Derby-Sieg SCB dank Riesendusel und dreifachem Ebbett

Die SCL Tigers waren im Startdrittel eindeutig die aktivere, und in vielen Bereichen auch die bessere Mannschaft. Hier scheitert kurz vor Ablauf des Abschnitts Aaron Gagnon bei Unterzahl Langnau an Nikls Schlegel. Bild: Susanne Bärtschi.

Manchmal hilft der Hinweis darauf, worum es wirklich geht. Selbst dann, wenn es alle wissen. Im Eishockey geht es darum, mindestens ein Tor mehr zu schiessen als der Gegner. Falls dies gelingt, ist es völlig irrelevant, wie viele Spielanteile eine Mannschaft hatte, wie oft sie aufs Tor schoss, wie oft der Gegner, wer mehr und wer die besseren Chancen besass, und auch, wessen Torhüter mehr Big Saves zeigte. All dies gibt uns Hinweise darauf, wie das Spiel verlaufen sein könnte. Aber wir können nicht zwingend daraus schliessen, wer gewonnen hat. Wäre dies anders, so hätten die SCL Tigers dieses Derby von heute gewonnen. Und zwar deutlich. Sieht man davon ab, um was es wirklich geht, so waren die Langnauer heute in jeder Beziehung, bzw. eben in jeder anderen Beziehung besser als der SC Bern. Mehr noch: Sie traten in der Arena der Berner vor 16'771 Zuschauern auf, als wären sie das Heimteam. Bereits nach dem Startdrittel hätten sie mit mindestens zwei Toren führen müssen. Doch sie lagen mit 0:1 zurück. Andrew Ebbett erzielte eines seiner drei Tore. Er lenkte einen Schuss von Vinzent Praplan ins Tor ab (17.). Die Langnauer hatten in den ersten zwanzig Minuten minestens fünf gute Möglichkeiten. Die letzte in der 20. Minute hatte Aaron Gagnon sogar in Unterzahl. Die Toranzeige stand immer noch bei Null.

Damit ist bereits gesagt, wer den Tigern heute Abend das Leben schwer machte: Sie selbst mit ihrer zu wenig vorhandenen Qualität im Abschluss und Andrew Ebbett, der auch im Mitteldrittel zwei Mal zuschlug.

Der zweite treffer von Ebbett fiel in der 28. Minute. Sekunden zuvor scheiterte Ben Maxwell an Niklas Schlegel, auf den er alleine loszog. Im Gegenzug bediente wiederum Praplan seinen Teamkollegen Ebbett, und der hämmerte die Scheibe bei Ivars Punnenovs unter die Latte. Immerhin war der SCB im Mittelabschnitt etwas besser als zuvor. Trotzdem gelang den Emmentalern in der 32. Minute der Ausgleich. Harri Pesonen erkämpfte hinter dem gegnerischen Tor den Puck, überliess diesen Aaron Gagnon, welcher Raphael Kounen bediente. Endlich fand die Scheibe den Weg ins Berner-Tor. Doch Andrew Ebbett stellte die alte Zweitore-Differenz mit seinem dritten Treffer wieder her. Acht Sekunden vor Ablauf einer Strafe gegen Sebastian Schilt schlenzte er die Scheibe aus demm Slot ins Langnauer Tor. Mit dieser Differenz ging es ins Schlussdrittel.

Eindrückliche Langnauer Aufholjagd

Was die Langnauer in den letzten 20 Minuten zeigten, war eindrücklich. Sie schnürten die Berner phasenweise richtiggehend ein. Sie rannten und kämpften, schienen immer einen Tick eher am Puck als ihr Gegner. Und irgendwie musste dies doch noch klappen mit dem Ausgleich. Und tatsächlich. Harri Pesonen sicherte seiner Mannschaft mit seinen zwei Treffern in der 44. und der 57. Minute doch noch mindestens einen Punkt. Beim 3:2 enteilte er der Berner Abwehr und bezwang Niklas Schlegel zwischen den Beinen hindurch, und beim Treffer zum Ausgleich traf er in die entferte obere Ecke. Erst danach erwachten die Berner wieder, wollten nun doch alle drei Punkte. Doch die Tiger hielten dicht. «Ich bin sehr stolz darauf, was meine Mannschaft heute gezeigt hat», resumierte Coach Heinz Ehlers, bemängelte aber die fehlende Effizienz im Abschluss. «Sie bruachen einen Snyper, der Vertrag mit Roman Wick in Zürich läuft aus», witzelte ein Chronist, dessen Name uns allen immer wieder entfällt. «Sagen Sie das dem Sportchef», konterte Ehlers.

Dramatik pur in der Verlängerung

Was dann in der Verlängerung ablief, ist nur schwer zu schlucken. Zuerst schien alles recht gemächlich auf das Penaltyschiessen zuzulaufen, bis Larry Leger sich vors gegnerische Tor tankte und - mit oder ohne gegnerische Einwirkung - hinfiel. Das Verdikt der Schiedsrichter: Eine Zweiminuten-Strafe. Für die SCL Tigers natürlich äusserst ärgerlich. Doch sie stemmten sich mit aller Kraft gegen ein gegnerisches Tor. Mit Erfolg. Und als sie dann 30 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung wieder vollzählig waren, scheiterte zuerst Chris DiDomenico allein vor Schlegel, und nur Sekunden danach pfefferte Harri Pesonen die Scheibe an die Latte. Ehlers nahm 19 Sekunden vor dem Ende sein Timeout. Doch die Berner gewannen das Bulli, spatzierten vor das Langnauer Tor, und ausgerechnet der Ex-Tiger Simon Moser brachte die Langnauer um weitere Früchte ihrer Arbeit.

Es ist bereits die dritte Niederlage in der Overtime oder im Penaltyschiessen für die Langnauer. Nur unter der Berücksichtigung dass die Tiger zwei Mal mit zwei Toren im Rückstand lagen, kann man von einem gewonnenen Punkt sprechen. Unter sämtlichen anderen Aspekten haben sie heute zwei Punkte verloren.

SC Bern - SCL Tigers 4:3 n.V. (1:0, 2:1, 0:2)

PF-Arena, 16'771 Zuschauer. SR: Salonen/Urban, Fuchs/Gnemmi. Tore: 17. Ebbett (Praplan, Mursak) 1:0. 28. Ebbett (Praplan) 2:0. 32. Kuonen (Gsgnon, Pesonen) 2:1. 37. Ebbett (Ausschluss Schilt) 3:1. 44. Pesonen (Schmutz) 3:2. 57. Pesonen (Glauser) 3:3. 65: (64.55) Moser (Mursak, Blum) 4:3. Strafen: je 3-mal zwei Minuten.

SC Bern: Schlegel: Untersander, Burren; Koivisto, Andersson; Blum, Krueger; C. Gerber; Moser, Arcobello, Ruefenacht; Ebbett, Mursak, Praplan; Pestoni, Heim, Sciaroni; A. Berger, Bieber, Grassi.

SCL Tigers: Punnenovs; Lardi, Erni; Leeger, Glauser; Blaser, Schilt; Huguenin, Cadonau; Dostoinov, Maxwell, DiDomenico; Pesonen, Gagnon, Kuonen; Neukom, P. Berger, Schmutz; Rüegsegger, Diem, Andersons.

Bemerkungen: SC Bern ohne B. Gerber, Scherwey, Kämpf (alle verletzt). SCL Tigers ohne In-Albon (verletzt), Earl (krank), Sturny (überzählig), Melnalksnis, Bircher, Grossniklaus (alle Farmteam). 65. Lattenschuss Pesonen. 64.41: Timeout SCL Tigers.