Fabian und Marco aus der Fankurve:

Dagegen ist Chrige Nyffeler schon fast leidenschaftlich

Habt Ihr die Choreo zum 60-jährigen Jubiläum der Kunsteisbahn Langnau beachtet? Sie war der Hammer! Auch die Stimmung in der Kurve ist besser geworden. Und doch klappt es längst nicht immer. Fabian und Marco erklären, weshalb dies so ist.

Blog • • von Bruno Wüthrich

F$bu (links) ist der Capo. Er sorgt für die Stimmung in der Kurve, die dank ihm und seinen Leuten in den letzten beiden Jahren merklich besser geworden ist. Marco (rechts) brilliert als Ideengeber bei den Choreos (siehe auch das Bild weiter unten). Bild: ZVG.

 

Im Sommer 2018 kam der längst fällige Wechsel in der Kurve. Seither versucht der Sektor 46 zusammen mit der Fanszene Langnau, die Choreos und die Stimmung zu koordinieren. Mit spürbarem Erfolg. Und doch hinken wir in der Ilfishalle bezüglich der Stimmung gegenüber anderen Eishallen noch merklich hinten nach. Dies ist jedoch auch denn Umständen geschuldet, wie folgendes Gespräch zeigt.

FANTIGER: Wie kann man den Sektor 46 beschreiben? Was ist das?

Marco: Das ist Verein und gleichzeitig der Dachverband von eigenständigen Fangruppen und Personen ohne anderweitige Gruppenzugehörigkeit.

FANTIGER: Das ist zwar eine Definition, aber sagt noch wenig aus.

Fabian: Unsere Zielsetzung ist es, die SCL Tigers sowohl in der Ilfishalle als auch auswärts lautstark und farbenfroh zu unterstützen.

FANTIGER: Was heisst das?

Marco: Da ist einerseits die Gestaltung, die Produktion und die Präsentation der Choreos...

Fabian: ...und für mich als Capo steht natürlich die Stimmung in der Kurve und die Anfeuerung der Mannschaft im Zentrum.

FANTIGER: Wie viele Mitglieder umfasst euer Verein?

Fabian (nimmt den Telefonjoker und telefoniert mit Tom  / Leiter Sektor 46 / die Red.): Wir sind ungefähr 140 Mitglieder. Wichtig ist aber, dass es nicht nur unsere Mitglieder, sondern nach Möglichkeit alle, die in der Kurve stehen braucht, um eine geile Stimmung zu erzeugen und die Mannschaft wirkungsvoll anzufeuern.

FANTIGER: Das hat in der Vergangenheit nicht immer wunschgemäss geklappt.

Fabian: Das kannst du laut sagen. Das klappt noch heute nicht immer wunschgemäss. Aber wir arbeiten daran und haben auch schon merkbare Erfolge erzielt.

FANTIGER: Das stimmt. Von den Sitzplätzen und von der Pressetribüne her merkt man dies gut. Aber weshalb ist es nicht immer so?

Fabian: Es funktioniert vor allem dann, wenn es der Mannschaft gut läuft und „wir“ am gewinnen sind. Harzig ist es immer dann, wenn die Mannschaft kämpfen muss, es ihr nicht läuft, oder sie sogar hinten liegt. Genau dann würde es die Kurve aber am meisten brauchen. Genau dann wäre unsere Unterstützung wichtig.

FANTIGER: Deshalb wiederhole ich nochmals meine Frage: Woran liegt das?

Marco: Das passiert vor allem dann, wenn sich die Emotionen auf dem Spielfeld auf das Publikum übertragen und nicht umgekehrt. Also wenn es der Mannschaft nicht so läuft, läuft es auch in der Kurve nicht.

FANTIGER: Ist das so?

Marco: Ja, ich finde schon. Wobei das nicht nur vom Resultat abhängig ist. Wir kennen das von früher. Die Mannschaft konnte 0:8 hinten liegen, aber wenn Todd Elik eine seiner Aktionen brachte, tobte das Publikum.

FANTIGER: Ist dies der einzige Grund, weshalb es nicht immer läuft?

Fabian: Viele in der Kurve sind immer wieder abgelenkt. Zum Beispiel durch ihre Handys. Das, was auf dem Eis läuft, hat nicht für alle oberste Priorität.

FANTIGER: Dies zu ändern, ist nahezu unmöglich.

Fabian: Wir versuchen trotzdem immer wieder, mit den Leuten zu reden. Möglicherweise bringen wir trotzdem den Einen oder die Andere dazu, etwas darüber nachzudenken, um was es in einer Kurve eigentlich gehen sollte.

Nach dem folgenden Bild gehts weiter mit dem Interview.

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Sieht diese Choreo nicht hammermässig aus? Das Jubiläum "60 Jahre Kunsteisbahn Langnau" wurde sonst völlig übergangen. Lediglich die jungen Fans (die alle vor 60 Jahren noch nicht geboren waren) gedachten diesem Ereignis, ohne das wohl in Langnau nie NLA-Eishockey gespielt worden wäre. Bild: Marcel Bieri

 

FANTIGER: Mir ist aufgefallen, dass bei Spielunterbrüchen die aufkommende Stimmung manchmal durch die laute Stadionmusik quasi abgewürgt wird. Ist dies eine falsche Wahrnehmung oder ist dies tatsächlich ein Problem?

 

Fabian: Das ist tatsächlich ein Problem. Wir werden demnächst mit den verantwortlichen Leuten das Gespräch suchen, um dies zu klären.

FANTIGER: Gibt es weitere Hindernisse?

Marco: Die Lichtshow mit der Stimme ab Band bei der Nennung der Spieler der SCL Tigers zu Beginn des Spiels schläfert ein. Dagegen ist die Vorstellung der gegnerischen Akteure durch Chrige Nyffeler schon fast leidenschaftlich. Zumindest ist ihre Vorstellung persönlicher. Insgesamt steht die Inszenierung vor dem Spiel in direkter Konkurrenz zu unseren Choreos und beeinträchtigt die Stimmung.

FANTIGER: Was könnte man hier besser machen?

Fabian: Als Pesche Minder noch die Vorstellung der Mannschaft übernahm, war es besser. Wir werden auch diesen Punkt zu gegebener Zeit bei den verantwortlichen Personen deponieren.

Marco: Am 15. November war es genau 60 Jahre her, dass die Kunsteisbahn Langnau mit einem Spiel des SC Langnau gegen den EHC Arosa eröffnet wurde. Anlässlich dieses Jubiläums gestalteten wir eine Choreo. Doch diese wurde durch die Inszenierung einer Handy-Lichtshow leider etwas kompromitiert.

Das Interview wird zu gegebener Zeit fortgesetzt.

 

Kommentar von Bruno Wüthrich

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Zum Glück gibt es engagierte Fans

Es ist wahrlich nicht einfach, die Ilfishalle in einen Hexenkessel zu verwandeln. Doch genau dies braucht es, wenn vom Publikum zusätzliche Energie in die Mannschaft kommen soll. Und zwar dann, wenn diese tatsächlich gebraucht wird, und nicht erst dann, wenn das Spiel längst entschieden ist. Wieso stimmen wir Fans von den Sitzplätzen nicht mal lautstark in ein Hoo hoo hopp Langnou ein? Das wäre nicht verboten. Man stelle sich die Wirkung vor. Lausanne hat es in den Playoffs in diesem Frühjähr vorgemacht, wie das geht, wenn ein Publikum der Mannschaft Energie gibt.

Seit der Saison 2018/19 versucht der Sektor 46, zusammen mit der Fanszene Langnau, genau das. Und sorgt dabei für Diskussionen. Es ist durchaus möglich, dass mit der einen oder anderen Aktion oder Massnahme über das Ziel hinausgeschossen wird. Es ist auch möglich, dass dann und wann eine Sanktion getroffen werden muss, weil sich jemand nicht so verhält, wie dies in der Stadionordnung steht.

Und natürlich müssen wir nicht alle gut finden, was in der Kurve läuft. Auch ich habe auf diesem Portal schon kritische Worte gefunden.

Aber wir sollten anerkennen, was da alles geleistet wird. Und dass die Fans der SCL Tigers immer noch als die schweizweit friedlichsten gelten. Zumindest in der National League. Und das ist aller Ehren wert.

Und dann hört man manchmal: «Auch wir waren mal jung. Aber dies oder das haben wir nie gemacht».

Richtig, wir haben damals nicht alles gemacht, was heute gemacht wird. Aber wir taten andere Dinge, die ebenfalls nicht stubenrein waren. Es waren andere Zeiten damals. Wir waren nicht besser. Wir Älteren können gar nicht wissen, wie wir gewesen wären, wenn wir in der heutigen Zeit jung wären.

Ich jedenfalls fand die Choreo zum – sonst kaum beachteten – 60-jährigen Jubiläum der Kunsteisbahn Langnau hammergeil. Es war übrigens nicht die Einzige. Aber sie zeigt genau das Denken, das ich mir auch von der heutigen Führung der SCL Tigers vermehrt wünschen würde. Die SCL Tigers haben eine Geschichte. Sie haben Tradition. Da sind Wurzeln. Pflegen wir nicht nur das Hier und Jetzt. Pflegen wir auch die Wurzeln und unsere Traditionen.

Die Sektor 46 und die Fanszene Langnau machen es uns vor.