Zum Glück brauchen ihn die SCL Tigers nicht

Kevin Schläpfer heuert in Kloten an

Der EHC Kloten braucht einen neuen Trainer. Kevin Schläpfer machts. Der Baselbieter übernimmt die Flieger nach dem heutigen Spiel gegen den EV Zug. Eine Einschätzung.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Bild: Marcel Bieri

 

Kevin Schläpfer ist wieder fit und brennt darauf, wieder bei einem Klub an der Bande zu stehen. Klar war immer, dass dies wenn möglich ein Klub aus der obersten Spielklasse sein soll. Nun ist es der EHC Kloten, der Tabellenletzte der NLA.

Dessen Präsident Hans Ulrich Lehmann rettete den Verein nach dem Abgang der vorherigen Investoren zum HC Lausanne vor dem Konkurs, fiel aber seither immer wieder durch umstrittene Entscheidungen auf. Sein Sparkurs ist rigoros, weit rigoroser noch als der seinerzeitige Sparkurs, welcher den SCL Tigers nach deren Rettung im Sommer 2009 durch Peter Jakob verordnet wurde.

Doch anders als die SCL Tigers leistet sich der EHC Kloten einen der teuersten Spieler der NLA: Denis Hollenstein. Der Sohn des legendären Felix (Fige) Hollenstein ist ebenso talentiert wie sein Vater, aber hat nicht die gleichen Qualitäten als Leader und erzielt deshalb in der schweirigen Situation, in welcher der Verein steckt, nicht die gleiche Wirkung. Mit anderen Worten: Die Differenz zwischen seinem Lohn und den Löhnen seiner Mitspieler könnte weitaus grösser sein als die Differenz der Wirkungen. Und dies könnte früher oder später zu Unstimmigkeiten in der Mannschaft führen.

Kevin Schläpfer, der beim EHC Kloten so oder so schon eine schwierige Situation handeln muss, könnte also früher oder später ein «Problem Hollenstein» bekommen. Doch auch wenn dies nicht der Fall sein sollte, ist es erstaunlich, dass ein Team, das mit Hollenstein, Vincent Praplan und Patrick von Gunten gleich drei Internationale und ausgewiesene Könner in seinen Reihen hat, als Team nicht besser funktioniert. Das Leistungsgefälle zwischen den Besten und einigen Mitläufern muss deshalb beträchtlich sein.

Kevin Schläpfer hat zuerst als Sportchef, dann zwei mal als Nottrainer und dann als Coach beim EHC Biel erstaunliche, ja ausserordentliche Leistungen vollbracht. Die Skepsis der Experten vor seiner Amtsübernahme als Headcoach in Biel war riesig. Als Clown wurde er bezeichnet, und niemand rechnete damit, dass er die Arbeit in Biel als Trainer lange ausführen können würde. Doch Schläpfer widerlegte alle und scheiterte erst in der letzten Saison an seiner Gesundheit. Offenbar wurde bei einer Operation gepfuscht, was eine Rückkehr aufs Eis vorerst verunmöglichte. Seine Aura wurde dadurch zeitweilig in Mitleidenschaft gezogen.

Doch Schläpfer ist immer noch Schläpfer. Es liegt an der Führung des EHC Kloten, ihm ein Umfeld zu schaffen, wie er es beim EHC Biel hatte. Denn nur so ist sicher gestellt, dass Schläpfer auch in Kloten erfolgreich arbeiten kann.

Ich zähle mich nicht zu den Experten. Vielleicht ist dies der Grund, dass ich nicht an Schläpfers Fähigkeiten zweifle. Doch ich zweifle daran, dass der EHC Kloten eben dieses Umfeld schaffen kann. Der neue Trainer hat viel zu verlieren. Viele der damaligen Skeptiker verstecken sich heute hinter der Aussage, dass Schläpfer eben nur in Biel funktionieren könne. Wenn Schläpfer in Kloten scheitert, könnte dies das Ende seiner NLA-Karriere bedeuten.

Deshalb ist es aus meiner Sicht in diesem speziellen Fall schwer nachvollziehbar, dass Kevin Schläpfer diesen Entscheid gefällt hat. Denn dieser ist äusserst risikobehaftet. Mit entscheidend könnte gewesen sein, dass der Neo-Klotener gesehen hat, dass es ihn in Langnau nicht brauchen wird. Nach dem harzigen Start unter Heinz Ehlers haben die SCL Tigers nun aber Tritt gefasst. Eine Wende, die nicht jeder Coach schafft. Heinz Ehlers hat damit gezeigt, dass er auch schwierige Situationen meistern kann.

Wir sind gespannt, wie lange der Schläpfer-Effekt in Kloten anhalten wird. Ob es überhaupt einen geben wird?

So oder so: Kevin Schläpfer ist zurück im Eishokcey-Geschäft. Er ist einer, der immer auch für einen gewissen Unterhaltungseffekt gut ist, und der sein Herz manchmal auch ein bisschen auf der Zunge trägt. Dies kann der Sportart mit all den mediengeschulten Langweilern nur gut tun.