Heute sahen wir das wahre Langnau:

Grosser Sieg gegen den Meisterschaftsfavoriten

Die SCL Tigers bezwingen den Titelfavoriten EV Zug in einem begeisternden Spiel hoch verdient mit 5:3 Toren. Gegenüber dem ebenfalls gewonnenen Spiel gegen Gottéron zeigten die Langnauer nochmals eine erhebliche Steigerung.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier trifft Stefan Rüegsegger nach einer Traumkombination nur den Pfosten (24.). Bild: Susanne Bärtschi

 

Die Matchuhr zeigte gerade die 49. Minute an, das Spiel war in diesem Moment unterbrochen und dauerte noch genau 11 Minuten und 11 Sekunden, es stand 3:3, und obwohl die SCL Tigers längst hätten deutlich führen müssen, stand alles auf des Messers Scheide, da bemerkte der beliebteste Polizist des Emmentals, der für Radio Neo1 so leidenschaftlich kommentierende Pesche Minder: «Schau mal auf die Machuhr. Da steht mein Geburtsdatum drauf. Jetzt kommt alles gut.» Aberglaube? Wir wissen es nicht definitiv. Aber es kam gut. 2,25 Minuten später schlug es hinter Lesonardo Genoni zum 4. Mal ein. Die Tiger spielten zu diesem Zeitpunkt in doppelter Überzahl. Zuerst Johann Morant, und danach noch Oscar Lindberg (wegen eines Kniestichs sogar für fünf Minuten plus Restausschluss) ermöglichten es Harri Pesonen, seine Mannschaft in Führung zu schiessen. Die Tiger brachten danach den Sieg ins Trockene. Harri Pesonen skorte in der 60. Minute ins leere Tor zur Spielentscheidung.

Es war ein hochverdienter Sieg nach einer tollen Leistung der SCL Tigers gegen einen EV Zug, der alles andere als eine enttäuschende Leistung zeigte. Im Gegenteil: Die Innerschweizer, die am Samstag gegen den HC Lausanne im Startdrittel richtiggehend überfahren wurden und schliesslich knapp ihre erste Niederlage bezogen, waren im Emmental auf Wiedergutmachung aus und gaben von Beginn weg Vollgas.

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Nachdem sich beide Team je eine gute Tormöglichkeiten erspielt hatten (in der 88. Minute Sven Senteler für den EV Zug, zwei Minuten später Harri Pesonen für die Langnauer) eröffnete Dario Simion in der 7. Minute das Score zugunsten der Gäste. Er profitierte davon, dass die Gastgeber die Scheibe zuerst hinter und dann vor dem eigenen Tor nicht unter Kontrolle brachten und schob schliesslich relativ ungehindert ein. Doch die Tiger, die zwar gut aus der Kabine kamen, sich aber dem Tempo der Innerscheizer noch etwas anpassen mussten, kamen nun besser in Fahrt.

In der 15. Minute erkämpften sich Chris DiDomenico und Anthony Huguenin an der Bande den Puck, Letzterer zog einen Schuss in Richtung EVZ-Tor, wo Pascal Berger den Flatterpuck noch ablenkte. Leonardo Genoni war zum ersten Mal geschlagen. Gut zwei Minuten später schepperte es zum zweiten Mal hinter dem letztjährigen Meistergoali. Nach einer schönen Kombination mit Harri Pesonen kam Sebastian Schilt frei zum Schuss. Die erstmalige Führung der SCL Tigers war perfekt. Und es schien noch besser zu kommen. Kurz vor Drittelsende musste Zugs Oscar Lindberg wegen eines späten Checks auf die Strafbank. Die Langnauer würden also den Mittelabschnitt in personeller Überzahl in Angriff nehmen können.

 

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Hier hämmert Sebastian Schilt den Puck zur 2:1 - Führung für die SCL Tigers in das von Leonardo Genoni gehütete EVZ-Tor (17.). Bild: Susanne Bärtschi

 

Doch dieser Schuss ging nach hinten los. Lediglich 26 Sekunden waren im Mitteldrittel gespielt, und die Langnauer waren trotz Überzahl noch nicht vor dem Zuger Tor aufgetaucht, als sie zum zweiten Mal an diesem Abend vor dem eigenen Kasten den Puck nicht unter Kontrolle brachten. Diesmal profitierte der Ex-Tiger Yannick Lennart Albrecht.

Ein Shorthander zum Auftakt eines Drittels ist alles andere als das, was die Moral einer Mannschaft stärkt. Doch die Langnauer leissen sich von diesem Missgeschickt überhaupt nicht ablenken. Sie spielten weiter, als wäre nichts geschenen. Mal für Mal tauchten sie mit schönen Kombiantionen vor dem Zuger Tor auf und erspielten und erarbeiteten sich Tormöglichkeit um Tormöglichkeit. Es war wirklich eine Freude, dem Geschehen zuzuschauen. Sahen wir gegen Gottéron trotz des Sieges noch nicht das wahre Langnau, so haben wir es heute gesehen. Und der Lohn liess nicht lange auf sich warten. In der 23. Minute brachte Yannick Blaser den Puck Richtung Tor, Raphael Kuonen lenkte ab, die erneute Langnauer Führung war Tatsache.

Und die Tiger powerten weiter, erspielten sich Möglichkeiten allerbester Art. Am nächsten am Erfolg war Stefan Rüegsegger, der in der 24. Minute nach einer Traumkombination statt des leeren Tores nur den Pfosten traf. Obwohl er diesen Treffer hätte erzielen müssen, sind seine Fortschritte unübersehbar. Der Junge kommt nicht nur - er ist schon da !!! Das ist offensichtlich. Er wird uns noch viel Freude bereiten. Aber eben: Wie oft, wenn der Treffer auf der einen Seite nicht fallen will, fällt er eben auf der anderen Seite. Der dritte Zuger Treffer in der 39. Minute war ebenfalls ein Ablenker, diesmal auf eine Hereingabe. Die Langnauer waren mit dem unentschiedenen Spielstand nach 40 Minuten schlecht bedient.

Trotzdem kamen nie wirklich Zweifel auf über den Ausgang dieser Partie. Denn das Team von Coach Heinz Ehlers zeigte auch im Schlussdrittel, dass es diesen Sieg will. Der weitere Verlauf dieses Spiels ist bekannt. Sie spielten ruhig und konzentriert. Und sie liessen sich durch gelegentliche Missgeschicke (zwei Mal Puck nicht unter Kontrolle gebracht, ein Shorthander) nicht vom weg abbringen. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass das Selbstvertrauen stimmt.

Für Sebastian Schilt war es der Kampf, der zum Sieg führte: «Wir wussten, dass wir werden kämpfen müssen, und zu Beginn mussten wir uns ans Tempo des Gegners anpassen. Aber dann kamen wir immer besser ins Spiel.» Angeführt von vier ausgezeichneten Ausländern (heute pausierte Aaron Gagnon) zeigte die ganze Mannschaft eine hervorragende Leistung. Die SCL Tigers sind definitiv in dieser Meisterschaft angekommen. Es ist zu erwarten, dass sich auch in dieser Saison wieder eine sehr gute Rolle spielen werden. Die Vorausetzungen dazu sind gegeben.

 

SCL Tigers - EV Zug 5:3 (2:1, 1:2, 2:0)

Ilfishalle, 5'538 Zuschauer. SR: Urban/Tscherrig, Altmann/Ambrosetti. Tore: 7. Simion (Kovar) 0:1. 15. P. Berger (Huguenin, DiDomenico) 1:1. 17. Schilt (Pesonen) 2:1. 21. Albrecht (Ausschluss Lindberg!) 2:2. 23. Kuonen (Blaser, Maxwell) 3:2. 39. Matschini (McIntyre, Lindberg) 3:3. 52. Pesonen (Blaser, Ausschlüsse Morant, Lindberg) 4:3. 60. Pesonen (DiDomenico, ins leere Tor) 5:3. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers. 4-mal zwei Minuten + 1-mal fünf Minuten (Lindberg, Kniestich) gegen den EV Zug.

SCL Tigers: Punnenovs; Lardi, Erni; Leeger, Glauser; Blaser, Schilt; Huguenin, Cadonau; Neukom, Maxwell, Kuonen; Pesonen, Berger, DiDomenico; Dostoinov, Earl, Schmutz; Sturni, Diem, Rüegsegger.

EV Zug: Genoni; Diaz, Morant; Alatalo, Schlumpf; Zgraggen, Zryd; Thiry; Hofmann, Kovar, Simion; McIntyre, Lindberg, Martschini; Bachofner, Senteler, Klingberg; Zehnder, Albrecht, Leuenberger; Schnyder:

Bemerkungen: SCL Tigers ohne In-Albon (verletzt), Gagnon (überzählig), Grossniklaus, Bircher, Andersons, Melnalksnis (alle Partnerteams). EV Zug ohne Thorell (überzählig). 57.50: Timeout EV Zug.