Wieder 0:5 - diesmal gegen Davos:

Langnau derzeit nicht gut genug

Wie bereits vor vier Tagen gegen Gottéron beziehen die SCL Tigers erneut eine herbe 0:5 - Schlappe. Diesmal ist der Bezwinger Tabellennachbar Davos. Ab dem zweiten Drittel hatten die Langnauer nichts mehr zu bestellen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Eine Szene aux dem ersten Drittel: Hier ist der Tiger Rihards Melnalksnis schneller am Puck als der Davoser Topscorer Andres Ambühl. Solche Szenen hatten ab dem zweiten Drittel Seltenheitswert. Bild: zvg

Im ersten Drittel deutete noch nichts darauf hin, wie es später kommen sollte. In der Partie zwischen dem Tabellenletzten und dem Tabellenvorletzten hatte vorerst der Tabellenletzte die Hosen an. Die Langnauer agierten defensiv diszipliniert, liessen wenig zu und kamen vorne zu einigen ausgezeichneten Tormöglichkeiten, die sie allesamt ausliessen. Und vor allem: sie dominierten die Partie, waren in den ersten zwanzig Minuten die eindutig bessere Mannschaft. Der Sieger konnte eigentlich nur Langnau heissen.

In der ersten Pause schauten wir auf der Journalistentribüne auf die Tabelle. Weil sich der SC Bern in vorsorgliche Quarantäne begeben musste und deshalb sein Heimspiel gegen Gottéron nicht austragen konnte, winkte den SCL Tigers bei einem Sieg gegen den HC Davos der Sprung auf den 10. Platz. Auf einen Playoff-Rang. Vor allem aber: man würde den letzten Rang, die rote Laterne los. Das muss ja ebenfalls eines der angestrebten Ziele sein. In dieser Meisterschaft nicht A-Z nur das Schlusslicht zu sein. Man schien nahe dran. Doch wir wunderten uns auch. Wo war das Davoser Tempohockey? Davon war im ersten Drittel nichts zu sehen.

Denn immerhin. In dieser Partie standen sich nicht nur die schlechteste Defensive (Davos) gegen die miserabelste Offensivabteilung (Langnau) gegenüber. Die Davoser waren nicht wegen ihrer Offensive auf dem vorletzten Rang. Im Gegenteil: Ihre Torproduktion gehört zu den besten der Liga. Es sind die Gegentreffer, welche die Bündner da sein lassen, wo sie derzeit (noch) stehen. Aber eben: davon, dass da in Langnau eine der besten Offensivabteilungen der Liga am Werk sein soll, war gestern Abend im Startdrittel nichts zu sehen.

Es schien, als hätte Christian Wohlwend seinen Jungs in der ersten Pause etwas in den Pausentee getan. Denn der HCD war ab der 21. Minute nicht mehr wiederzuerkennen. Und ab sofort war es fertig mit der Langnauer Disziplin, mit der Langnauer Dominanz, und es war auch fertig mit den Träumen auf der Journalistentribüne von einem Playoffrang. Denn von nun an hechelten die Jungs von Coach Rikard Franzen nur noch hinterher. Sie waren dem Tempo der Davoser nicht gewachsen. Sie hatten - um es krass auszudrücken - schlicht und ergreifend nichts mehr zu bestellen. Die Mannschaft fiel richtiggehend auseinander.

Dass auf diese Weise Tore fallen mussten, dass sie irgendwann fallen würden, war klar. Immer waren die Davoser schneller am Puck. Immer war einer in guter Abschlussposition. Oft wurde gleich direkt abgeschlossen. Und wie so oft, wenn der Gegner schnell und intensiv spielt, häufen sich bei den SCL Tigers die Fehler. So beim 0:1, als Tim Grossniklaus hinter dem eigenen Tor die Scheibe verliert, oder beim 0:3, als sich Julian Schmutz - ebenfalls von hinter der Torlinie - einen kapitalen Fehlpass leistet. Dazwischen sieht beim 0:2 auch Ivars Punnenovs mal nicht ganz glücklich aus. Eigentlich also drei Langnauer Geschenke an den HC Davos. Es sind aber auch erzwungene Geschenke. Geschenke, die den Einheimischen abgerungen wurden. Unfreiwillige Geschenke also, auch der Davoser Geschwindigkeit geschuldet. Nach dem 0:3 war klar: Das wird heute nichts mit einem Sieg und einem Playoff-Rang. Das Schlussdrittel hätte man sich schenken können.

Zwei Bemerkungen wollen wir aber doch noch loswerden: Die Davoser leisteten sich zwei kleine Strafen. Nur zwei kleine Strafen. Beide Male spielten die Langnauer - was eher unüblich ist - ein druckvolles Powerplay, welches durchaus ein Tor verdient gehabt hätte. Gute Chancen waren also auch auf Seiten der SCL Tigers vorhanden. Nach dem ersten Drittel hätten die Emmentaler führen müssen. Niemand hätte gegen einen Zwei- oder sogar Dreitore-Vorsprung etwas einwenden können. Und hätte Tim Grossniklaus seine Grosschance in der 40. Minute genutzt, hätte möglicherweise der Anschlusstreffer die Hoffnung im Schlussdrittel zurückgebracht und zusätzliche Energie freigesetzt. Doch Grossniklaus nutzte die Chance nicht.

Auf der anderen Seite hätten die Davoser bei besererer Effizienz auch deutlich mehr Tore erzielen können. Die Differenz von fünf Toren war durchaus dem Spiel entsprechend. Allerdings - wir wissen es - sind die Tiger gefährlich, wenn sie einmal in Führung liegen. Steht auf ihrer Seite allerdings eine Null, ist klar, dass dies in dieser Partie nie der Fall war.

Nach ihrem zwischenzeitlichen Hoch mit drei Vollerfolgen in sechs Spielen sind die Tiger nun innehrhalb von nur vier Tagen auf den Boden der Realität zurückgeholt worden. Nach zwei von vier Heimspielen in Serie stehen sie mit 0 Punkten und einem Torverhältnis von 0:10 (!!!) da. Dies wäre äusserst besorgniserregend, wenn nicht in dieser Saison der Abstieg ausgesetzt wäre. Aber diese negative Serie gilt es ab sofort zu unterbrechen, am besten schon heute Abend gegen die Lakers aus Rapperswil. Denn andernfalls ist das Publikum nicht einmal mehr vor die Bildschirme zu locken. Das wäre dann wirklich fatal.

Der HC Davos wird, knüpft er ab jetzt an die Leistung gegen die SCL Tigers ab dem Mitteldrittel an, nicht mehr lange auf einem hinteren Tabellenrang verbringen. 

 

SCL Tigers - HC Davos 0:5 (0:0, 0:3, 0:2)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Tscherrig/Fluri, Stuber/Steenstra. Tore: 23. Frehner (Baumgartner, M. Wieser) 0:1. 34. Guerra (Baumgartner) 0:2. 36. (36.00) Palushaj (Lindgren) 0:3. 52. Corvi (Palushay, Lindgren, Ausschluss In-Albon) 0:4. 59. Baumgartner (M. Wieser, Frehner) 0:5. Strafen: 5-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 2-mal zwei Minuten gegen den HC Davos.

SCL Tigers: Punnenovs; Schilt, Blaser; Leeger, Glauser; Grossniklaus, Lardi; Bircher, Huguenin; Sturny, Berger, Neukom; Nilsson, Maxwell, Weibel; J. Schmutz, F. Schmutz, Petrini; Andersons, Melnalksnis, In-Albon.

HC Davos: Mayer; Jung, Nygren; Paschoud, Heinen; Guerra, Stoop; Barandun; Herzog, Corvi, Ambühl; Hischier, Lindgren, Palushaj; Frehner, Baumgarner, M. Wieser; Meyer, Egli, M. Aeschlimann.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Rüegsegger, Kuonen, Erni, Diem (alle verletzt), Zaetta (krank), Salzgeber, Guggenheim (U-20 Nati), Earl (abwesend), Dostoinov (überzählig). Davos ohne Kienzle, D. Wieser, Du Bois (alle verletzt), Knak, Turunen (abwesend)