Nach Derbysieg und einem Viertel der Qualifikation:
Eine erste (positive) Zwischenbilanz
11. Rang, 19 Punkte, ein positives Torverhältnis, mehr Siege als Niederlagen. Die Emmentaler präsentieren sich deutlich stärker als noch vor einem Jahr und schliessen das erste Viertel der Qualifikation mit einem Sieg gegen den SC Bern ab.
Hat seine Mannschaft erneut weiter entwickelt: Tigers-Coach Thierry Paterlini. Bild: scltigers.ch
Am 14. Oktober 2023 verlieren die SCL Tigers ihr Heimspiel gegen den HC Lugano gleich mit 0:8. Es ist das 13. Spiel der Saison 2023/24 und damit ist genau ein Viertel der Qualifikation gespielt. Die Langnauer belegen den 12. Rang, haben fünf Siege (wovon drei nach Überzeit) und acht Niederlagen (zwei davon mit Punktgewinn) sowie ein Torverhältnis von 23:46 vorzuweisen. Sie haben also exakt doppelt so viele Tore erhalten, wie sie geschossen haben.
In der aktuellen Saison ist alles ganz anders: Erstmals in diesem Jahrtausend (und wahrscheinlich erstmals seit den erfolgreichen 1970er-Jahren weisen die SCL Tigers in der National League (vormals NLA) nach einem Viertel der Qualifikation mehr Siege als Niederlagen sowie ein positives Torverhältnis aus. Sie haben fünf Punkte mehr auf ihrem Konto und belegen trotzdem lediglich den 11. Rang. Mit der aktuellen Punktzahl und Tordifferenz hätten die Tiger letzte Saison zum gleichen Zeitpunkt Rang 6 belegt. Das erste Viertel der Qualifikation schliessen sie diesmal mit einem Derbysieg nach Verlängerung gegen den SC Bern ab. Ein Sieg, der genau wegen den aktuellen Stärken der Emmentaler (und auch dank etwas Glück) zustande kam.
Ein paar Vergleiche.
Um herauszufinden, wo die Fortschritte der Tiger liegen, muss man nicht lange suchen. Am augenfälligsten ist die Verbesserung der Defensive. 46 Gegentreffer in der letzten Saison (zum gleichen Zeitpunkt) stehen deren 26 in der aktuellen Spielzeit gegenüber. Eine Verbesserung um genau 20 Gegentreffer oder um 1,54 Gegentreffer pro Spiel. Das sind auf diesem Niveau Welten! Die 26 Gegentreffer sind der aktuelle Ligabestwert. Keine andere Mannschaft ist defensiv so stabil wie gegenwärtig die Emmentaler. Zum Teil kann diese Steigerung auf das verbesserte Unterzahlspiel zurückgeführt werden. gerade zu Beginn der letzten Spielzeit war die Defensive der Tiger in Unterzahl löchrig wie ein Emmentaler Käse. Dies wurde zwar dann im Lauf der Saison verbessert, aber schlägt natürlich bei einem Vergleich der beiden ersten Quali-Vierteln entscheidend zu Buche. Ausserdem wurden die Langnauer auch weniger bestraft. Insgesamt gelingt es aber den Jungs von Thierry Paterlinin und Steve Hirschi in dieser Saison sehr gut, die Mittelzone zu beherrschen, den Slot dicht zu machen und ihre Torhüter bestmöglich zu unterstützen. Dies ist auch wichtig, weil Fehler werden zuweilen gnadenlos ausgenutze, wie die beiden Spiele gegen Lausanne und Kloten gezeigt haben. Die Game-Winning-Tore in diesen beiden Spielen fielen, weil genau das Beherrschen des Slots nicht gelang. Die beiden Torschützen kamen frei und ungehindert zum Abschluss. Da waren dann auch die Torhüter machtlos. Aber eben, das sind Ausnahmen. Sie wirkten sich lediglich deshalb so fatal aus, weil die Langnauer in diesen Partien keinen eigenen Treffer erzielen konnten. Bis zuletzt hatten aber die Tiger - auch dank ihren Torhütern - immer eine Siegeschance. Gerade die Torhüter sind in dieser Spielzeit der Erfolgsfaktor schlechthin, wobei vor allem die Performances von Stéphane Charlin geradezu als phänomenal zu bezeichnen sind. Der Genfer, der nächste Saison wieder für Genf spielen wird, wird nicht einfach zu ersetzen sein. Sportchef Pascal Müller steht vor einer gewaltigen Herausforderung.
Etwas trister sieht es mit der Offensive aus. Wobei auch hier auf den ersten Blick eine Verbessrung zu erkennen ist. 23 erzielten Treffern in der letzten Saison nach 13 Spiele stehen 31 Tore in dieser Spielzeit gegenüber. Doch lediglich Schlusslicht Ajoie hat noch weniger Tore erzielt. Gleich drei Mal hätte ein einziges erzieltes Tor genügt, um wenigstens einen Punkt zu erzielen. In Zürich verloren die Tiger ebenso mit 0:1 wie später in Langnau gegen den HC Lausanne. Dass der EHC Kloten in seiner Partie in Langnau vier Sekunden vor Schluss noch einen Emptynetter erzielte, ändert nichts daran, dass auch hier ein Tor zum Punktgewinn gereicht hätte. In 13 Spielen drei Mal kein Tor erzielt, wobei zwei Mal in einem Heimspiel, ist schon happig. Mit drei Punkten mehr stünden die Langnauer jetzt auf Rang vier! Und wer sagt denn, dass es bei diesen drei Punkten geblieben wäre. Beide Male, als die Tiger in die Verlängerung mussten, gewannen sie diese.
Aber das sind Spekulationen und Wenn und Aber. Tatsache, und ohne Wenn und Aber ist, dass die SCL Tigers mit einer Ausnahme in jeder Partie Chancen hatten, diese zu gewinnen. Augenfällig ist auch, dass die Tiger sowohl in der Lage sind, sich taktisch auf den Gegner einzustellen als auch, diesem zuweilen ihr Spiel aufzuzwingen. Dass sie lediglich auf dem 11. Rang liegen, ist der Ausgeglichenheit in dieser Meisterschaft geschuldet. Ein weiterer Vergleich: Die ZSC Lions führen derzeit die Meisterschaft mit 29 Punkten an. Zum gleichen Zeitpunkt in der letzten Saison wies der Spitzenreiter (Gottéron) bereits 34 Zähler aus. Und schon damals sprach man von einer sehr ausgeglichenen Meisterschaft. Diese ist nochmals um ein rechtes Stück ausgeglichener geworden. Wir dürfen uns auf die Fortsetzung freuen.