SCL Tigers mit dritter Niederlage in Serie in die Weihnachtspause:

Ein Zäziwiler im Tor des EVZ bezwingt die Emmentaler

Die SCL Tigers erwachten zu spät. Nach zwei harmlosen Drittel fanden die Emmentaler gegen den EV Zug erst spät zu ihrem Spiel und noch später zum Toreschiessen. Die Weihnachtspause kommt für das Team von Heinz Ehlers eine Woche zu spät.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

0Er hatte massgeblichen Anteil am Sieg des EV Zug. Torhüter Sandro Aeschlimann aus Zäziwil spielt normalerweise für die EVZ Accademy, ersetzte aber heute den verletzten Stammhüter Tobias Stephan. Bild: Susanne Bärtschi

 

Es ist die Heldengeschichte des Abends. Für die EVZ Accademy hütet derzeit ein gewisser Sandro Aeschlimann aus Zäziwil das Tor. Die Accademy ist das Farmteam des grossen EVZ, der heute Abend Gegner der SCL Tigers in der Ilfishalle war. Für den grossen EVZ hütet normalerweise Tobias Stephan das Tor, ein National-Torhüter, einer der Titanen des Schweizer Eishockey. Doch dieser verletzte sich am Vortag und deshalb musste Sandro Aeschlimann ran. Ausgerechnet in Langnau, wo der 22-jährige, 188 cm grosse und 85 kg schwere Emmentaler von 2007 bis 2010 auch für die SCL Young Tigers die Ausrüstung schnürte. Und er erbrachte die nötige Leistung. Mehr noch. Er hielt bis kurz vor Schluss alles, was zu halten war, der Shutout wurde ihm zwar gut zwei Minuten vor Spielende noch vermiest. Doch da war es für die SCL Tigers längst zu spät. Das Spiel war gelaufen. Die Heimmannschaft zu spät erwacht.

Das war der erste Streich des EV Zug. Lino Matschini bezwingt den machtlosen Ivars Punnenovs. Bild: Susanne Bärtschi

 

«Es war schon ein spezielles Spiel für mich. Immerhin war ich jetzt fast sieben Jahre nicht mehr in diesem Stadion», sagte der schier Unbezwingbare, der in seinem zweiten NLA-Spiel seinen zweiten Sieg feierte und deshalb in der höchsten schweizerischen Spielklasse noch unbesiegt ist. Aeschlimann machte ähnlich wie Fabio Kläy, ein weiterer Emmentaler in der EVZ Accademy den Weg über Oesterreich und kanadische Nachwuchsligen in die Innerschweiz und wurde von den Langnauer Spähern wohl komplett aus den Augen verloren. «Ich fühle mich wohl in Zug, bin schon eine Zeitlang weg vom Emmental», sagt einer, der sich nicht mehr so richtig verbunden fühlt mit dem Langnauer Eishockey, aber den Dialekt immer noch fehlerfrei spricht.

Die SCL Tigers versuchten zu Beginn, das Heft in die Hand zu nehmen, wurden aber bereits in der 4. Minute bei einem gegnerischen Konter kalt geduscht. Es war eine Drei gegen Zwei - Situation, bei welcher Lino Martschini frei gespielt wurde und eiskalt skorte. Auch danach versuchten die Tiger, aktiv zu sein, gefährlich waren aber fast nur die Gäste. Dies änderte sich erst im Mitteldrittel. als auch die Langnauer zu ihren Chancen kamen.

Sandro Aeschlimann ging als Sieger vom Platz. Der Zäziwiler im Zuger Tor verbrachte einen grossen Abend. Bild: Susanne Bärtschi

 

Aaron Gagnon und Eero Elo (33.) vergaben ausgezeichnete Gelegenheiten. Zug blieb zwar stets gefährlich. Aber weil ja beim EVZ nicht Tobias Stephan im Tor stand, das Spiel noch lange dauerte und die Steigerung der Einheimischen sichbar war, ärgerte sich der Anhang zwar über vergebene Chancen, verstolperte Pucks und Pässe, die nicht ankamen, aber noch hatte niemand den Eindruck, dass es heute nichts werden würde mit einem Sieg zum Abschluss des Jahres. Doch dies änderte sich schlagartig.

Zugs Captain Raphael Diaz sass in der 34. Minute gerade eine Zweiminuten-Strafe ab, als sich Dominik Schlumpf den Puck behändigte und schliesslich Richtung Langnauer Tor schoss. Kein Problem für Ivars Punnenovs, der hoffentlich nicht lange fackeln und den nächsten Angriff lancieren würde. Doch weit gefehlt. Schlmpfs Schüsschen fand den Weg zwischen Punnenovs Schonern hindurch zum 0:2 für den EVZ. Und genau zwei Minuten später stand es bereits 0:3. Josh Holden, frei vor Punnenovs angespielt, liess diesem keine Chance.

Damit war der Mist in Langnau grösstenteils geführt. Auch wenn sich die SCL Tigers im Schlussdrittel noch heftig gegen die Niederlage wehrten. Sie liessen nichts unversucht, schienen den Weg zu etwas mehr Kreativität auch ohne ihren kranken Teamleader Antti Erkinjuntti endlich zu finden. doch Tore fielen zu spät. Das erste, das fiel, zählte dann erst noch nicht. Alexei Dostoinovs Treffer in der 55. Minute zählte wegen angeblicher Torhüterbehinderung nicht. Dass Sandro Aeschlimann trotzdem nicht zum Shotout kam, hatte er Teamsenior Josh Holden zu verdanken. Dieser musste nämlich zweieinhalb Minuten vor Spielende noch auf die Strafbank. Eine Strafe, welche Eero Elo dann für seine Mannschaft doch noch nutzte. Die Tiger versuchten danach das Unmögliche, nahmen Ivars Punnenovs vom Feld, und kassierten deshalb noch den 100. Gegentreffer der laufenden Saison ins leere Tor.

 

SCL Tigers – EV Zug 1:4 (0:1, 0:2, 1:1)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft). SR: Massy/Dipietro, Abegglen/Progin. Tore: 4. Martschini (Stalberg, Holden) 0:1. 34. Schlumpf (Ausschluss Diaz!) 0:2. 38. Holden (Suri, Klingberg) 0:3. 55. Elo (Dostoinov, Ausschluss Holden) 1:3. 60. (59.20) McIntyre (Stalberg, ins seere Tor.) 1:4. Strafen: 1-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 4-mal zwei Minuten gegen den EV Zug.

SCL Tigers: Punnenovs; Koistinen, Zryd; Blaser, Huguenin; Erni, Lardi; Randegger, Seydoux; Haas, Gustafsson, Thuresson; Dostoinov, Gagnon, Elo; Kuonen, P. Berger, Neukom; Rüegsegger, Albrecht, Gerber.

EV Zug: Aeschlimann; Morant, Diaz; Alatalo, Thiry; Leeger, Schlumpf; Helbling, Fohrler; Suri, McIntyre, Klingberg; Stalberg, Holden, Martschini; Lammer, Diem, Schnyder; Senteler, Zehnder.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Stettler, Nüssli, Peter (alle verletzt) N. Berger (rekonvaleszent), Erkinjuntti (krank), Müller (Langenthal), Himelfarb (überzählig). Zug ohne Stephan, Kast, Roe, Forrer, Grossmann, Haberstich, Geisser.44. Pfostenschuss Martschini. 55. Tor von Dostoinov wegen Torhüterbehinderung aberkannt. 50.10: Timeout SCL Tigers. SCL Tigers von 58.45 bis 59.21 ohne Torhüter.