Heinz Ehlers: «Haben Sie etwas anderes erwartet?»

Ja, Herr Ehlers, das haben wir!

Die SCL Tigers starten mit zwei Niederlagen in die neue Meisterschaft. Dies ist nicht aussergewöhnlich. Erstaunlich ist viel mehr eine Frage des Tigers-Coachs.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Heinz Ehlers legt grossen Wert auf ein wohl geordnetes Defensivsystem. Er kann sehr grantig werden, wenn dieses nicht stimmt. (Bild: zvg)

 

Ja, wir haben etwas anderes erwartet. Oder zumindest erhofft. Lagen wir damit derart falsch? Wenn es nach Heinz Ehlers geht, schon. «Haben Sie etwas anderes erwartet?» fragte der Tigers-Coach auf die Bemerkung eines Berichterstatters, der darauf hinwies, dass sich die SCL Tigers bereits wieder in den Tabellenregionen befinden, in der wir sie zumindest so früh nicht sehen möchten. Nochmals: Ja, wir haben höhere Erwartungen als auch schon. Schliesslich waren die Tiger auf dem Transfermarkt doch ziemlich aktiv. Drei neue Ausländer (Antti Erkinjuntti, Aaron Gagnon, Eric Himmelfarb) und fünf neue Schweizer Spieler (Anton Gustafsson, Emanuel Peter, Benjamin Neukom, Federico Lardi, Samuel Erni) sind gekommen. Zwar sind dies keine «Superkracher», aber die Mannschaft hat durch die Zuzüge zumindest in der Breite an Qualität gewonnen. Zudem ist diesmal Coach Heinz Ehlers von Beginn weg dabei und hat sich bei den Transfers einbringen können.

Herr Ehlers, betrachten Sie es als ein grosses Kompliment an Sie, wenn die Erwartungen höher sind als in vergangenen Jahren. Sie haben nämlich in der letzten Saison einen Superjob gemacht. Übrigens zuvor auch in Lausanne, Langenthal und Biel. Da muss einer kein Hockeyfachmann sein, wenn er die Erwartungen etwas höher schraubt. Das ist doch völlig normal. FANTIGER findet sogar, dass es eine Beleidigung an Sie und eine Geringschätzung Ihrer Arbeit wäre, wenn wir jetzt, wo Sie von Beginn weg dabei sind, wo Sie die ganze Vorbereitung mit dem Team gemacht haben und bei den Transfers Einfluss nehmen konnten, nicht entsprechende Erwartungen hätten.

Wir wissen alle, dass bei einem Startprogramm gegen den Titel-Mitfavoriten ZSC Lions und den schon fast traditionell einen Meisterschafts-Blitzstart hinlegenden EHC Biel zwei Niederlagen zum Saisonauftakt nicht ausgeschlossen werden können und damit noch nichts verloren ist. Doch wenn wir die Testspiele einrechnen, dann hat Ihre Mannschaft jetzt von zehn Spielen deren neun verloren und auch das zehnte lediglich nach Penaltyschiessen gewonnen. Dies allein genügt natürlich nicht, um uns zu beunruhigen. In Erstaunen versetzt uns hingegen die Art und Weise der Niederlagen in den beiden Meisterschaftsspielen. Während in den Vorbereitungsspielen die Defensivleistung der Mannschaft meistens stimmte, war diese in den Spielen, in denen es zählt, plötzlich ungenügend. Zehn Gegentore in zwei Spielen sind einfach zu viel. Darüber kann auch die gesteigerte Offensive, die ja in den Testspielen der Grund für die Niederlagen war, nicht hinweg trösten. Zehn Gegentore zum Auftakt mit dem System Ehlers, das kann es doch wirklich nicht sein. Und da wundern Sie sich, dass wir etwas anderes erwarten?

Es sind erst zwei Spiele gespielt. Wie erwähnt, konnten zwei Niederlagen in den beiden Startspielen nicht ausgeschlossen werden. Wir sind auch weit davon entfernt, in Panik auszubrechen. Immerhin sind wir uns in Langnau solche Starts in die Meisterschaften gewohnt. Da bringen uns auch die zehn Gegentore (noch) nicht aus der Ruhe. Sie werden dies schon hinkriegen. Da sind wir uns sicher.

Aber Sie sollten die Erwartungshaltung der Fans und Berichterstatter nicht kritisieren (auch wenn dies möglicherweise nur ein einzelner ist). Auch dann nicht, wenn diese etwas hoch gesteckt sein sollte. Denn jede Sportorganisation lebt von den Fans und den Sponsoren, und da ist die Erwartungshaltung ein wesentlicher Faktor. Je höher die Erwartungshaltung, desto höher auch die Einnahmen. Um dies zu verstehen, muss ein Berichterstatter nichts, aber rein gar nichts von Eishockey verstehen. Dies ist reine Ökonomie. Insofern war nicht die Bemerkung des Berichterstatters unprofessionell, sondern Ihre Antwort darauf.