Nur drei Punkte hinter dem Leader:

Die neuen SCL Tigers sind voll mit dabei

Beim Meister knapp am Punktgewinn vorbeigeschrammt, aber gegen das Schlusslicht die Aufgabe ohne Glanz, aber souverän gelöst. Das ist die Bilanz der SCL Tigers an diesem Wochenende. Eine Einordnung.

Um den anstürmenden Joel Salzgeber kümmern sich gleich vier Ajoulots. 

 

Wer den Rekordmeister gleich mit 7:0 niederkantert, muss sich nicht wundern, wenn im Spiel danach der amtierende Meister mit voller Motivation gegen einen antritt. Genau so haben die SCL Tigers ihre Partie in Zürich erlebt. Die ZSC Lions spielten von Beginn bis zum Ende der Partie mit Vollgas. Wenn eine Mannschaft mit dem Potential, wie es die ZSC Lions mit all seinen Stars nun mal hat, mit voller Konzentration und mit Vollgas spielt, hat der Gegner nichts zu lachen. Auch die SCL Tigers waren von Beginn bis zum Ende unter Druck. Aber schliesslich gewannen die Zürcher lediglich mit 0:1 und hatten Glück, dass die Tiger keine ihrer zwar wenigen, aber durchaus vorhandenen guten Möglichkeiten nutzen konnten. Was das Team von Thierry Paterlini in Zürich ablieferte, war eine grundsolide Defensivleistung vor einem überragenden Schlussmann Stéphane Charlin. Und eben, offensive Nadelstiche konnten durchaus gesetzt werden. In einigen Szenen hatten die Tiger auch Glück, dass es den Gastgebern nicht anhängte. Aber dieses Glück nutzte nichts, weil die Gäste ganz ohne Torerfolg nachhause mussten. So entschied eine Einzelleistung von Vinzenz Rohrer, der einen Sololauf über das ganze Feld mit einem Hocheckschuss abschloss, einige Sekunden nach Spielmitte die Partie. Trotz der Niederlage war dies aus der Sicht der Emmentaler die bisher beste Leistung in einem Auswärtsspiel der noch jungen Saison. Nur einmal kurz, im letzten Drittel, verloren sie kurzzeitig die Übersicht und Konzentration. Thierry Paterlini merkte dies sofort und nahm sein Timeout. Danach lief es wieder.

Völlig andere Aufgabe

Manchmal macht der Spielplan kuriose Kapriolen, könnte man versucht sein, zu sagen. Wobei: der Spielplan macht gar nichts. Der ist einfach, wie er ist. Am Tag nach dem formidablen, aber erfolglosen Auftritt in Zürich präsentierte sich die Ausgangslage für die SCL Tigers völlig anders. Das noch punktelose Schlusslicht aus dem Kanton Jura war zu Gast und erwartet wurde nichts weniger als ein Sieg mit drei Punkten. Doch wir haben im Emmental Erfahrung mit Spielen, die gewonnen werden müssen. An Pflichtaufgaben sind die Langnauer bereits oft gescheitert. «Du musst gegen jeden Gegner voll gehen, sonst reicht es nicht», hielt Assistenzcoach Steve Hirschi fest. «Wir haben in solchen Spielen unsere Erfahrungen machen müssen. Aber das Team ist daran gereift.» Und so liessen eben die Langnauer diesmal rein gar nichts anbrennen und bezwangen die Ajoulots ohne je zittern zu müssen mit 4:1. Der HC Ajoie, den viele für diese Saison stärker eingeschätzt haben und der in vielen Prognosen erstmals nicht auf den letzten Platz gesetzt wurde, ist bisher eine der Enttäuschungen der Saison. Doch die Jurassier sind spielerisch einfach nicht gut genug und zudem defensiv sehr anfällig. So ist derzeit ihre ungebrochene Moral und ihre Kampfkraft das Einzige, das sie in die Waagschale werfen können. Und dies war gegen konzentrierte Langnauer schlicht zu wenig. Nach dem Startdrittel lagen die Tiger bereits mit 2:0 in Führung. Den Anschlusstreffer der Gäste im Mitteldrittel beantwortete Dario Allenspach mit einem schnellen Konter (38.). Aber was für eine Angriffsauslösung des jungen Jiri Felcman auf Bastian Guggenheim, der mit seinem ebenfalls brillanten Querpass dieses Tor einleitete.

Das macht die Tiger in dieser Saison aus

Der erst 19-Jährige Felcman ist einer der Faktoren, dass die SCL Tigers in dieser Saison ein anderes Gesicht zeigen können als zuvor. Die Langnauer liegen aktuell mit einem Punkteschnitt von 1,5 und 9 Punkten aus 6 Spielen auf dem 8. Rang. Also exakt im prognostizierten Mittelfeld, aber lediglich drei Punkte hinter Spitzenreiter Lugano. In der letzten Saison wies man zu diesem Zeitpunkt satte sieben Punkte weniger aus. Einfach zur Einordnung: hätten die Tiger letzte Saison diese sieben Punkte am Schluss der Qualifikation auf ihrem Konto gehabt, hätte dies auch damals den 9. Rang und die Berechtigung, das Play-in spielen zu können, bedeutet. Aber wir wollen uns nicht in der Vergangenheit verlieren.

Für Assistenzcoach Steve Hirschi ist der Grund für den markanten Schritt vorwärts seiner Mannschaft darin zu suchen, dass der Coachig-Staff nun bereits die dritte Saison mit der Mannschaft arbeiten kann. «Das ist ein Privileg und steht für Kontinuität. Wen man länger mit einer Mannschaft arbeiten kann, kann man sie auch entwickeln. Hirschi, der aus dem Langnauer Nachwuchs kam, sich zu Beginn der 2000er-Jahre in der 1. Mannschaft der Emmentaler für höhere Aufgaben empfahl, spielte dann fast die ganze Karriere für den HC Lugano, bei welchem seine Nummer unter dem Hallendach hängt und nicht mehr vergeben wird. Der Langnauer ist also eine Luganolegende, merhfacher Nationalspieler zudem, und organisiert nun wieder in Langnau die Verteidigung. Er ist zusammen mit Sportchef Pascal Müller und Headcoach Thierry Paterlini für eben diese Weiterentwicklung der Mannschaft massgeblich mit verantwortlich. Junge Spieler wie Joel Salzgeber, Oskars Lapinskis und Brian Zanetti haben weitere wichtige Schritte machen können, was dieser Mannschaft hilft. Die Transfers von Pascal Müller sind voll aufgegangen. In der Verteidigung sind Phil Baltisberger und Claude Paschoud klare Verstärkungen. Und die beiden in ihren früheren Klubs etwas übersehenen Talente Dario Allenspach und Joshua Fahrni konnten bereits zeigen, dass sie in Langnau zurecht mehr Verantwortung übernehmen dürfen. Beide haben sie bereits zwei Mal getroffen. Bei Fahrni kommen noch vier Assistpunkte hinzu.

Jiri Felcman

Ein grosser Pluspunkt ist jedoch Jiri Felcmann. Zwar hat er noch nicht getroffen, aber in dieser jungen Saison bereits vier Mal zu einem Treffer assistiert. Der junge Tscheche kam auf die Saison 2018/19 in die Schweiz und die Saison darauf von Thurgau nach Langnau. Felcman hat ein riesiges Potenzial, das er bereits in seiner ersten Saison zu zeigen vermag. Gross, kräftig, schnell, mit feinen Händen und einer absolut bemerkenswerten Übersicht ist er bereits zu einem markanten Faktor in der Mannschaft der Emmentaler geworden. Wegen ihm kommen immer wieder Scouts ins Emmental. Hoffen wir, dass wir die Entwicklung von Felcman noch die eine oder andere Saison bei den SCL Tigers beobachten können.

So, und nun wissen wir, weshalb die SCL Tigers in der Ausgabe 24/25 eine andere ist als in der Saison zuvor. Die nächste Partie folgt bereits am Dienstag. Es ist das Heimspiel gegen den neuen Tabellenführer HC Lugano. Eine echte Herausforderung. Die Tiger haben in ihren bisherigen Heimspielen noch keinen Punkt abgegeben. Wir dürfen gespannt sein, ob dies auch am kommenden Dienstag so bleiben wird.