoch auf ganzer Linie. Die defensiven Fehler konnten sie im Mittelabschnitt zwar weitgehend abstellen, dafür aber offenbarten sie, übrigens wie bereits im gestrigen, mit dem ersten Saisonsieg gekrönten Spiel, erhebliche Mängel im Passspiel. Viel zu viele Pässe kamen gar nicht oder schlecht beim Mitspieler an, beispielsweise in den Rücken gespielt, was ein abruptes Abbremsen des Laufes und oft den Puckverlust zur Folge hatte. Zudem gelang es den Emmentalren zu keinem Zeitpunkt, die für einen Sieg nötigen Emotionen ins Spiel zu bringen. Der erste Sieg von gestern scheint in den Köpfen der Spieler rein gar nichts ausgelöst zu haben.

So bleibt nur anzumerken, dass zwar mit dem Sieg gegen Servette ein Schritt aus der Krise gemacht wurde. Aber bereits heute haben die Langnauer diesen einen Schritt wieder rückgängig gemacht. Mit solchen Leistungen gewinnt man keine Spiele.

 

Hier die versprochenen Stimmen zum Spiel:

Roland Gerber. Ich habe keine Worte. Diese Leistung ist mir absolut unerklärlich. Da wird sich jeder von uns hinterfragen müssen.

Emanuel Peter. Zu wenig Disziplin, zu wenig Kampf, zu wenig, zu wenig, zu wenig.

Coach Heinz Ehlers: Kloten war äusserst diszipliniert heute. Sie standen uns kein einziges Breakaway zu, kein einziges zwei gegen eins. Kloten wollte den Sieg mehr als wir. Eventuell hatten einige von meinen Spielern zu wenig Respekt vor dem Gegner. Ich bin unglaublich enttäuscht. Auch vom Auftreten einiger Spieler. Aber auch von mir selber. Jetzt ist fertig mit Offenheit und Spass. Jetzt gehen wir zu dem über, wo ich weiss, dass ich gut bin (man spürt, dass dies ernst gemeint ist, und dass es ungemütlich werden könnte). Es wird Einzelgespräche geben. Mit einigen Herren werde ich darüber sprechen müssen, ob sie bereit sind, das zu spielen, was ich will.

 

EHC Kloten - SCL Tigers 4:0 (2:0, 2:0, 0:0)

Swiss Arena, 5'012 Zuschauer.Koch/Nikolic, Borgsa/Progin. Tore: 10. von Gunten Praplan, Hollenstein, Ausschlüsse Seydoux, Elo) 1:0. 13. Schlagenhauf (von Gunten, Ausschlüsse Andersén, Erkinjuntti) 2:0. 21. (20.16) Praplan (Hollenstein, Sallinen) 3:0. 35. Sallinen (Praplan, von Gunten). 4:0. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen Kloten. 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

EHC Kloten: Boltshauser; Bäckman, von Gunten; Andersén, Stoop; Back, Weber; Bozon, Bucher; Praplan, Sallinen, Hollenstein; Lemm, Trachsler, Bieber; Leone, Marchon, Grassi; Kellenberger, Schlagenhauf, Bader.

SCL Tigers: Ciaccio; Koistinen, Zryd; Erni, Seydoux; Huguenin, Lardi; Müller; Erkinjuntti, Gustafsson, Elo; Neukom, Gagnon, Kuonen; Nüssli, albrecht, Dostoinov; Haas, Peter, Gerber; Rüegsegger.

Bemerkungen: Kloten ohne Saikkonen (Ersatztorhüter), Santala, Ramholt, Obrist, Harlacher. SCL Tigers ohne Punnenovs (Ersatztorhüter), P. Berger, N. Berger, Stettler, Blaser, Randegger (alle verletzt), Schmid, Himelfarb, Weibel (überzählig). 36. Pfostenschuss Gustafsson.