Auch in Ambri keine Punkte:

Ein ebenso frustrierendes wie ungenügendes Wochenende für die SCL Tigers

Die SCL Tigers beziehen nach der 0:4 - Heimschlappe gegen den HC Lausanne auch in Ambri eine 2:4 - Niederlage. Sie erbringen dabei lediglich im Startdrittel eine genügende Leistung. Nicht nur der Strich, saondern auch Rang 11 rücken damit in bedrohliche Nähe.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Der Gastesektor in Ambri war proppenvoll. Mit drei Cars (zwei vom fanclub SCL Tigers, einer vom Sektor 46) reisten die Anhänger der Tiger in die Leventina und unterstützten ihre Mannschaft trotz derer desolaten Leistung bis zuletzt. Bild: Bruno Wüthrich 

 

Wir schreiben die 58. Minute. Langnaus Topscorer Harri Pesonen enteilt der Hintermannschaft Ambris und kann nur regelwidrig am Torerfolg gehindert werden. Penaty! Pesonen läuft selbst an und verwertet die Torchance auf sehenswerte Art und Weise. Der Künstler hat zugeschlagen und bringt damit spät noch einmal so etwas wie Hoffnung in seine Mannschaft zurück. Es ist der Anschlusstreffer zum 2:3. Doch es ist zu spät. Ohne Torhüter kassieren die Langnauer in der 60. Minute noch das 2:4. Die endgültige Entscheidung.

Verloren haben die Langnauer die Partie nicht in den Schlussminuten, sondern vor allem im Mitteldrittel, als sie eine unterirdische Leistung boten. Doch alles der Reihe nach:

Wir fragen uns, wo denn das Leistungslimit dieser Mannschaft liegen würde, wenn nicht Heinz Ehlers an der Bande stünde. Vor der letzten Saison lauteten die meisten Prognosen bezüglich der SCL Tigers auf den 12. und letzten Rang. Geworden ist es ein sechster nach der Qualifikation und das Ausscheiden im Viertelfinale nach sieben Spielen gegen Lausanne. Vor der aktuellen Saison sagten viele Experten den Langnauers einen Playoff-Rang voraus. Sie begründeten dies nicht etwa mit dem Potential der Mannschaft, sondern mit dem Trainer. Immer wieder ist die Fachwelt beeindruckt davon, was der Däne an der Bande einer Mannschaft bewirken kann. Vor allem, seit er Trainer des HC Lausanne war. Fast noch eindrücklicher ist, was er mit den SCL Tigers vollbringt.

Doch eine Mannschaft die die SCL Tigers kann auch mit einem Trainer wie Heinz Ehlers jeden Tag Wunder vollbringen. Es gibt eben Tage und Wochenenden, an denen lediglich die normale Leistung, also eine Performance, welche dem normalen Leistungsvermögen entspricht, abgerufen wird. Diese reicht dann normalerweise nicht. Und wie jede andere Mannschaft ziehen auch die Langnauer manchmal einen richtig schlechten Tag ein. Dies war gestern in Ambri der Fall. Wobei sich dies im Startdrittel noch nicht abzeichnete.

Da hatten nämlich die Emmentaler die Partie im Griff. Sie waren undiskutabel das bessere Team, waren dominant und kreierten sich die besseren Möglichkeiten. So scheiterte Harri Pesonen nach einer feinen Einzelleistung in der vierten Minute mit seinem Buebetrickli ab schnell verschiebenden Ambri-Hüter Benjamin Conz. Und als die Tiger in der 10. Minute ihr erstes Powerplay spielten, lief die Scheibe gut. Sie fand den Weg von Pesonen über Anthony Huguenin zu Eero Elo, der direkt abzog und in seiner, eben der typischen Elo-Manier den Führungstreffer setzte Es war das erste Tor des Finnen in seinem erst dritten Spiel dieser Saison für die Emmentaler. Nach der Verletzung von Robbie Earl im Spiel gegen den HC Lausanne am Tag zuvor kamen Aaron Gagnon und Elo für den US-Amerikaner und für Chris DiDomenico zum Einsatz. Wer sich nun fragt, weshalb um Gottes willen denn Ehlers auf seinen Leitwolf verzichtete, dem sei gesagt, dass die Langnauer alle drei bisherigen Partien, in welchen "DiDo" pausieren musste, gewonnen hatte. Die Niederlage in Ambri war also eine Premiere. Nach Elos Treffer dachte man noch: Momoll, heute scheint das Überzahlspiel bestens zu klappen. Eine Ansicht, die sich an diesem Abend noch ändern sollte.

Dass es zum Ende des Startdrittels 1:1 stand, schmeichelte dem Platzklub. Denn auch Federico Lardi offenbarte sich in der 14. Minute eine Topmöglichkeit. Doch Lardi ist eben weder Stürmer noch Goalgetter, und so scheiterte er. Gefährlich wurden die Gäste auch in der 19. Minute, als Conz im Ambri-Tor bei einem Abschluss von Pesonen den Puck einen Moment liegen liess, und Pascal Berger sein Glück versuchte. Die Schiedsrichter, die offenbar übersehen hatten, dass die Scheibe noch frei lag, pfiffen eine Strafe wegen Stockschlag, die nicht ohne Folgen blieb. Noele Trisconi erwischte Ivars Punnenovs 33 Sekunden vor Ablauf der ersten 20 Minuten am näheren Pfosten.

Desolates Mitteldrittel

Ob es der späte Gegentreffer war, der die Langnauer im Mitteldrittel derart verunsicherte? Die Mannschaft war gegenüber den ersten 20 Minuten nicht mehr wiederzuerkennen. Der HC Ambri-Piotta allerdings auch nicht. Die Leventiner, die genau wie die Langnauer ihre letzten beiden Spiele verloren hatten, und die ein äusserst durchschnittliches erstes Drittel abgeliefert hatten, starteten mit Volldampf und Leidenschaft in den Mittelabschnitt, derweil sich die Langnauer eine wahre Fehlpass-Orgie leisteten. Es war wirklich fast nicht zum Zuschauen und es grenzte an ein Wunder, dass Ambri davon keinen Nutzen zu ziehen vermochte. Allerdings nützte Ambris Topscorer Matt D'Agostini die Ausschlüsse zuerst gegen Claudio Cadonau wegen Behinderung und später gegen Ben Maxwell wegen hohem Stock zu seinen beiden Toren zum 2:1 (30.) und 3:1 (33.) aus. Dabei zeigten die Leventiner den Emmentalern, die zuvor einen Ausschluss gegen Trisconi nicht nur nicht nützen konnten, sonder dabei richtig erbärmlich aussahen, wie es geht. Die Mannschaft von Coach Luca Cereda liess den Puck geschickt laufen, bis ihr Topscorer in Stellung war. Die im Boxplay viel zu passiven Gäste schauten dabei fast nur zu. Drei Strafen genommen, drei Tore erhalten. Dies ist die völlig ungenügende Bilanz des Boxplay-Spiels der Langnauer an diesem Abend. Da ist es beinahe schon unerheblich, dass danach sämtliche weiteren Strafen, insgesamt waren es in dieser Partie deren sieben gegen die Tiger, schadlos überstanden wurden, während 1,17 Minuten zu Dritt gagen fünf Leventiner. Schade war allerdings, dass Eero Elo in der 35. Minute mit seinem Schuss aus dem Slot, der einzigen nennenswerten Torchance in den zweiten 20 Minuten, nur den Pfosten traf.

Es war also trotz der mageren Leistung im Mitteldrittel noch nichts verloren. würden sich die Tiger im Schlussabschnitt steigern und an ihre Leistung im Startdrittel anknüpfen, sollte der Sieg doch noch möglich sein. Zumal sie in den ersten sechs Minuten gleich zwei Mal mit einem Mann mehr agieren konnten. Doch schnell wurde klar, dass den Langnauern heute nicht mehr viel gelingen würde. Im Gegenteil: Sie benötigten sehr viel Glück, dass sie in Überzahl nicht noch weiter in Rückstand gerieten. Die ganzen vier Minuten in nummerischer Überlegenheit gerieten zu einem äusserst kläglichen Versuch, etwas zu kreieren. Aber die Tiger scheiterten meistens bereits in der Mittelzone, nicht zuletzt deshalb, weil ihre Zuspiele nicht nur unter gegnerischem Druck den Adressaten nicht fanden. In der 43. und in der 43. Minute boten sich Ambris Brian Flinn und Trisconi ausgezeichnete Möglichkeiten, als sie wegen wirklich ärgerlichen und sogar nonchalanten Fehlzuspielen im Powerplay der Langnauer allein vor Tiger-Hüter Punnenovs auftauchten, dieser aber schlimmeres verhinderte.

Pascal Berger Analyse nach der Partie fiel umfangreich aus. Er bemängelte dabei das Verhalten seiner Manschaft sowohl in den Spezialsituationen wie auch die vielen kleinen Dinge, welche nicht richtig gemacht wurden. Aber er sagte auch: «Wir dürfen jetzt den Kopf nicht in den Sand stecken. Wir müssen die beiden frustrierenden Niederlagen analysieren, weiter arbeiten und wieder aufstehen. Wir sind immer wieder aufgestanden.»

Am kommenden Wochenende treten die Langnauer zuerst in der heimischen Ilfishalle gegen den EHC Biel an, bevor es dann am Samstag gegen den SC Bern geht. Hoffen wir, dass Heinz Ehlers bis dahin mit seiner Mannschaft wieder ein Wunder vollbringen kann.

 

HC Ambri-Piotta - SCL Tigers 4:2 (1:1, 2:0, 1:1)

Valascia Ambri, 5'359 Zuschauer. SR: Stricker/Fluri, Progin/Cataneo. Tore: 10. Elo (Huguenin, Pesonen, Ausschluss Hinterkircher) 0:1. 20. (19.27) Trisconi (Flynn, D'Agostini, Ausschluss Berger) 1:1. 30. D'Agostini (Flynn, Plastino, Ausschluss Cadonau) 2:1. 33. D'Agostini (Flynn, Trisconi, Ausschluss Maxwell) 3:1. 58. Pesonen (Penalty) 3:2. 60. (59.12) Müller (Plastino, Zwerger, ins leere Tor) 4:2. Strafen: 4-mal zwei Minuten gegen ambri, 7-mal zwei Minuten geegen die SCL Tigers.

HC Ambri-Piotta:  Conz; Fischer, Plastino; Dotti, Fora; Pezzullo, Ngoy; Fohrler; Trisconi, Flynn, D'Agostini; Müller, Novotny, Zwerger; Bianchi, Goi, Incir; Hinterkircher, Dal Pian, Neuenschwander; Mazzolini.

SCL Tigers: Punnenovs; Leeger, Glauser; Lardi, Erni; Huguenin, Cadonau; Grossniklaus; Pesonen, Maxwell, Berger; Schmutz, Gagnon, Elo; Neukom, Diem, Kuonen; Sturny, In-Albon, Andersons; Rüegsegger.

Bemerkungen: Ambri ohne Rohrbach, Kneubuehler, Kostner, Pinana, Upshall, Hofer (alle verletzt), Jelovac, Sabolic (überzählig). SCL Tigers ohne Earl, Dostoinov, Blaser, Schilt, Melnalksnis (alle verletzt), DiDomenico (überzähliger Ausländer), Bircher (Partnerteam). 35. Pfostenschuss Elo. SCL Tigers von 58.48 bis 59.12 ohne Torhüter.