Vielleicht böse, wer weiss. Aber bestimmt nicht gross:

Das Märchen von den «Big bad Bears»

Big bad Bears: Das steht für die Spieler des SCB. Dass der Klub gross ist, bestreitet niemand. Aber trifft diese Bezeichnung auch für die Spieler zu. Wir haben recherchiert und fanden ein paar überraschende Fakten über die NLA-Klubs, die nicht allen bekannt sein dürften.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Big bad Bears? Pffffff! - Zumindest nicht so, wie wir uns dies vorgestellt haben. Bild: Susanne Bärtschi

 

Die auch als «Big bad Bears» bezeichneten Berner Eishockeyaner sind vielleicht Bären. Und vielleicht sind sie auch böse. Aber dass sie gross (big) sind, ist zumindest was die Körpergrösse und das Gewicht betrifft ein Märchen. Die Tiger sind grösser und schwerer.

 

Überhaupt sind die Sportchefs etwas davon abgekommen, die Wasserverdrängung der Spieler allzu fest zu gewichten. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Teams sind nämlich nicht mehr so gross, wie auch schon. Und erstaunlicherweise stehen die kleinen Klubs bezüglich Körpergrösse und Gewicht nicht mehr im Schatten der grossen. wie folgend Ranglisten zeigen.

 

Rangliste nach durchschnittlicher Körpergrösse

Klub ∅ Körpergrösse      Spieler ≤ 185 cm
1. HC Davos 186,0 cm 17
2. HC Genf-Servette 184,1 cm 12
3. EHC Kloten 183,8 cm 10
HC Lugano 183,8 cm 10
5. ZSC Lions 183,7 cm 9
6. EHC Biel 182,6 cm 11
7. Fribourg Gottéron 182,4 cm 10
Lausanne HC 182,4 cm 5
9. SCL Tigers 182,2 cm 8
HC Ambri-Piotta 182,2 cm 6
11. SC Bern 181,8 cm 9
12 EV Zug 181,1 cm 5

Und hier gleich noch die Rangliste nach Gewicht

 

Rangliste nach durchschnittlichem Gewicht

Mannschaft ∅ Gewicht      Spieler ≤ 90 kg
1. HC Davos 88,1 kg 12
2. ZSC Lions 87,6 kg 11
HC Lugano 87,6 kg 11
4. EHC Kloten 87,5 kg 8
5. Lausanne HC 87,2 kg 9
6. HC Genf-Servette 86,8 kg 9
7. SCL Tigers 86,4 kg 7
8. HC Ambri-Piotta 86,1 kg 10
9. SC Bern 86,0 kg 8
10. EHC Biel 85,7 kg 8
11. HC Fribourg Gottéron 85,3 kg 8
12. EV Zug 85,1 kg 5

 

Hättest du diese Reihenfolge erwartet? Der SC Bern in der Grössenrangliste lediglich auf dem 11. Rang, und auch bezüglich Gewicht nur auf Rang 9! Doch lassen wir uns davon nicht täuschen. Denn die Differenzen sind klein, obwohl die 3 Kilos Differenz beim Gewicht und die 4,9 cm Unterschied bei der Grösse zwischen Spitzenreiter Davos und Schlusslicht EV Zug schon respektabel sind. Und beim SC Bern gilt: Es sind eben nicht nur Grösse und Gewicht, welche die Wucht der Mannschaft ausmachen. Da spielen ganz andere Faktoren, wie beispielsweise die Geschwindigkeit mit. Als Beispiel erwähne ich hier Tristan Scherwey. Mit 176 cm und 83 kg ist er von NHL-Gardemassen weit entfernt. Doch er ist einer der gefürchtetsten Checker der Liga, wovon bereits einige grössere Spieler ein Liedchen singen können.

Doch die Erklärungsversuche (der Fans, nicht der Mannschaft), die Berner seien halt grösser und schwerer und hätten dadurch Vorteile, gelten ab sofort nicht mehr.

 

Von jungen und alten Mannschaften

 

Und wenn wir schon dabei sind: Wer hat eigentlich die jüngste Mannschaft? Und wer die älteste? Gleichzeitig interessiert uns, wer wirklich Nachwuchsförderung betreibt. Deshalb listen wir auf, wie viele Spieler, die nicht älter als 22 sind, sich im Kader befinden. Doch auch die Altersheime interessieren uns und wir zeigen, wer wie viele Spieler beschäftigt, die 33 oder darüber sind. Doch wir wollen nicht despektierlich sein. Wie sagte doch ein bekannter Fussballtrainer, der heute als Juror in Castingsendungen amtet: Es gibt keine jungen und alten Spieler. Es gibt nur gute uns schlechte.

 

Doch die Altersfrage interessiert uns. Und hier die Aufstellung, beginnend bei der jüngsten Mannschaft.

 

Klub ∅ Alter   ≥ 22    ≤ 33
HC Davos 24,5 13 3
HC Genf Servette 25,3 9 1
EHC Biel 26,3 6 2
ZSC Lions 26,5 6 3
EHC Kloten 26,8 5 3
HC Fribourg-Gottéron 26,9 4 1
SC Bern 27,6 6 5
SCL Tigers 27,6 4 5
EV Zug 27,7 2 3
HC Lugano 28,4 6 6
HC Ambri-Piotta 28,6 4 9
Lausanne HC 28,9 1 4

 

Erläuterungen:

 

Es könnte der Eindruck entstehen, der HC Lausanne sei mit einem Durchschnittsalter von 28,9 Jahren überaltert. Tatsächlich ist dieser Durchschnitt recht hoch. Trotzdem ist deswegen bei den Waadtländern kein grösserer Umbruch nötig. Die hohe Durchschnittszahl hat zwei Gründe: Einerseits zieht Torhüter Cristobal Huet mit seinen 41 Jahren den Schnitt nach oben. Gleichzeitig beschäftigt der LHC kaum junge Spieler. Gerade mal drei Spieler sind jünger als 25 Jahre alt. Aber auch lediglich vier Spieler (inkl. Huet) sind 33 Jahre oder älter.

 

Etwas anders sieht die Sache bei den beiden Tessinerklubs aus. Lugano wird auf dem Transfermarkt tätig werden müssen. Denn immerhin sind gleich fünf Spieler 35-jährig oder älter. Und Ambris Sportchef wird bei insgesamt neun Spieler mit 33 und mehr Jahren auf dem Buckel in den kommenden Jahren so richtig viel zu tun bekommen.

 

Interessant ist auch der EV Zug. Kaum Nachwuchsspieler, aber auch nur drei Akteure, die 33 und mehr Jahre aufzuweisen haben im Kader bedeutet, dass die Innerschweizer vorwiegend Spieler im besten Hockeyalter beschäftigen. Von ihrer Hockey-Academy können die Zuger zudem künftig bei Bedarf (oder wenn sich einer aufdrängt) Nachwuchsleute nachholen.

 

Vorbildlich in Sachen Nachwuchsförderung sind der HC Davos und der HC Genf-Servette. 13, bzw 9 Nachwuchskräfte mit 22 oder weniger Jahren haben die beiden Klubs im Kader. Die ZSC Lions brauchen wir gar nicht mehr zu erwähnen. Sie sind mit ihren GCK Lions (und sechs Nachwuchskräften im ZSC-Kader) sowieso top. Es zeigt sich eben auch, dass es sich ein Klub «leisten können muss», Nachwuchskräfte einzusetzen. Dies gelingt auf Dauer nur, wenn die Mannschaft trotzdem regelmässig gewinnt, und sich um die Playoff-Qualifikation keine Sorgen zu machen braucht.