Langnau achtbar, aber zu harmlos

Lassen wir den letzten Gegentreffer ins leere Tor zu Beginn der 58. Minute durch Cory Conacker mal aussen vor, so trotzten die SCL Tigers bei spielerischem Gleichstand ihrem Gegner ein 2:2 ab. Leider lassen sich bei spielerischem Gleichstand eher selten die Spiele gewinnen, wenn man die Spezialsituationen verliert. Genau da bestanden jedoch zwischen den beiden Mannschaften riesige Unterschiede. Während die Langnauer vier gegnerische Strafen ungenützt liessen, verwerteten die Lausanner zwei von fünf Ausschlüsse gegen die Tiger. Im Startdrittel sassen während zwei Minuten sogar gleich zwei Lausanner auf der Strafbank. Was die Langnauer da zeigten, was an Harmlosigkeit nicht zu überbieten. Aber auch bei den beiden weiteren Möglichkeiten war von Rock’n’roll im gegnerischen Drittel nichts zu erkennen. Dagegen die Waadtländer: Wann immer einer der Gäste in der Kühlbox sass, ging in deren Drittel ein wahres Feuerwerk ab. Die Langnauer wehrten sich da mit Händen und Füssen, doch zwei Mal wurde halt die Gegenwehr trotzdem geknackt. Der Unterschied in dieser Partie war damit gemacht.

Geknickt wurden die Hoffnungen auf einen Punktgewinn erst in der 52 Minute mit Cody Almonds Treffer zu 4:2. Kurz zuvor spielten die Langnauer sogar noch in Überzahl, was die Möglichkeit zum Ausgleich mit sich brachte. Das Team von Rikard Franzén war also keineswegs nur Kanonenfutter, obwohl nur mit einem Ausländer (Ben Maxwell) und mit Gianluca Zaetta anstelle des verletzten Ivars Punnenovs im Tor angetreten. Mehr noch: Lausanne schien an diesem Abend trotz mehrheitlicher, deutlicher Dominanz nicht unverwundbar. Steigerungspotential ist auf Langnauer Seite vor allem defensiv noch vorhanden. Die Mannschaft wirkte da nicht immer stilsicher. Ob auch offensiv mehr drin liegt, wird sich weisen müssen In den ersten beiden Dritteln fanden lediglich 11 Schüsse den Weg auf das Lausanner Tor. Trotzdem waren da zwei Treffer an die Torumrandung (28. und 43. Minute dabei). Eben – so viel hätte für einen Punktgewinn an diesem Abend gar nicht gefehlt, obwohl da gefühlt doch einiges an Differenz zwischen diesen beiden Mannschaften bestand.

Es wird allerdings sehr interessant werden, zu beobachten, wie sich die jungen Spieler, welche unter normalen Umständen nie so viel Eiszeit erhalten würden wie jetzt, im Laufe der Saison entwickeln werden. Hier liegt die grosse Chance der SCL Tigers. Sie sind zwar der «grosse Favorit» auf Rang 12 in der diesjährigen Qualifikation. Aber diese Rolle muss nicht zwangsläufig etwas heissen. Das Spiel gegen den HC Lausanne hat ja gerade gezeigt, dass Punktgewinne trotzdem in Reichweite sind. Die Mannschaft muss aber auch noch etwas frecher werden.

HC Lausanne – SCL Tigers 5:2 (1:0, 2:1, 2:1)

Vaudoise-Arena, 4'815 Zuschauer. SR: Salonen/Müller, Gnemmi/Bürgi. Tore: 6. Jooris (Barberio, Coacker, Ausschluss Neukom) 1:0. 22. Kenins (Jooris, Heldner) 2:0. 35. J. Schmutz (Sturny, Lardi) 2:1. 39. Bertschy (Kenins, Jooris) 3:1. 43. Maxwell (Kuonen, Blaser) 3:2. 52. Almond (Heldner, Emmerton) 4:2. 58. Conacker (Jooris, ins leere Tor) 5:2. Strafen: 4-mal zwei Minuten gegen Lausanne, 5-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Erni, Bandencheck) gegen die SCL Tigers.

HC Lausanne: Stephan; Frick, Heldner; Barberio, Genazzi; Marti, Grossmann; Antonietti, Krueger; Kenins, Jooris, Conacker; Maillard, Gibbons, Bertschy; Bozon, Emmerton, Almond; Douay, Jäger, Leone.

SCL Tigers: Zaetta; Leeger, Blaser; Erni, Lardi; Grossniklaus, Huguenin; Guggenheim; Weibel, Maxwell, Berger; J. Schmutz, F. Schmutz, Sturny; Dostoinov, Diem, Neukom; Kuonen, In-Albon, Andersons; Rüegsegger.

Bemerkungen: Lausanne ohne Froidevaux, Jörg, Oejdemark (alle überzählig), SCL Tigers ohne Punnenovs, Schilt, Earl, Salzgeber, Melnalksnis (alle verletzt), Bircher (überzählig). 28. Lattenschuss F. Schmutz. 43. Pfostenschuss Diem. SCL Tigers von 56.25 bis 57.03 ohne Torhüter.