Auswärtsfahrten

Fälle «Hoschi» und «Sommer»: Was lief falsch?

Keine Frage: Die Auswärtsfahrten des Fanclub SCL Tigers sind eine Erfolgsgeschichte, so wie eigentlich fast alles von Erfolg gekrönt ist, was der Vereinsvorstand mit seinen zahlreichen, ehrenamtlichen Helfern anreisst. Nun wird ein rein unternehmerischer Entscheid dazu genutzt, für Unruhe im Verein zu sorgen. An vorderster Front involviert: Ein überforderter Carunternehmer und ein (vielleicht teilweise sogar zurecht) beleidigtes, ehemaliges Vorstandsmitglied. Nun kümmert sich sogar die renommierte BZ um den Fall.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Es kriselte bereits letztes Jahr:

Der Ursprung allen Übels ist in der letzten Saison zu suchen. Der Vorstand des Fanklubs setzt sich zusammen aus Pragmatikern und leidenschaftlichen, an vorderster Front agiernden «Hardcore-Fans». Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wo viel gehobelt wird, fallen viele Späne. Im Fanclub SCL Tigers wird extrem viel gehobelt. Zwei überaus engagierte Vorstandsmitglieder, denen der Verein viel zu verdanken hat (beide Hardcore, beide zuständig für die Auswärtsfahrten, sowie in der Fanszene für die Stimmung und die Choreos) gerieten aneinander, und zogen zum Teil weitere Vorstandsmitglieder in ihren Zwist hinein. Weil vermehrt auch ehrenamtliche Helfer absprangen, wurde ein Workshop einberufen, der die Auswärtsfahrten unter Beibehaltung von Angebot, Qualität und Preis neu organisieren sollte. Angeschaut wurden dabei die interne Organisation, die Verantwortlichkeiten, aber auch mögliche externe Partner (Reiseunternehmer).

 

Im «Fall Hoschi» lief einiges falsch

Das Fazit aus dem Rücktritt von Stefan (Hoschi) Hofstetter ist schnell gezogen. Weil der Restvorstand zu spät hinschaute, war nichts mehr zu kitten. Die beiden zuvor eng befreundeten, für die Auswärtsfahrten und die Fanszene zuständigen Vorstandsmitglieder waren bereits zu zerstritten, als dass noch etwas zu reparieren gewesen wäre. Letztendlich war der Rücktritt von einem der beiden eine logische, unabdingbare Folge, damit wieder Ruhe einkehren konnte im Verein. Im Rückblick ist zu sagen, dass es sich bei beiden um überaus verdienstvolle Vorstände handelt, und dass man im Vorstand froh ist, nicht gleich beide verloren zu haben. Dass der Fall nun sogar in der BZ breit getreten wird, lässt Bruno's Blog kritisch zurück blicken. Fehler werden dabei bei allen Beteiligten sichtbar. Der Stil von Hoschi brachte nicht nur Vorstände, sondern auch andere Personen in seinem Umfeld in Rage. Sein zum Teil diktatorisches Auftreten passte vielen nicht. Als Capo kam er zudem mit dem Sicherheitsdienst in Konflikt. Ob zu Recht oder nicht, lässt sich an dieser Stelle nicht klären. Sein Zerwürfnis mit seiner einst engsten Vertrauten im Vorstand war wohl der Tropfen, der letztendlich zuviel war. Hoschi muss sich zudem selbst den Vorwurf machen, dass er sich beim Workshop übertölpeln liess. Wäre er schlauer, aufmerksamer und interessierter gewesen, wäre er am Schluss nicht mit leeren Händen da gestanden. Aber auch die andern Vorstände bekommen ihr Fett weg: Dass es der Restvorstand soweit hat kommen lassen, muss dieser als Kritik entgegen nehmen. Es wäre Pflicht gewesen, hinzuschauen und frühzeitig Gegensteuer zu geben. Zudem wurde beim Workshop übersehen, dass es in einem Verein im Allgemeinen, und bei einem Fanclub im Speziellen bei aller Pragmatik auch um Emotionen geht. Wenn man einem verdienstvollen und engagierten Mitglied Verantwortlichkeiten weg nimmt, so hat dies unabsehbare, emotional begründete Konsequenzen. Zudem kann sich einer nur übertölpeln lassen, den man übertölpeln will. Letztendlich hat jedoch Hoschi seinen freiwilligen Rücktritt gegeben, bevor die Entscheide aus dem Workshop durch den Gesamtvorstand abgesegnet wurden. Und weil es nicht Hoschis erster Rücktritt war, wurde dieser diesmal akzeptiert.

 

Der Fall «Sommer AG»

Völlig anders liegt der Fall «Sommer AG». Hier hat der Vorstand des Fanclub SCL Tigers richtig gehandelt. Dass der Entscheid, den Carunternehmer zu wechseln, nicht einstimmig war (eine Gegenstimme, keine Enthaltung), tut nichts zur Sache. Inwieweit Hoschi mit dem bisherigen Unternehmen verbandelt oder befreundet ist, entzieht sich der Kenntnis des Schreibenden. Tatsache ist, dass Hofstetter bereits bei früheren Gelegenheiten mit Rücktritt gedroht hat, sollte das Unternehmen gewechselt werden. Der Entscheid selbst ist pragmatisch begründet. Ein Verein wie der Fanclub SCL Tigers ist seinen Mitgliedern verpflichtet, dabei insbesondere seinen Helfern, welche für die Auswärtsfahrten hunderte von Stunden pro Saison ehrenamtlich arbeiten. Bietet ein Unternehmen zu gleichen Preisen Entlastungen an, so hat der Vorstand die heilige Pflicht, diese bei seinem Entscheid zu werten. Obwohl auf das Unternehmen Sommer AG stets Verlass war, wäre ein anderer Entscheid als der gefällte ein Skandal gewesen.

 

Dass Bernhard Stucki von der Sommer AG die Gründe für den Wechsel nicht gekannt haben will, ist nicht nachvollziehbar. Er wurde mit den Offerten der andern im Rennen verbliebenen Firmen konfrontiert, und hätte Gelegenheit gehabt, sein eigenes Angebot nachzubessern. Da er es nicht tat, entschied der freie Markt, welchem sich auch Stucki als freier Unternehmer stellen muss. Akzeptiert er die Regeln nicht, so ist er in seiner Position am falschen Platz. Zudem ist die Rolle, die Stucki nun spielt, äusserst fragwürdig. Der Entscheid, mit Schneider Reisen zu fahren, ist vorerst für ein Jahr gefällt. Dann werden die Fahrten neu ausgeschrieben. Wie der Verein beim jetzigen Verhalten von Stucki die Fahrten nochmals an Sommer vergeben soll, weiss wohl nur Stucki selbst. Mit seinem Verhalten verbaut sich der beleidigte (und wohl emotional überforderte) Stucki die Brücken zu einem zukünftigen Auftrag gleich selbst. Denn so verfährt man nicht mit einem Kunden, mit welchem man über zehn Jahre gutes Geld verdient hat (in der letzten Saison 72'000 Franken Umsatz !!!), und den man zurück gewinnen möchte.

 

Fanclub SCL Tigers ist Veranstalter und trägt das Risiko

Vereinzelt tauchte die Meinung auf, die Caruntenehmen seien die Veranstalter der Reisen. Dies stimmt nicht! Veranstalter ist der Fanclub SCL Tigers, welcher auch die Defizite trägt, welche die 10 Franken – Fahrten verursachen. Die Carunternehmen erhalten den abgemachten, offerierten Preis, und sie tragen bei den Fahrten keinerlei finanzielles Risiko. Für sie ist es deshalb ein normales Geschäft. Dass es offensichtlich ein interessantes Geschäft ist, bei welchem es auch etwas zu verdienen gibt, zeigen die Offerten der Konkurrenz. Zu verdanken haben die Reisenden die tiefen Preise demnach nicht den Carunternehmen, sondern dem veranstaltenden Verein. Dieser muss nämlich das Defizit anderswo wieder einspielen.

 

Aufruf

Was geschehen ist, ist geschehen. Rückgängig machen kann man nichts mehr. Es geht nun darum, zu erkennen, dass alles, was aufgebaut wurde, letztendlich dazu dient, den SCL Tigers zu nützen. Es darf deshalb nicht sein, dass sich wegen Befindlichkeiten von Einzelpersonen die Fans zerstreiten, oder dass diese Einzelpersonen (bewusst oder unbewusst) versuchen, die Fanszene zu spalten. Was gemeinsam geschaffen wurde, muss gemeinsam erhalten werden. Dies liegt in der Verantwortlichkeit aller. Vergessen wir nicht: Die SCL Tigers haben immer noch Probleme. Einer ihrer grössten Aktivposten der letzten Jahre waren die Fans. Dies vor allem wegen deren Auftreten und Einigkeit. Daran müssen wir wieder arbeiten, damit dieses besondere Kapital der Tiger erhalten bleibt.