Die grosse Chance zum Aufstieg!

Die Lakers: Fünf starke Ausländer und ein Hühnerhaufen

«Mit diesem Team steigst man nicht auf», ist eine oft gehörte Meinung in Langnau. Doch in dieser Ansicht könnte jede Menge Irrtum stecken. Denn die Rapperswil-Jona Lakers könnten diesmal wirklich das Opfer des NLB-Meisters werden. Wir nutzen die Pause für einen Blick in die NLA.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

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Die Torhüter der Rapperswil-Jona Lakers (hier Tim Wolf) hatten in dieser Saison bisher nichts zu lachen. Bild: Thomas Oswald.

 

Der Weg in die Ligaqualifikation wird für die SCL Tigers hart und steinig werden. Auf dem Weg dahin lauern mit dem EHC Visp und dem EHC Olten zwei ambitiöse Mannschaften, und sie sind nicht die Einzigen, welche zu Stolpersteinen werden könnten. Wer rechnete letzte Saison schon mit dem Ausscheiden des souveränen Qualisieger Olten bereits in den Viertlefinals. Der Gegner hiess La Chaux-de-Fonds, welchen kaum einer auf der Rechnung hatte.

 

«Wir wollen diesmal beide Hände am Kübel haben», verkündete Geschäftsführer Roland Wyss anlässlich der diejährigen Generalversammlung der SCL Tigers. Die Zielsetzung ist ambitiös, aber bestimmt nicht zu hoch gegriffen. Ziele sind dazu da, nach ihnen zu streben. Im Profisport muss man sogar sagen «mit aller Macht nach ihnen zu streben». Wohl wissend, dass auch andere das gleiche Ziel haben, und ebenfalls mit aller Macht danach streben. Nur einer kann und wird es erreichen. Alle andern stehen am Ende als Verlierer da. So ist Sport. Nur wer sich kleine, oder gar keine Ziele steckt, fühlt sich nie als Verlierer. Aber ein Sportler oder eine Mannschaft ohne hohe Ziele wird auch nie Meister!

 

Der NLB-Meister der aktuellen Saison hat grosse Chancen, in die höchste Spielklasse aufzusteigen. Denn wer genau hinschaut, dem fällt erstaunliches auf:

 

Die Rapperswil-Jona Lakers, Letzter der NLA mit bereits beträchtlichem Rückstand, verfügt gemessen an den Skorerpunkten über die zweitbesten Ausländer in der obersten Spielklasse. Mikael Johansson, Nicklas Danielsson, Niklas Persson, Derrick Walser und Johann Fransson realisierten in den bisherigen 19 Spielen gemeinsam insgesamt 25 Tore und 51 Assists. Dies ergibt 76 Punkte. Nur der EV Zug ist mit 77 Punkten einen Zähler besser als die Seebuben, und nur der HCD (75) und Lugano (71) kommen mit einem bzw. fünf Punkten weniger ebenfalls noch nahe heran. Die Ausländer des SCB (58), von Biel (54) Lausanne (45), Gottéron (37), ZSC und Ambri (je 36), Genf (29) und Kloten (28) sind alle mehr oder weniger weit von den ersten vier entfernt. Während der EV Zug (5.) Davos (1.) und Lugano (4.) den Strich allesamt mit beträchtlichem Abstand von oben betrachten, ist Rapperswil wie oben erwähnt trotz Top-Ausländern (die ihre Leistung bringen) eben zuhinterst am Schwanz der Tabelle.

 

Ebenfalls auffallend. Die Lakers vom See sind in den Spezialsituationen Powerplay und Boxplay jeweils die Nr. 2 der Liga (!!!). Käme es lediglich darauf an, müssten sie mit diesen Werten und den Skorerpunkten ihrer Ausländer eigentlich ein Spitzenteam stellen. Thomas Nüssli drückte es so aus: «Die Lakers haben sehr starke Ausländer. Der Rest der Mannschaft hat jedoch nur mittleres NLB-Niveau. Olten, Visp und auch wir haben die besseren Schweizer Spieler und die besseren Torhüter als die Rapperswiler, die, falls sie dazu verdammt wären, die Ligaquali zu spielen, nur noch mit zwei ihrer Ausländer antreten dürften». Unschwer auszurechnen, dass dann auch das Powerplay und das Boxplay der Seebuben nicht mehr so stark wären. Verkommt Rappi dann komplett zum Hühnerhaufen?

 

Das Team von Anders Eldebrink schlug vor Wochenfrist den SC Langenthal im Cup auf dessen Eis gleich mit 0:7. Dies dürfte den strapazierten Rappi-Seelen gut getan haben. Doch so richtig an Siegen gewöhnen konnte sich die Mannschaft nicht. Das Heimspiel vom vergangenen Samstag gegen die Kloten Flyers ging gleich wieder verloren, wenn auch erst im Penaltyschiessen. Allzusehr auf die NLB zu schielen lohnt sich für die Rapperswiler nicht. Denn mitzubekommen, wie der klar geschlagene unterklassige Gegner in Langnau gleich ähnlich deutlich verliert und überraschenderweise lediglich auf Rang sieben liegt, würde das soeben gewonnene Selbstvertrauen gleich wieder zurecht stutzen.

 

Andererseits kann der Blick von unten nach oben durchaus motivierend sein. Es lohnt sich nämlich aus Langnauer-Sicht, bereits in dieser Saison alles für den Wiederaufstieg in die NLA zu tun, und auch daran zu glauben, dass die Erreichung dieses hohen Zieles möglich ist. Damit sind nicht nur die Spieler und der Staff gemeint, denn – dies ist zu spüren – die glauben an sich! Es wird Zeit, dass die Journalisten, der Verwaltungsrat und auch der Teil der Fans, der dies noch nicht tut, ihre zum Teil übergrosse Skepsis auf ein gesundes Mass reduzieren. Man muss ja nicht gleich überschwenglich werden. Dafür sind die Gegner zu stark, der Zeitpunkt, wo es wirklich ernst gilt, zu weit entfernt, und die Unabwägbarkeiten zu gross. Freuen wir uns derzeit erstmal ob der Entwicklung «unserer» Mannschaft. Lassen wir dabei die NLA nicht völlig aus den Augen, denn da wollen wir wieder hin. Es wird nicht mehr lange dauern, da wird die Angst um sich greifen in Rapperswil. Und zwar nicht nur vor den Langnauern, sondern auch vor Olten und Visp. Wie es derzeit scheint, warten die härtesten Brocken der Langnauer in der NLB. Gut, dass die SCL Tigers zuletzt viel für ihr Selbstvertrauen tun konnten.

 

Noch ist völlig offen, wer NLB-Meister wird. Doch wenn die Lakers in die Ligaqualifikation müssen, ist die Chance gross, dass es zu einem Wechsel kommt. Die Zeit ist reif.