Nach sieben Spielen: Eine erste ernüchternde Zwischenbilanz

Es ist höchste Zeit zu handeln!

Sechs Niederlagen und nur ein Sieg, magere vier Punkte aus sieben Spielen, dies ist die ernüchternde Bilanz der SCL Tigers in der bisherigen NLA-Saison. «Wir müssen noch lernen», ist ein viel gehörter Satz, wenn man mit Protagonisten des Langnauer Eishockeyunternehmens spricht. Aber vor allem geht es auch darum, etwas nicht zu verlernen: Das Gewinnen!

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

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Muss handeln: Tigers Sportchef Jörg Reber!

 

von Bruno Wüthrich - Die gute Erkenntnis zuerst: Nur in zwei der bisher sechs verlorenen Spiele waren die SCL Tigers völlig chancenlos. In den andern vier Partien waren sie «dran», holten gegen den HC Lugano sogar einen Punkt. Das Team hat sich auch, das Spiel von gestern gegen den EV Zug ausgenommen, von Spiel zu Spiel verbessert. Trotz Niederlagen scheinen die Tiger sich auf einem guten Weg zu befinden.

 

Doch damit hat es sich schon mit den guten Erkenntnissen. Wer ständig verliert, und vor allem, wer Spiele wie diejenigen gegen Servette (2:3), Kloten (2:3), die ZSC Lions (4:6) und gegen Lugano (3:4 n.P.) in Serie verliert, ist trotz an sich «guter» Leistungen nicht gut genug. Noch hassen die aus der NLB sieggewohnten Spieler der SCL Tigers die Niederlagen. Das ist – zumindest vorläufig noch – ein gutes Zeichen. Denn wenn man beginnt, ob der an sich «guten» Leistungen zufrieden zu sein, und die Niederlagen damit zu relativieren, ist der Niedergang vorprogammiert. Die SCL Tigers stehen kurz davor, denn ihr Umfeld beginnt bereits, entsprechend zu argumentieren.

 

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Wäre zu haben: Nationalstürmer Juraj Simek

 

Ja, «wir» hätten vier Spiele mehr gewinnen können, und «wir» könnten statt vier auch fünfzehn Punkte auf dem Konto haben. Mit 15 Punkten wären «wir auf dem 3. Rang, zwei Punkte vor Biel (den ZSC Lions würden die drei Punkte aus dem gewonnenen Spiel gegen «uns» ja dann fehlen). Die zwei hoch verlorenen Partien gegen den SCB (1:7) und den EV Zug (0:5) hätten uns dann am Allerwertesten vorbei gehen können. Nur: «Wir» haben es nicht getan! «Wir» haben nicht nur eines oder zwei der Spiele, die «wir» hätten gewinnen können, verloren, sondern gleich alle vier! Und dies ist halt schon ein Alarmzeichen.

 

Wir erinnern uns an die Zeiten vor dem Abstieg der SCL Tigers in die NLB. Da war im Emmental in Bezug auf die SCL Tigers Bescheidenheit angesagt. Nicht nur bei den gebotenen Leistungen, die ja damals grösstenteils wirklich bescheiden waren, sondern auch bezüglich der Ansprüche. «Wir» können uns ein solches Kader nicht leisten, «Wir» sind halt nicht der SCB, die ZSC Lions, und auch nicht Lugano, Kloten oder Davos. Dass «wir» all diese Organisationen nicht sind, bot «uns» immer die Begründung dafür, dass «wir» eben nicht besser sind, als «wir» sind.

 

Nun sind die SCL Tigers jedoch in der NLB eine auch wirtschaftlich erfolgreiche Organisation geworden. Die Hoffnung auf gutes NLA-Eishockey war (bzw. ist hoffentlich noch) so gross, dass eine Rekordzahl von Saisonabonnementen verkauft wurden. Die Zuschauer strömen in die Ilfishalle, und die Spiele, die da geboten wurden, waren beileibe nicht unattraktiv. Insgesamt gingen die Zuschauer mit der einen, erwähnten Ausnahme zwar immer als Verlierer nach hause, doch unterhalten waren sie trotzdem gut. «Diese Niederlage war wirklich nicht verdient», bekam man zu hören, oder: «Wir waren klar besser, sie gingen einfach nur nicht rein.» Oder: «Wir waren gut, aber wir haben uns selber geschlagen». Oder: «Sie haben alles gegeben, man kann ihnen wirklich keinen Vorwurf machen». Dass der Gegner Glück gehabt habe, war auch zu hören und auch die Schiedsrichter bekamen ihr Fett weg (zugegeben, bisher waren die Schiris wirklich noch in keinem Spiel auf der Seite der Tiger, aber entscheidend waren sie nie!).

 

Natürlich hat es einen Grund, weshalb die Spieler der SCL Tigers eben für weniger Geld in Langnau spielen und nicht für höhere Löhne in Zürich, Davos, Lugano oder Bern. Wir sprechen dabei nicht von zwei- oder dreihunderttausend Franken, die ein einzelner Nationalspieler vielleicht mehr kosten würde, sondern von den etlichen Millionen, welche die oben genannten Organisationen insgesamt mehr als Lohnbudget zur Verfügung haben als die Langnauer. Doch nun ist Anfang der Saison. Ein Zeitpunkt, an welchen die Chance für die «Kleinen» zu punkten, am grössten ist. Klubs wie Gottéron, Biel, und Ambri (die wohl meist genannten Gegner um die besten der hintersten Ränge) punkten derzeit fleissig, und schaffen sich so ein wichtiges Polster, und gewinnen zudem dringend notwendiges Selbstvertrauen. Gottéron, das in seinen bisherigen sieben Spielen noch nie verlor, fliegt derzeit förmlich. Davon sind die SCL Tigers meilenweit entfernt. Und dies hat zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht viel mit den Lohnbudgets zu tun.

 

Trotzdem ist es erstaunlich, weshalb sich die Langnauer nicht Verstärkung holen. Derzeit trainiert Nationalstürmer Juraj Simek mit dem Erstligisten Düdingen. Er soll ein nicht einfacher Charakter sein, ist zu hören. Und wie viel er tatsächlich kosten würde, wissen wir nicht. Er sei billiger als die Moggis, war aus der Presse zu vernehmen. Leider wurde nicht präzisiert, ob als einer oder als beide. Aber die SCL Tigers bringen keinen Fuss vor den andern, und da wäre ein Nationalstürmer auf dem Markt, und der Sportchef will nach eigenen Angaben lieber noch zuwarten.

 

Benoit Laporte

Könnte einen Nationalstürmer in der aktuellen Situation gut gebrauchen: Tigers-Coach Benoît Laporte

 

Ja, wie lange denn? Wenn das Selbstvertrauen der Mannschaft komplett im Keller ist, nützt dieser Transfer auch nicht mehr viel. Zudem wird Simek, je später er geholt wird, desto länger brauchen, bis er die nötige Spielpraxis hat, um eine Verstärkung zu sein. Zugegeben: Jörg Reber muss auf sein Budget acht geben wie ein Hirtenhund im Wolfsgebiet auf seine Schafe, weil er, wenn es so weiter geht, eventuell noch einen zusätzlichen Torhüter oder gar einen andern Trainer braucht. Aber derzeit könnte er dem aktuellen Coach Benoît Laporte mit Verstärkungen helfen und gar den Rücken stützen. Doch es könnte bereits zu spät sein. In Kloten soll sich das Interesse an Simek konkretisiert haben.

 

Was dabei vergessen geht ist, dass die Verpflichtung von Simek, guter Charakter hin, Geld her, nicht nur der Langnauer Fangemeinde, sondern auch der gesamten Hockeyschweiz inkl. möglicher Sponsoren signalisieren würde, dass die Ansprüche im Emmental tatsächlich gewachsen sind. Dass man eben vorwärts machen, und sich nicht wie früher in der Bescheidenheit verstecken und zuletzt sogar in ihr unter gehen will. Es ist bereits höchste Zeit zu handeln!