Die ultimative FANTIGER-Prognose für die Saison 2020/21

Die Letzten - aber trotzdem Hoffnungsvollen

In dieser Saison reicht Rang 10 für die Vor-Playoffs. Diese werden für diejenigen, die sie austragen dürfen, zu einem tollen Spektakel. Die zur Tradition gewordene, ultimative FANTIGER-Prognose zeigt, wer sich wie viel Hoffnung darauf machen darf.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Vor-Playoffs, das ist, wenn der 7. gegen den 10., und der 8. gegen den 9. eine Playoffserie bestreiten, um auszumachen, wer danach die tatsächlichen Playoffs bestreiten darf. Dies ist eine gute Sache, denn der Spektakel ist in diesen Serien genau so garantiert wie in "richtigen" Playoffs. Es geht um viel. Und der Gegner liegt in Reichweite. Wenn der 7. gegen den 10. antritt, ist nicht von vornherein klar, wer der Favorit sein wird. Die Direktbegegnungen während der Qualifikation geben möglicherweise sogar die besseren Hinweise hinsichtlich der Favoritenrolle als der Rang. Und Hand aufs Herz: Wer aus diesen Vorplayoffs als Sieger hervor geht, ist definitiv im Playoff-Rhythmus. Und er hat sein erstes Erfolgserlebnis hinter sich, ist euphorisiert und strotzt vor Selbstvertrauen. Wer also schlussendlich als Sieger dieser Vor-Playoffs in die Playoffs steigt, wird zur ernsthaften Gefahr für die tatsächlichen Meisterschaftsfavoriten. Heute schauen wir uns im hinteren Tabellendrittel um, wer denn die Herausforderer der ZSC Lions und des EVZ sein könnten.

9. HC Lausanne (Vorjahr Rang 6, 75 Punkte)

Wie um Himmels Willen kann man Lausanne auf Rang 9 prognostizieren? Die Waadtländer gehen mit fünf Ausländern in die Saison und die Liste der Neuzuzüge ist lang. Und zugegeben: der Tipp ist gewagt. Aber können wir dem LHC trauen? Im vergangenen Frühjahr war in Lausanne vieles offen und völlig ungewiss. Gesprochen wurde von Betreibungen, finanziellen Sorgen und vielem mehr. Und all dies hatte nichts mit Corona zu tun, sondern mit dem Rückzug der mittlerweile ehemaligen Investoren. Nun sind neue Investoren eingestiegen, aber sie haben nicht nur viel neues Geld, sondern auch viel Unruhe in die Organisation eingebracht. Unbestritten ist, dass Lausanne mit Craig McTavish einen Top-Coach an der Bande hat, aber mit Peter Svoboda eben auch einen Sportchef, dessen Entscheide - gelinde gesagt - nicht jede/r versteht. So sieht die Transferbiland trotz der vielen Neuzuzüge längst nicht so rosig aus, wie viele vielleicht vermuten könnten. Mit Petteri Lindbohm, Tyler Moy und Joel Vermin haben nämlich drei sehr wichtige Teamstützen das Waadtland verlassen, und auch der bisherige Captain Etienne Froidevaux steht noch auf der Abschussliste. Es bestehen deshalb grosse Zweifel, ob Lausanne das viele neue Geld auch sofort in Erfolg ummünzen kann.

Sportchef: Petr Svoboda (CZE/CAN, 54, neu)

Coach: Craig MacTavish (CAN, 62, Head, neu), John Fust (48, Assistent), 

Ausländer: Mark Barberio (V, CAN, 30, neu), Cory Conacher (C/W, CAN, 30, neu), Brian Gibbons (W/C, USA, 32, neu), Cory Emmerton (C, CAN, 32, bisher), Josh Jooris (C/RW, CAN, 30, bisher)

Zuzüge: Craig MacTavish (CAN, 62, Headcoach, Lokomotiv Jaroslavl/KHL), Cory Conacher (C/W, CAN, 30, Tampa Bay Ligthning/NHL/Syracuse Crunch/AHL), Brian Gibbons (W/C, USA, 32, Carolina Hurricanes/NHL, Charlotte Checkers/AHL), Mark Barberio (V, CAN, 30, Colorado Avalanche/NHL), Mauro Jörg (RW/LW, 30, HC Lausanne), Justin Krueger (V, 33, SC Bern), Ken Jäger (C/RW, 22, Västerviks IK/SWE), Floran Doauy (LW, 25, HC Genève-Servette), Guillaume Maillard (LW, 21, HC Genève-Servette), Aurélien Marti (V, 25, Fribourg-Gottéron), Tim Bozon (LW, 26, HC Genf-Servette), Petr Caika (C/LW, 19, HC Genf-Servette)

Abgänge: Dustin Jeffrey (LW/C, CAN, 32, SC Bern), Petteri Lindbohm (V, FIN, 26, EHC Biel), Tyler Moy (C/RW, USA/CH, 25, HC Genf Servette), Joël Vermin (W/C, 28, HC Genf Servette), Yannick Herren (LW, 29, Fribourg-Gottéron), Tim Traber (RW, 27, HC Lugano), Matteo Nodari (V, 32, HC Lugano).

 

10. SC Rapperswil-Jona Lakers (Vorjahr Rang 12, 52 Punkte)

Seit dem Abstieg im Frühjahr 2015 in die NLB in der Ligaqualifikation gegen die SCL Tigers haben die Rapperswil-Jona Lakers in überschaubaren Schritten vorwärts gemacht. Etwas Glück war dabei, weil die Lakers auf die beiden letzten Ränge in den Saisons 2018/19 und 2019/20 jeweils keine Ligaqualifikation bestreiten mussten. Doch die Zeit der letzten Ränge werden die Rapperswiler in der bevorstehenden Saison zumindest unterbrechen. Möglicherweise wird sie sogar nachhaltig beendet. Zwar wurden keine Spektakeltransfers getätigt, die richtigen Kracher fehlen. Aber Sportchef Yannick Steinmann hat klug eingekauft. Zudem dürfte in diesen Tabellenregionen von Vorteil sein, dass der SCRJ mit vier Ausländern in die Saison steigt, und dass Coach Jeff Tomlinson mittlerweile seine 6. Saison in Rapperswil bestreitet. Der Kanadier steht für Kontinuität und hat seine Mannschaft in dieser Zeit stetig weiter entwickelt. Dies wird nun Früchte tragen und mit der Qualifikation für die Vor-Playoffs belohnt.

Sportchef: Janick Steinmann

Coach: Jeff Tomlinson (CAN, 50, Head, bisher), Niklas Gällsted (SWE, 53, Assistent, bisher), Sven Berger (32, Assistent, bisher)

Ausländer: Steve Moses (RW, USA, 31, neu), Andrew Rowe (C/W, USA, 32, bisher), Kevin Clark (RW, CAN, 32, bisher), Roman Cervenka (C/LW, CZE, 34, bisher)

Zuzüge: Steve Moses (RW, USA, 31, Jokerit Helsinki/KHL), Igor Jelovac (V, 25, HC Ambri-Piotta), Jeremy Wick (RW/V, 31, HC Genf-Servette), Rajan Sataric (V, 27, EHC Biel), Lukas Lhotak (C/RW, SZE/CH, 27, Fribourg-Gottéron), Marco Lehmann (C/LW, 21, EHC Kloten), Julian Payr (V, 20, HC Ambri-Piotta/Ticino Rockets)

Abgänge: Danny Kristo (RW, USA, 30, Kunlun Red Star/KHL), Jorden Gähler (V, 27, EHC Kloten), Andri Spiller (LW/RW, 25, EHC Kloten), Cédric Hächler (V, 27, HC Ambri-Piotta), Eliot Antonietti (V, 27, HC Lugano)

 

11. HC Ambri-Piotta (Vorjahr Rang 10, 63 Punkte)

Ambri ist Kult. Wie die SCL Tigers verteidigt auch der HC Ambri-Piotta immer wieder seinen Platz im Orchester der grossen Eishockey-Organisationen. Die Leventiner setzen dabei auf den Positionen des Sportchefs und des Headcoachs auf einheimisches Schaffen. Dies zahlt sich aus. Kaum eine andere Mannschaft tritt jeweils derart leidenschaftlich auf wie gerade der HCAP. Jetzt wird im äusserst beschaulichen Ambri sogar eine neue Arena gebaut, die auf die Saison 2021/22 bezugsbereit sein soll. Ambri spielt also seine letzte Saison in der altehrwürdigen Valascia. Da in dieser Saison kein Team absteigen kann, erlaubt es sich Sportchef Paolo Duca, lediglich mit drei Ausländern in die Saison zu steigen. Ob irgendwann ein vierter hinzukommen wird, ist offen. Wir können dies in unsere Beurteilung nicht mit einbeziehen. Grosse Hoffnungen beruhen auf dem finnischen Neuzuzug Julius Nättinen. Er könnte der nächste Dominik Kubalik sein. Der 23-jährige Nättinen war letzte Saison Torschützenkönig in Finnland. Mit Daniele Grassi kehrt zudem ein Eigengewächs nach hause zurück, welches die Leventiner zweifellos verstärken wird. So wird Ambri zu einem heissen Herausforderer für die Lakers aus Rapperswil um den letzten, für die Vor-Playoffs berechtigenden Rang.

Sportchef: Paolo Duca

Coach: Luca Cereda (39, Head, bisher), René Matte (CAN/CH, 48, Assistent, bisher)

Ausländer: Julius Nättinen (C, FIN, 23, neu), Matt D'Agostini (RW/LW, CAN, 33, bisher), Brian Flynn (C/W. USA, 32, bisher),

Zuzüge: Damiano Ciaccio (T, 31, SCL Tigers), Julius Nättinen (C, FIN, 23, Jyväskylä IP/FIN), Cédric Hächler (V, 27, Rapperswil-Jona Lakers), Daniele Grassi (LW/RW, 27, SC Bern), Stanislav Horansky (LW, 26, EHC Olten), 

Abgänge: Daniel Manzato (T, 36, HC Genf-Servette), Fabio Hofer (RW, AUT/CH, 29, EHC Biel), Igor Jelovac (V, 25, Rapperswil-Jona Lakers), Julian Payr (V, 20, Rapperswil-Jona Lakers)

 

12. SCL Tigers (Vorjahr Rang 11, 63 Punkte)

Wir befinden uns hier auf einem Portal, welches dem Fanclub SCL Tigers gehört. Wie können wir es wagen, "unseren" Klub auf den letzten Rang zu setzen? Die Antwort ist einfach. Wir müssen es tun! Weil wir dem Gesetz der Logik folgen, und wir mit dem argumentieren und rechnen müssen, was wir jetzt haben. Wir dürfen nicht damit spekulieren, dass die SCL Tigers möglicherweise noch der richtige Kracher auf den Ausländerpositionen holen könnten. Was haben wir? Letzten Saison schlossen die Langnauer auf dem vorletzten Rang ab. Danach verliessen "uns" Chris DiDomenico (er bereits während der Saison), der Weltmeister Harri Pesonen, Aaron Gangon und Eero Elo. Mit Verlaub: Dies ist ein grosser Substanzverlust, der deutlich mehr wert ist als die 10 Punkte, welche die Lakers aus Rapperswil letzte Saison noch hinter uns lagen. Der Aderlass ist übrigens der Vernunft geschuldet. Mehr Geld zu investieren hätte in dieser Corona-Zeit wenig Sinn gemacht. Mit den 3'700 Saisonabonnementen sind die Einnahmen der Saison bereit gemacht. Die SCL Tigers treten trotzdem mit einem Kader an, in welchem jeder Einzelne NLA-tauglich ist. Die meisten von ihnen wären aber bei jedem anderen Klub wohl nicht in einer der ersten beiden Linien anzutreffen. Also viel Potential, um dagegen zu halten, aber zu wenig Potential, um genügend oft die Differenz zu Gunsten der eingenen Mannschaft auszumachen. Der 12. Rang wird die logische Konsequenz daraus sein. Eine gute Seite wird diese Saison trotzdem haben. Die Nachwuchsspieler werden sich prächtig etwickeln können. Heute starten die SCL Tigers mit einem spielfähigen Ausländer, der derzeit auch die Qualität eines Ausländers aufs Eis bringen kann (Ben Maxwell), in die Saison. Drei weitere Platze für eventuelle Kracher, die wegen Absagen von anderen Ligen fast gratis zu verpflichten wären, sind also zu vergeben. Ob am Ende tatsächlich die Tiger auf dem letzten Rang stehen - wir werden es erleben.

Sportchef: Marc Eichmann

Coach: Rikard Franzén (SWE, 52 Head, neu / bisher Assistent), Jens Nielsen (DAN, 50, Assistent, neu)

Ausländer: Robbie Earl (C/LW, USA, 35, bisher), Ben Maxwell (C/LW, CAN, 32, bisher)

Zuzüge: Jens Nielsen (Assistenzcoach, DAN, 50, Leksand IF), Flavio Schmutz (C/LW, 25, HC Friboug-Gottéron), Gianluca Zaetta (T, 20, EVZ Academy)

Abgänge: Heinz Ehlers (Coach, 57, Nationalmannschaft Dänemark), Harri Pesonen (LW, FIN, 31, Metallurg Magnitogorsk/KHL), Chris DiDomenico (C/RW, CAN, 31, Gottéron), Aaron Gagnon (C/CW, CAN, 34, MODO Hockey/SWE), Eero Elo (LW/RW, FIN, 30, offen), Damiano Ciaccio (T, 31, HC Ambri-Piotta), Claudio Cadonau (V, 32, EV Zug)