1:4 - Niederlage in Bern:

Eines der langweiligsten Derbys der Geschichte

Die SCL Tigers verlieren nach verschlafener Startphase das Berner Derby auswärts mit 1:4. Dabei stand die Differenz bereits nach acht Minuten fest. Die Berner agierten danach nur noch im Verwaltungsmodus.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Wir haben nicht nachgeschaut. Aber es war bestimmt auf die eine oder andere weise nahe am Rekord. Die SCL Tigers waren in der 51. Minute nach einer sehenswerten Kombination über Marcus Nilsson, Anthony Huguenin und Torschütze Ben Maxwell auf zwei Tore herangekommen und wollten nun, gut zweieinhalb Minuten vor Ende des letzten Drittels, alles versuchen, um dem Spiel noch eine Wende zu geben. Also nahm Coach Rikard Franzén nach exakt 57,26 Minuten sein Timeout, und beorderte Ivars Punnenovs zugunsten eines sechsten Feldspielers auf die Spielerbank. Dort sollte der Torhüter allerdings nicht lange verweilen. Wichtig in so einer Situation: Es muss ein Bully vor dem gegnerischen Tor stattfinden. Ebenfalls wichtig: das Anspiel sollte gewonnen werden. Beides war der Fall. Trotzdem stand es bereits sieben Sekunden später 1:4 zugunsten des SC Bern. Was war passiert? Nach dem gewonnenen Anspiel wollte Ben Maxwell den Puck zurück zu Anthony Huguenin spielen, doch Tristan Scherwey fuhr in diesen Pass hinein und der pfeilschnelle Berner Flügel enteilte der Langnauer hintermannschaft und hatte keine Mühe, zur Entscheidung einzunetzen.

Es ist ein Kreuz für einen Berichterstatter, über eine solche Partie berichten zu müssen. Denn die Entscheidung war bereits nach acht Minuten gefallen. Zu diesem Zeitpunkt stand es nämlich aus Sicht der Langnauer bereits 0:3. Eine etwas hart gepfiffene Strafe gegen Jules Sturny führte in der 4. Minute zum 0:1. Cory Conacher lancierte Jesper Olofsson, der in dieser Situation alle Freiheiten genoss und keine Mühe hatte, den Führungstreffer zu erzielen. Und lediglich 27 Sekunden später stand es bereits 0:2. Nach einem gewonnenen Bully in der gegnerischen Zone verloren die Langnauer die Scheibe, diese gelangte zu Tristan Scherwey, der unbehelligt bis ins Langnauer Drittel gelangte, kurz stoppte und zwischen den Beinen von Anthony Huguenin hindurch ins hohe Eck traf. Punnenovs sah diesen Puck wohl erst spät kommen. Die Entscheidung in dieser Partie fiel dann in der 8. Minute, als Simon Moser einen Schuss von Colin Gerber zum 0:3 ablenkte.

Zwar kamen die Tiger, die zu Beginn der Partie richtiggehend überfahren wurden, spätestens ab dem Mitteldrittel besser ins Spiel. Pech, das Jules Sturny nur den Pfosten traf. Auch Julian Schmutz hätte der Partie neue Impulse verleihen können, scheiterte aber mit seinem Penalty am starken Berner Hüter Tomi Karhunen. Aber insgesamt hatten die Berner das Spiel jederzeit gut unter Kontrolle und man hatte den Eindruck, dass da auch noch etwas mehr gehen könnte bei den Mutzen, wenn es denn nötig gewesen wäre. So wurde es aus der Sicht des Langnauer Anhangs, für den seit längerer Zeit der letzte Rang ihrer Mannschaft als gebucht gilt und auch, weil wegen des ausgesetzten Abstiegs keine zusätzliche Spannung aufkommen kann, eine langweilige Partie. Nicht wenige dürften spätestens in der Mitte dieses Spiels auf einen anderen Sender umgestellt haben.

Für die Liebhaber einer geschlossenen Liga müssen solche Spiele ein Warnschuss sein. Wenn Spiele keine Spannung mehr zu erzeugen vermögen, vermögen sie auch keine Zuschauer anzulocken. Die Gefahr ist gross, dass dann über kurz oder lang der wirtschaftliche Abstieg an die Stelle des sportlichen tritt. Mit sehr viel grösseren Folgen.

 

SC Bern - SCL Tigers 4:1 (3:0, 0:0, 1:1)

PostFinance Arena Bern, keine Zuschauer. SR: Salonen/Nikoloc, Kehrli/Burgi. Tore: 4. (3.46) Olofsson (Conacher, Ausschluss Sturny) 1:0. 5. (4.13) Scherwey (Pestoni, Praplan) 2:0. 8. Moser (C. Gerber, Heim) 3:0. 51. Maxwell (Huguenin, Nilsson) 3:1. 58. Scherwey (ins leere Tor) 4:1. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen den SC Bern, 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

SC Bern: Karhunen; Henauer, Untersander; Zryd, Andersson; B. Gerber, Thiry; C. Gerber; Olofsson, Jeffrey, Conacher; Pestoni, Praplan, Scherwey; Moser, Heim, Sopa; J. Gerber, Bader, A. Berger; Sterchi.

SCL Tigers: Punnenovs; Huguenin, Erni; Leeger, Glauser; Grossniklaus, Schilt: Bircher, Lardi; Nilsson, Maxwell, Weibel; Stury, F. Schmutz, J. Schmutz; Andersons, In-Albon, Melnalksnis; Dostoinov, Petrini, Neukom.

Bemerkungen: SC Bern ohne Sciaroni, Blum, Ruefenacht (alle verletzt), Neuenschwander (krank), Burren (überzählig). SCL Tigers ohne Blaser, P. Berger, Diem, Kuonen, Salzgeber, Earl (alle verletzt). 36. J. Schmutz scheitert mit Penalty. 57.26: Timeout SCL Tigers. SCL Tigers von 57.26 bis 57.33 ohne Torhüter.