Lieber Peter Jakob:

Diese Unterwürfigkeit beelendet uns

Man will in Langnau keine sieben Ausländer. So zumindest sagt es Peter Jakob. Aber die SCL Tigers haben aus Solidarität mit den Befürwortern gestimmt. Das kommt bei uns Fans gar nicht gut an.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Wir wollen gar nicht mehr auf die Nachteile dieser Ligareform und den damit einhergehenden Entscheid eingehen. Was gesagt und geschrieben werden musste, wurde gesagt und geschrieben. Egal, ob die Kritik von Fans, Spielern, Sponsoren oder von sonst irgendwo her kam, - es prallte an der Selbstherrlichkeit der Liga- und Klub-Generäle ab. Wer so abstimmt, und dabei kommuniziert, er wolle dies selbst gar nicht, der belügt im allerbesten Fall sich selbst. Wir müssen im Fall von Peter Jakob genau von so einem Fall ausgehen. Denn Jakob ist nicht dafür bekannt, dass er die Fans belügt. Also eine Selbstlüge!

Aber das macht die Sache nicht besser. Denn es heisst schlicht und ergreifend, dass die Verantwortlichen der SCL Tigers eingeknickt sind. Oder noch schlimmer, dass sie keine eigene Meinung haben. Oder ebenfalls ganz schlimm, dass sie nicht die Eier haben, diese Meinung auch zu vertreten, wenn sie sie denn haben. Als Fan, - und dies schreibe ich ganz ehrlich, - scheisst mich dies an. Weil es auch einfach Scheisse ist, um es mal so brachial zu sagen.

Wo kommen wir denn mit dieser Unterwürfigkeit hin, bitteschön? Es ist doch gut und recht, keine sieben Ausländer zu wollen. Oder am bisherigen System festzuhalten. Weil man ja aus Langnauer Sicht auch sagen kann, man habe ja mit Ivars Punnenovs, Rihards Melnalksnis und Toms Andersons drei bisherige Spieler mit Schweizer Lizenz, die dann nach der neuen Regelung als Ausländer gelten. Also eigentlich keine Änderung in Langnau. Wir hätten ja dann - wie bisher - wieder sieben Ausländer.

Aber halt! Sieben wollen wir gar nicht. Hat Peter Jakob gesagt! Also wird es so ja dann gar nicht sein. Da müssten mindestens zwei dieser drei Genannten weg geschickt werden, wenn die Glaubwürdigkeit nicht verloren werden soll. Also keine sieben Ausländer in Langnau? Oder sollen dann zwei der dannzumal vier in Langnau spielenden Ausländer Toms Andersons und Rihards Melnalksnis heissen?

Diese Art der Kommunikation und/oder dieses Abstimmungsverhalten ist auch aus einem ganz anderen Grund fragwürdig bis hin zur totalen Unglaubwürdigkeit: Die SCL Tigers wollen sich als Ausbildungsklub positionieren. Ja, wer bitteschön soll ihnen denn dies jetzt noch glauben? Etwa die Sponsoren? Will man den Sponosren sagen, bitte, schaut nicht hin, was wir abgestimmt haben, denn das meinen wir nicht so? Da lachen ja die Enten im Äntelipark.

Wer Sponsoren gewinnen will, muss glaubwürdig sein. Muss eine Philosophie haben. Und er muss diese durchziehen, sich allenfalls auch mal was wagen. Vielleicht auch mal gegen den Strich bürsten. Für seine Überzeugungen und das, was man machen will, einstehen. Aber "Nein" meinen und mit zu  bedingungsloser Gehorsamkeit neigenden Solidarität "Ja" stimmen - das geht gar nicht. Das ist unterwürfig. Das zeugt von Null Selbstvertrauen. Und das ist nicht das, was wir im Emmental wollen und brauchen.

Lieber Peter Jakob, liebe Verantwortliche der SCL Tigers. Ihr habt schon so viel Gutes für die SCL Tigers getan. Das ist eigentlich unglaublich! Wirklich! Aber das, wie man gegenüber aussen auftritt, wie man mit Selbstbewusstsein hinsteht und sich behauptet, das habt ihr einfach nicht im Griff. Dies hier schreibe ich in den letzten Stunden der ersten 75 Jahre des Unternehmens SCL Tigers bzw. des Klubs SC Langnau. Diese Abstimmung und diese Kommunikation sind ein himmeltrauriger Abschied von diesen ersten 75 Jahren. Ab Mitternacht des 30. Januar 2021 haben Sie die Chance, ein neues Kapitel der Geschichte aufzuschlagen, diese elende Unterwürfigkeit abzulegen und ein Kapitel des Selbstbewusstseins (nicht der Überheblichkeit) aufzuschlagen.

Denn so leid es uns tut: Wir können nicht Fans von Unterwürfigkeit sein. Das geht einfach nicht.

Und irgendwie wird auch klar, weshalb wir so nicht an grosse Sposnoren herankommen. Wer bitteschön soll uns denn wollen? Wer soll uns denn sexy finden?