Telefon mit Oskar (Protokoll):

Den Deal mit den TV-Millionen hätte ich auch ausgehandelt.

Der neue Vertrag mit UPC bringt Millionen in die Verbands- und Klubkassen. Insgesamt 177 Millionen fliessen in den nächsten fünf Jahren ins Schweizer Eishockey. Doch 22 Millionen gehen als Provision an eine Münchner Agentur. Darüber regt sich Oskar fürchterlich auf.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Oskar, wie er leibt und lebt.

Mein Telefon klingelt. Es ist Oskar. Da ich lange nichts mehr von ihm gehört habe, freue ich mich und nehme das Gespräch an. «Du musst tätig werden», schnarrt es mir entgegen. «Erst einmal hallo, Oskar, ich freue mich, wieder mal etwas von dir zu hören», flöte ich ins Mikrophon meines alten iPhones. «Jaja, schon gut», wird Oskar bereits ungeduldig. «Hast du bereits geschrieben?, fragt er. «Was gibt es denn zu schreiben?», will ich wissen. «Was bist du denn für einer?», entgegnet Oskar. «Da läuft gerade ein Riesenmurks, und du merkst nichts. «Von welchem Murks sprichst du denn? Bei den SCL Tigers ist doch alles in Ordnung», antworte ich, bereits etwas verunsichert. O-oder wenigstens das meiste», schiebe ich sicherheitshalber nach (ich will ja nicht als der Ahnungslose dastehen, falls da doch etwas ist). Oskar nachdenklich: «Na ja, alles in Ordnung... - wie mans nimmt. Platz 10, mit der Aussicht, noch zwölfter zu werden, Ligaerhalt nicht gesichert...». - Aber dann wird er plötzlich lauter: «Es geht denk nicht um die SCL Tigers, du Zausel, es geht um den Verband!» «Ach so, - ahh, du meinst die TV-Gelder. Bist wohl auch einer von denen, die jetzt wegen der Provisionen motzen», spotte ich. «Da gibt es nichts zu spotten», ärgert sich Oskar. «Oder kannst du mir sagen, für was die Millionen sind, die der Verband an diese Münchner Agentur zahlt?»

Hintergrund: Einer Nachricht der Sport Information (si) ist zu entnehmen, dass Die NLA-Clubs dank dem neuen TV-Vertrag der Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) ab der kommenden Saison rund eine Million Franken jährlich mehr als bisher erhalten. Jeder Verein bekommt somit neu 1,655 Millionen Franken, bisher waren es 688'000 Franken. Die NLB-Clubs erhalten 230'000 gegenüber bisher 107'000 Franken.

Der neue TV-Vertrag mit UPC, die als Partnerin der SIHF auf Swisscom/Teleclub folgt, und der SRG wurde im vergangenen Juli unterzeichnet und bringt dem Eishockeyverband bis 2022 jährlich im Durchschnitt 35,4 Millionen Franken ein. Die Auszahlung der Gelder erfolgt progressiv. 2017/18 fliessen 30,4 Millionen Franken ins Schweizer Eishockey. Bisher waren es rund 12 Millionen.

«Hast du gesehen, wie viel Geld diese Münchner Agentur für unseren geliebten Sport herein holt», frage ich Oskar, weiss aber gleichzeitig, dass dies eine rhetorische Frage ist und Oskar schon weiss, wie viel es ist. «Ja, weiss ich», entgegnet dieser prompt. «Es sind 35,4 Millionen jährlich. Ich gebe zu, das ist ein schöner Betrag. Aber ich bin mir sicher, ich hätte den auch rein geholt.» «Sooo – hättest du?», frage ich überrascht. «Überschätzt du dich da nicht ein wenig?» Doch Oskar gibt sich unbeirrt: «Nein, ich überschätze mich nicht. UPC wollte diese Rechte unbedingt, Swisscom und Teleclub wollten ihn ebenfalls. Eine ausgezeichnete Konstellation. Ich hätte diese Münchner nicht gebraucht, um den Preis hoch zu treiben. Dafür waren die beiden Kontrahenten zu giggerig auf den Deal.» Ich komme etwas ins Grübeln und argumentiere vorsichtig: «Also zum Teil könntest du recht haben. Aber so einfach ist das wohl nicht...». «Eiere nicht herum», bellt Oskar. «so schwer ist das nicht. Immerhin haben wir im Verband genügend Leute die...». «Die was?», kontere ich. «Was, sag es mir!» Doch Oskar bleibt unberührt: «Die das eigentlich können müssten. Und Zeit haben die ja auch genug dafür.»

Nun habe ich aber genug. Jetzt werde auch ich lauter: «Das ist wieder typisch. Von nichts ne Ahnung, aber wettern wie ein Vollprofi. Wie wenn du wüsstest, was die im Verband zu tun haben...». «Was haben die denn zu tun?», fragt Oskar frech. Aber da ist er bei mir am Rechten. Sofort mache ich mich gedanklich auf die Suche nach möglichen Verbandsaufgaben: «Na ja, die Spielpläne müssen gestaltet werden...», will ich mit der Aufzählung beginnen, aber Oskar fährt mir ins Wort: «Das macht der Willi (Vögtlin / die Red). Der ist auch gleich noch für den Cup zuständig. «Dann sind da die ganzen Reglemente», fahre ich fort. «Jaja, dafür wird auch einer zuständig sein. Das meiste wird da wohl international geregelt. Und weiter, was machen die noch, ausser der Buchhaltung?» Oskar wird immer frecher. Doch ich spüre jetzt Oberwasser: Na ja, da wäre noch die Vermarktung...». Aber weiter komme ich nicht. «Ha, da haben wir es doch» schreit Oskar, «die V e r m a r k t u n g. Dafür sind die Damen und Herren doch zuständig! Und wozu dann die Münchner Agentur? Wenn doch die vom Verband selbst dafür zuständig sind und ihre grossen Löhne garnieren.»

Ich gerate unvermutet ein wenig in die Defensive. Was zum Teufel !?! Dieser Oskar !!! Es ist nicht das erste Mal, dass der mich mit seinen Überraschungsangriffen in Nöte bringt. Doch einen Trumpf habe ich noch. Und den spiele ich jetzt aus: «Da ist noch die rechtliche Seite. Und die könnte sehr, sehr, s e h r kompliziert sein. Und da ist das Know how dieser Münchner Agentur eben gefragt und äusserst wichtig.» Aber irgendwie ahne ich es schon. Ich laufe Oskar erneut ins offene Messer: «Hä, weisst du was, du Banause?», entgegnet dieser höhnisch. «Weisst du was? Dafür nehme ich mir einen Anwalt. Oder meinetwegen ein ganzes Anwaltbüro. Und ich lasse mir diesen rechtlichen Scheiss wasserdicht abklären. Das kostet möglicherweise ebenfalls eine Million. Vielleicht sogar deren zwei oder drei. Aber einmalig, verstehst du. Ich wiederhole: E i n m a l i g ! - Und nicht jährlich wiederkehrend - insgesamt 22 Millionen! Das ist doch ein Skandal.» Irgendwie kann ich Oskar da nicht dagegen halten. Mir fehlen einfach die Argumente. Während ich noch am überlegen bin, fährt Oskar weiter: «Und weisst du was? Es gibt sicher auch Klubbosse, die nebenher ein Anwaltsbüro betreiben. Zum Beispiel der Gaudenz Domenig vom HCD. Der könnte doch jeweils abklären, ob die Verträge wasserdicht sind. Dann würden die Davoser auch mal eine Gegenleistung erbringen dafür, dass sie Jahr für Jahr den Spengler Cup in der Altjahrswoche ausrichten dürfen.»

Irgendwie kann und will ich dies nicht so stehen lassen. «Weisst du, Oskar, diejenigen, die jetzt im Verband am Ruder sind, können doch da gar nichts dafür. Dass diese Münchner da am Mischeln sind, haben ja noch deren Vorgänger verbockt. «Das mag schon stimmen», entgegnet Oskar. Ich behaupte ja nicht, die heutigen Generäle seinen dümmer als die vorherigen...». Hopla – da muss ich insistieren: «Also das Wort dumm möchte ich nicht mehr hören, das geht gar nicht», fahre ich Oskar entrüstet ins Wort. Doch dieser unbeirrt: «Ich habe nicht dumm, sondern dümmer gesagt. Aber vielleicht hätte ich besser faul gesagt, weil die Damen und Herren 22 Millionen ausgeben dafür, dass sie sich selbst ein schönes, ruhiges und selbstgefälliges Verbandsleben machen können.»

Hintergrund: Die Provision von insgesamt 22 Millionen Franken (auf fünf Jahre verteilt, im ersten Jahr 3,8 Millionen, danach aufsteigend) für die Münchner Kommunikationsagentur Profile Partners GmbH, die seit 2006 bei der Ausarbeitung der TV-Verträge jeweils beigezogen wird, gibt tatsächlich zu reden. Diese Agentur wurde vom seinerzeitigen Liga-Präsidenten Franz A. Zölch ins Spiel gebracht. Sein Göttibub arbeitete damals für die Firma.

«Aber weisst du, was der grösste Skandal ist?», fährt Oskar weiter. Ich weiss es selbstverständlich nicht. «Ich habe gehört, dass die Provision ursprünglich noch viel höher gewesen sein soll.» Ich staune: «Noch höher! Wie kommst du darauf?» Und Oskar erklärt: «Ich weiss es eben. Weisst du, als Ente kann ich mich problemlos in irgendeinem Büro meiner Wahl verstecken. Das merkt keiner. Und so war ich eben unbemerkt im Büro, als Florian (Verbands-CEO Florian Kohler / die Red.) die Prozente herunter gehandelt hat.» Ich muss lachen: «Und das soll der eigentliche Skandal sein?» Doch Oskar bleibt unbeirrt: «Dir wird das Lachen gleich vergehen. Im Gegenzug wurde der Agentur bereits jetzt zugesichert, dass sie auch in fünf Jahren wieder mit der Aushandlung des nächsten TV-Vertrages beauftragt wird. Das Lotterleben der Verbandsgeneräle kann also auch nach fünf Jahren weiter gehen.»

Wenn das stimmen würde, wäre dies tatsächlich starker Tobak. Aber alles brauchen wir ja der Ente nicht zu glauben. Trotzdem resigniere ich. Irgendwie sehe ich gegen diesen Vogel immer schlecht aus. Und das stinkt mir gewaltig. «Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?», frage ich. «Du sollst schreiben. Das ist doch klar. Schreib von dieser Dummheit. Schreib von diesem Skandal!» Oskar ist jetzt in Rage. Es ist gefährlich, wenn er so in Rage ist. Man muss dann höllisch aufpassen, was man sagt. «Und wo soll ich das schreiben?» Oskar: Na auf deinem Kanal. Wie heisst der doch gleich? Tigerfan oder Fantiger oder so etwas.» Doch ich möchte lieber nicht: «Und du meinst, das hilft etwas, wenn ich hier auf FANTIGER-online etwas schreibe. Weisst du, das ist doch nur ein kleines Fanportal. Das wird doch nirgendwo ernst genommen.» Doch ich weiss bereits, während ich es sage, dass mein Insistieren vergeblich sein wird. Und Oskar prompt: «Du sagst doch immer, wie gut dein Portal läuft. Und du erzählst doch immer von deinen 25'000 Unique-Usern. Das ist schon mal eine ganze Menge. Und der Chlöisu (Zaugg / die Red.) sagt zudem, dass die Anzahl der Leser in deinem Fall gar nicht das Wichtigste sei. Es müssten vor allem die richtigen Leute lesen.» Ich will immer noch nicht, bin aber erneut in der Defensive. «Hmmm -», entgegne ich. «Aber genau das kann ich ja nicht garantieren.» Doch so einfach werde ich Oskar nicht los: «Bei dir ist es immer das Gleiche: Wenn es dir gerade passt, ist dein Portal das Grösste. Aber wenn es dir nicht passt, kannst du es nicht klein genug reden.»

Ach, Oskar, diese klägliche Ente !!! Wir einigen uns schliesslich darauf, dass ich dieses Gespräch protokolliere und online stelle.