Gibt Dan Ratushnys Entlassung in Lausanne FANTIGER recht?

Heinz Ehlers wäre der richtige «Trainer des Jahres» gewesen

Dan Ratushny wurde im vergangenen Frühjahr zum besten Trainer der NLA-Qualifikation gewählt. Nun wurde er in Lausanne entlassen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Bild: eliteprospect.com

 

Wahlen von scheinbar besten Spielern und Trainern sind nicht so meine Sache. Das gebe ich unumwunden zu. Doch der Wandel von den Mannschaftssportarten hin zu Einzelsportlern hat sich längst vollzogen. Dies ist der Zeitgeist. Das kann man gut finden oder nicht: Ändern lässt es sich nicht. Störend ist aber, wenn nur oberflächlich gewählt wird.

Dan Ratushny ist sicher ein guter Trainer. Es war nicht die erste Trainerwahl, die er gewann. 2012 wurde er in Deutschland zum Trainer des Jahres gewählt. Dass ein Trainer entlassen wird, ist weder neu, noch dient es als Aussage für oder gegen die Qualität seiner Arbeit. In den meisten Fällen hat es einfach nicht gepasst, oder Zufälligkeiten (Pech) haben in eine Krise geführt, aus der wieder heraus zu finden, neue Kräfte nötig waren. Ein Trainer kann in einer Saison entlassen werden und in der darauffolgenden mit einem neuen Klub Meister werden, oder eben umgekehrt.

Es ist nicht die Entlassung, die mich sagen lassen, dass die Wahl von Dan Ratushny im vergangenen Frühjahr zum Trainer der NLA-Qualifikation eine oberflächliche war. Hätten die für die Wahl Verantwortlichen genauer hingeschaut, hätten sie gesehen (sehen müssen), dass die Arbeit von Heinz Ehlers in Langnau viel bemerkenswerter war als diejenige von Ratushny in Lausanne. Lest dazu meinen Blog vom 13. März dieses Jahres.

Wahlen, die aus Mannschaftssportlern Einzelsportler machen, sollten immer auch die Voraussetzungen prüfen, unter denen die Sportler ihre Leistungen erbringen. Im Gegensatz zu richtigen Einzelsportlern sind nämlich Mannschaftssportler auf ihre Mannschaften, bzw. auf ihre Mitspieler angewiesen. Weder ein Wayne Gretzky im Eishockey noch ein Cristiano Ronaldo oder ein Lionel Messi im Fussball haben je in ihrer Karriere ein Spiel im Alleingang gewonnen. Egal, wie viele Tore sie zum jeweiligen Sieg beitrugen.

Ausnahmespieler sind diejenigen, die bei Spielen zwischen zwei sonst gleichwertigen Teams den Unterschied zugunsten ihrer Mannschaft machen können. Die Besten davon machen den Unterschied etwas öfters als ihre Konkurrenten. Doch es zählen vor allem Titel und erzielte Tore. Es ist fast nie ein Abwehrspieler, der eine solche Wahl gewinnt. Egal, wie gut er ist. Petteri Nummelin schaffte die Wahl zum MVP im Jahr 2003 als Abwehrspieler beim HC Lugano. Der HCL wurde damals Meister. Ob es Nummelin zum MVP gereicht hätte, wenn er nicht auch noch Liga-Topscorer gewesen wäre, werden wir nicht mehr erfahren. So oder so gilt er als eine der wenigen Aunahmen. Im Fussball heisst die Ausnahme übrigens Fabio Cannavaro, der 2006 als Abwehrspieler zum Weltfussballer des Jahres gewählt wurde.

Bei den Trainern ist die Wahl komplizierter. Sie müssen aus den Spielern, die sie haben, das Beste herausholen. Selbstverständlich tragen auch hier Statistiken einen wesentlichen Anteil zur Wahl bei. Doch noch mehr als bei den Spielern werden Statistiken allein der tatsächlich geleisteten Arbeit, bzw. den Erfolgen der Trainer nicht gerecht. Dass die SCL Tigers in der letzten Saison mit ihrem limitierten Potential und nach dem völlig missratenen Start unter Scott Beattie noch bis fast zuletzt würden um einen Rang unter den erstan Acht mitreden können, hätte ihnen niemand zugetraut. Dies war die viel grössere Überraschung als der vierte Rang des HC Lausanne in de Qualifikation. Denn erstens realisierte Heinz Ehlers bei den Spielen, bei denen er die Verantwortung an der Bande in Langnau trug, den besseren Punkteschnitt als Ratushny in Lausanne, und zweitens musste er mit weniger Potential auskommen.

Heinz Ehlers konnte in Langnau in dieser Saison nach einem Fehlstart die Weichen wieder in die richtige Richtung stellen. Dan Ratuschny überstand den Fehlstart des LHC nicht. Trotz des 8:4 Sieges gestern im Romand-Derby gegen Servette wurde er frei gestellt. Diese Freistellung ist wie bereits die Entlassung von Heinz Ehlers im Sommer 2016 an gleicher Stätte ein Zeichen der gestiegenen Erwartungen beim Lausanne HC. Die von Kloten nach Lausanne gezügelten Investoren scheinen etwas nicht zu haben: Gdeuld. Wie lange sie mit dem LHC Geduld haben werden, falls sich der Erfolg nicht in absehbarer Zeit einstellt, steht in den Sternen. Der LHC steht irgendwo zwischen einem dauerhaften, ernsthaften Anwärter auf den Titel und einem Sportunternehmen, das dem Untergang geweiht ist.