SCL Tigers im Cup eine Runde weiter:

Endlich wieder einmal ein Sieg nach 60 Minuten

Die SCL Tigers gewinnen das Cup-Spiel in Olten mit 5:3. Dabei hatten die Langnauer für einmal das Glück, das ihnen bisher in der Meisterschaft zumindest teilweise fehlte. Dieses Resultat ist vor allem gut für die mentale Verfassung.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Es wurden auf beiden Seiten viele gute Möglichkeiten vergeben. Hier scheitert Chris DiDomenico an Olten-Hüter Silas Matthys (18.). Bild: Bruno Wüthrich

 

Es war ein Spiel, von dem im Nachhinein beide Mannschaften profitieren konnten. Der EHC Olten, weil er mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung dem Favoriten aus der National League alles abverlangte und dabei dem Erfolg sehr nahe kam. Die SCL Tigers, weil sie endlich wieder einmal einen Sieg nach 60 Minuten einfahren konnten, und zwar gegen einen Gegner, der eine Leistung zeigte, die so manchen Klub aus der höchsten Spielklasse in Verlegenheit hätte bringen können.

Wie knapp das Resultat heute war, zeigt der Pfostenschuss von Evgeni Chiriaev in der 59. Minute. Die Oltener waren bis zuletzt nahe dran und hätten beinahe einen Zweitore-Rückstand aufgeholt. Für die Emmentaler wäre in der augenblicklichen Situation eine Niederlage im Cup fatal gewesen. Dass es gegen einen leidenschaftlichen EHC Olten zum Sieg reichte, war nicht selbstverständlich.

Beim EHCO herrschte zuletzt Unruhe. Die Powermäuse liegen nach zwölf Partien lediglich auf dem 6. Rang. Zu wenig, um beim ambitionierten Verein in Ruhe arbeiten zu können. Der teuerste Mann, Marco Truttmann, ist gegen die Langnauer zum zweiten Mal in Folge überzählig und sitzt auf der Tribüne, obwohl er einsatzfähig wäre. Trotzdem: Gerade im Cup hatte die Mannschaft aus der Swiss League gegen einen oberklassigen Gegner nichts zu verlieren, aber sehr viel zu gewinnen. Denn in solchen Spielen verzeiht nicht nur das Publikum, sondern auch die Mannschaft sich selbst eine Niederlage, wenn auch Letztere erst im Nachhinein. Tolle Leistungen gegen einen Oberklassigen können für einen kriselnden Unterklassigen ähnlich wirken wie ein Sieg, Hilfreich war wohl, dass mit den SCL Tigers ein Gegner auf Besuch kam, der zuletzt ebenfalls alles andere als überzeugend auftrat und der in der Partie vom Freitag gegen Ambri trotz Punktgewinn erste Anzeichen einer Krise offenbarte.

Auf der Seite von Olten traten Philipp Rytz, Simon Lüthi, Silvan Wyss, Evgeni Chiriaev, Alban Rexha, Keijo Weibel und Lukas Haas sieben ehemalige Langnauer gegen ihren früheren Arbeitgeber an. Viele davon hatten seinerzeit bewiesen, dass sie in der obersten Spielklasse durchaus bestehen könnten. entsprechend motiviert traten sie auf. Es ging also nicht nur um Krisenbewältigung, sondern auf Seiten des Unterklassigen auch um persönliches Marketing einzelner Protagonisten. Man könnte sich ja wieder für höhere Aufgaben aufdrängen.

Nicht überraschend, dass die ehemaligen Langnauer an allen drei Oltener Toren massgeblich beteiligt waren. Am Ursprung des Führungstreffers stand Lukas Haas, der allein vor Damiano Ciaccio an diesem scheiterte. Doch der an Olten ausgeliehene, sehr talentierte Langnauer Nachwuchsspieler Keijo Weibel erbte und realisierte den 0:1 - Führungstreffer doch noch (5.). An den beiden weiteren Treffern war Philipp Rytz zuerst als Vorbereiter beim erneuten Führungstreffer zum 1:2 und danach als Torschütze beim Anschlusstreffer zum 4:3 beteiligt. Und auch den eingangs erwähnten Pfostentreffer in der 59. Minute, der den Ausgleich hätte bringen könnten, kam mit Evgeni Chiriaev von einem ehemaligen Tiger.

Und die heutigen Langnauer? Man merkte gut, dass derzeit eine gewisse Verunsicherung in der Mannschaft steckt. Vieles blieb Stückwerk. Die Passqualität ist nicht auf dem Niveau, auf dem sie sein sollte. Damit machen sich die Emmentaler immer wieder das Leben schwer, längst nicht nur im Spiel gegen den EHC Olten. Und trotzdem realisierten sie in diesem alles andere als einfachen Spiel einen fürs Weiterkommen unerlässlichen, aber auch fürs Gemüt äusserst wichtigen Erfolg. Raphael Kuonen glich in der 16. Minute in Überzahl nach einer schönen Kombination mit Julian Schmutz und Anthony Huguenin zum 1:1 aus. In der 36. Minute glich Ben Maxwell auf Zuspiel von Stefan Rüegsegger zum zweiten Mal aus, bevor Harri Pesonen in der 39. Minute von Pascal Berger auf die Reise geschickt wurde und allein vor Oltens Hüter seine Mannschaft eiskalt erstmals in Führung schoss. Etwas überraschend dann in der 45. Minute der Ausbau der Führung durch einen Treffer von Toms Andersons, der von der blauen Linie abzog. Dieser Treffer hatte sich zuvor überhaupt nicht abgezeichnet. Das letzte Tor wiederum von Harri Pesonen erfolgte dann ins leere Oltener Tor.

Wenn wir unberücksichtigt lassen, dass der Cup ein Wettbewerb ist, der nur zu gewinnen ist, wenn man in jedem Spiel erfolgreich ist, so war es das perfelkte Resultat zweier Mannschaften, die bisher die Erwartungen nicht ganz erfüllten. Der Oberklassige gewann, und verhinderte damit Schlimmeres. Mehr noch: Die SCL Tigers können auf diesem Sieg durchaus aufbauen. Dies kann allerdings auch der EHC Olten, der bewies, dass die Mannschaft zusammen stehen kann und damit auch in der Meisterschaft der Swiss League wieder eine andere Rolle spielen kann. Olten gilt als Favorit für einen der vordersten Ränge. Eventuell war die heutige Leistung der erste Schritt ind diese Richtung. Die Langnauer möchten in die Playoffs. Für sie gilt das Gleiche.

 

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EHC Olten – SCL Tigers 3:5 (1:1, 1:2, 1:2)

KEB Kleinholz Olten, 4'129 Zuschauer. SR: Müller/Gäumann, Gnemmi/Wermeille. Tore: 5. Weibel (Haas, Sartori) 1:0. 16. Kuonen (Schmutz, Huguenin, Ausschluss Wyss) 1:1. 33. Nunn (P. Rytz, Knelsen, Ausschluss Schilt) 2:1. 37. Maxwell (Rüegsegger) 2:2. 39. Pesonen (Berger, DiDomenico) 2:3. 45. Andersons (Huguenin) 2:4. 47. P. Rytz (Nunn) 3:4.  60. (59.25) Pesonen (Glauser, ins leere Tor) 3:5. Strafen: 4-mal zwei Minuten gegen den EHC Olten, 6-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

EHC Olten: Mattys; P. Rytz, Lüthi; Eigenmann, Elsener; Sartori, Heughebaert; Maurer; Wyss, Knelsen, Nunn; Rudolf, Chiriaev, Fogstad; Weber, Rexha, Lanz; Weibel, Salzgeber, Haas.

SCL Tigers: Ciaccio; Leeger, Glauser; Schilt, Cadonau; Huguenin, Grossniklaus; Lardi; Dostoinov, Maxwell, Kuonen; Pesonen, Berger, DiDomenico; Neukom, Earl, Schmutz; Rüegsegger, Diem, Andersons.

Bemerkungen: Olten ohne Rouiller, Schwarzenbach, Hornasky (alle verletzt), Weisskopf (krank) Truttmann (überzählig). SCL Tigers ohne Gagnon, In-albon, Blaser, Erni, Bircher (alle verletzt), Melnalksnis, Sturny (Partnerteam). 59. Pfostenschuss Chiriaev.