Bruno's Blog

Eine beinahe erschreckend optimale Saison

Wer hätte das gedacht? Die SCL Tigers sind daran, die letzte, wirtschaftlich überaus erfolgreiche Saison in diesem Bereich sogar noch zu topen. Scott Beattie und Heinz Ehlers sei Dank, verläuft die aktuelle Spielzeit beinahe schon erschreckend optimal.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Vergessen wir, was hätte sein können. Lassen wir es völlig egal sein, wie viele Punkte die SCL Tigers auf dem Konto haben könnten, wenn Heinz Ehlers bereits im Sommer als neuer Coach engagiert worden wäre. Vergleichen wir einfach das, was ist, mit dem, was war.

Blenden wir zurück: Nach dem bitteren Abstieg im Frühjahr 2013 starteten die SCL Tigers zu einem wirtschaftlichen Steigerungslauf. Defizite sind im wahrsten Sinne des Wortes in Langnaus Eishockey nur noch Relikte aus der Vergangenheit. Bereits die Aufstiegssaison 2014/15 brachte einen Gewinn. Wohl auch deshalb, weil Sportchef Jörg Reber nicht in Aktivismus verfiel und seiner Mannschaft vertraute. Obwohl er gedurft hätte, rüstete er nicht nach. Sowohl der sportliche als auch der wirtschaftliche Erfolg geben ihm recht. Obwohl natürlich für den wirtschaftlichen in erster Linie andere verantwortlich sind.

Den (scheinbaren) Gipfel des Machbaren erreichten die SCL Tigers wohl aber in der Saison 2015/16, wenn man von den viel zu geringen Einnahmen aus Sponsoring einmal absieht. Nach einer dramatischen Spektakelsaison resultierte ein Gewinn von gegen 1,3 Millionen Franken. Pardon: natürlich waren es «nur» 378'000 Franken, da ja ungefähr eine Million abgeschrieben wurden. Doch bei Abschreibungen verschwindet ja das Geld nicht einfach so. Im Gegenteil! Es ist nicht nur noch vorhanden, sondern es ist mehr, als wenn nicht abgeschrieben worden wäre. Denn mit Abschreibungen spart man Steuern.

Doch eben: Eine so erfolgreiche Saison zu topen wird schwierig. Zumal ja hinsichtlich des angestrebten zweiten Eisfeldes Geld gespart werden muss. Weil die dafür notwendigen Mittel nicht alle aus dem Umfeld generiert werden können, müssen sich die SCL Tigers an den Investitionen beteiligen, wie VR-Präsident Peter Jakob anlässlich der Generalversammlung im September dieses Jahres erklärte. Will heissen: die SCL Tigers blieben bei den Investitionen in die Mannschaft zurückhaltend, weil Geld für das zweite Eisfeld zurück gelegt wurde. Dies soll auch in den kommenden Saisons so bleiben.

Es geht also in Langnau weiterhin in erster Linie um den Ligaerhalt. Doch den Spektakel-Coach Benoît Laporte musste man entlassen, weil unter ihm zuletzt – nach einer tollen Saison (!!!) - der erneute Abstieg in die NLB gedroht hätte. Sportlich sollte trotzdem in der neuen Saison ein Schritt nach vorne erfolgen.

Das wohl ungeplante Meisterwerk

Es war sicherlich nicht so geplant. Denn so geplant wäre dies ein Spiel mit dem Feuer gewesen, das sich im Nachhinein als Meisterwerk entpuppt. In der aktuellen Saison 2016/17 ist es für die Tiger aus wirtschaftlicher Sicht optimal gelaufen (selbst wenn dies bisher möglicherweise noch nicht den Anschein macht). Es hätte nicht besser laufen können.

Nach neun Spielen lagen die SCL Tigers mit lediglich zwei Punkten abgeschlagen am Tabellenende. Deshalb musste Coach Scott Beattie trotz des ersten Sieges im 10. Spiel (5:3 in Kloten) gehen. Er übergab also die Mannschaft nach 10 Spielen mit lediglich 5 Punkten als abgeschlagener Tabellenletzter. Die Prognosen von Experten und Fans (nicht der Fans der SCL Tigers) schienen sich nicht nur zu bewahrheiten. Es schien alles noch viel schlimmer, als vermutet. Es schien, als würden die SCL Tigers die neuen Rapperswil-Jona Lakers. Es drohte die «Lakerisierung», oder die «Verlakerung» oder wie auch immer man es nennen will.

Doch dann kam Heinz Ehlers. Unter ihm wird zwar kein Spektakeleishockey gespielt, dafür ist die Mannschaft mehr als erwartet erfolgreich. Aus 9 Spielen realisierte die Mannschaft 16 Punkte, was einen Schnitt von 1,78 Punkten pro Spiel ergibt. Könnte die Mannschaft diese Pace halten (was über die noch lange dauernde Saison einem Wunder gleich käme), so kämen in den restlichen 31 Partien dieser Qualifikation noch 55 Punkte hinzu. 55 + die bisher erreichten 21 ergäben dann 76 Punkte. Mit so vielen Punkten hat in der Schweiz noch nie eine Mannschaft die Playoffs verfehlt. Träumen ist erlaubt, realistisch bleiben indes erforderlich!

Weitere wirtschaftliche Erfolge wahrscheinlich

Erkennbar ist jedoch ganz klar, dass die SCL Tigers bereits in ihrem ersten Jahr unter Heinz Ehlers um die Playoffs spielen werden. Vielleicht werden sie diese knapp verpassen, wer weiss das schon. Aber gemessen am miserablen Start unter Scott Beattie wird die Saison unter Heinz Ehlers unerwartet erfolgreich. Wen interessiert es da, ob Spektakeleishockey gespielt wird oder eher taktisches Eishockeyschach. In Langnau sehnen wir uns nach Erfolg. Wir wollen nicht jahrzehntelang auf die Playoffs warten, sondern möchten, dass der Bann der playofflosen Zeit in der NLA möglichst rasch wieder gebrochen wird. Die Frage, welche vier Teams die Langnauer hinter sich lassen könnten, soll in Zukunft mit fünf bis sechs Namen beantwortet werden können.

Gerade weil die Saison so miserabel begonnen hat, wird sich das erfolgreiche, aber spektakelarme Eishockey von Heinz Ehlers hervorragend vermarkten lassen. Die punktemässige Performance, welche die SCL Tigers aufs Parkett legen, und die Aussicht, nach einem Spiel künftig häufig als Fan einer erfolgreichen Mannschaft nach hause gehen zu können (natürlich nicht ohne den Sieg vorher noch zu begiessen), wird die Zuschauer bis zuletzt zahlreich in die Ilfishalle strömen lassen. Es ist nicht unmöglich, die wirtschaftlich so erfolgreiche letzte Saison auch in diesem Bereich noch zu topen. Gerade im Sponsoring besteht ja noch reichlich Luft nach oben.

Mit einem Sponsor können und müssen sich die SCL Tigers bereits heute unterhalten. Wird die Saison 2016/17 ähnlich erfolgreich oder gar noch erfolgreicher als die letzte, so werden die Verantwortlichen keine Abschreibungen mehr tätigen können. Es ist ja alles bereits auf Null abgeschrieben, und Abschreibungen unter Null gehen nicht. Ein Gewinn von mehr als einer Million könnte also eine happige Steuerrechnung nach sich ziehen. Wie wäre es, wenn die Gemeinde Langnau künftig bei den Sponsoren (je nach Höhe des Betrages als Bronze-, Silber-, Gold- oder sogar Hauptsponsor) aufgeführt sein würde, die SCL Tigers im Gegenzug dafür keine Gemeindesteuern bezahlen müssten. Das gesparte Geld könnte dann tatsächlich in die Mannschaft fliessen, und die Gemeinde könnte sich rühmen, direkt etwas mit dem sportlichen Erfolg ihres Aushängeschildes zu tun zu haben.